Vi Et Armis
East India
2015

Schallhoerer
08.12.2021 - 03:09 Uhr
29
Top Rezension
8
Flakon
9
Sillage
9
Haltbarkeit
8
Duft

Die rauchige Teegesellschaft

Wenn eine Marke mit einem Slogan wie "In Smoke We Trust" wirbt, dann hat sie meine Aufmerksamkeit. Da bin ich ziemlich einfach gestrickt. Ich lese Rauch, ich rieche rein.

Beaufort London ist die vom Prodigy-Schlagzeuger Leo Crabtree gegründete Marke, die sich neben Düften auch Spirituosen widmet. Dabei geht man in beiden Fällen nicht den einfachen Weg.

Vi et Armis (lat. für "mit Waffengewalt") hieß dabei übrigens früher "East India" und stellt damit den Bezug zur im Jahre 1600 gegründeten britischen Handelsgesellschaft, der East India Company her. Mit dieser Gesellschaft wurden alle denkbaren Handelsgüter "verschifft". Offenbar musste sich Beaufort aber relativ schnell aus juristischen Gründen von diesem Namen verabschieden. Treffender hätte dieser aber nicht sein können.

Wir haben hier für Beaufort Düfte (mit Ausnahmen) den typischen Rauch im Vordergrund. Wo andere Marken diesen als Nebenschauspieler einsetzen, agiert der Rauch in Vi et Armis als Hauptdarsteller. Der erste Atemzug füllt die Lunge mit stechendem Rauch. Hier werden keine Kompromisse eingegangen. Tonangebend im Opening ist dann auch direkt eine grobe Portion an schwarzem Pfeffer, der ebenfalls in der Nase beißt und sich mit der warmen Würze des Kardamom ergänzt. Der Rauch überdeckt in dieser Phase des Duftes die restlichen Noten wie ein Umhang und es fällt einem schwer die einzelnen Noten in diesem Dickicht aus Qualm zu erkennen. Aber gerade das macht für mich den Reiz der Beaufort Düfte aus. Hier wird es einem nicht leicht gemacht, die Nase wird gefordert und man braucht eine gewisse Zeit, bis man durch diesen dichten Rauch "sehen" kann. Ganz tief im Hintergrund, unter all diesem Rauch, finden wir dann aber eine Tee-Note, die mit der Zeit immer präsenter wird und sich in den Vordergrund arbeitet. Für mich persönlich riecht das wie ein Tee mit zitrischem Einschlag. Im weiteren Verlauf kommt dann noch eine leicht alkoholische Note dazu, verfeinert den Tee und geht mit dem Rauch eine minimal süßliche Symbiose ein. Ich persönliche habe manchmal meine Probleme wenn es darum geht eine Tee-Note von einem trockenem Tabakblatt zu unterscheiden. Im späten Drydown nehme ich aber eine Note wahr, die sich von der bisherigen Tee-Note unterscheidet weshalb ich hier auf ein eher trockenen Tabak tippen würde. Das Oud als solches ist in diesem gesamtem Konstrukt nicht einzeln zu dechiffrieren. Wahrscheinlich verbindet es sich helfend mit den rauchigen Aspekten der Birke und des Weihrauchs.

Das geniale am Vi et Armis ist aber die konzeptionelle Gestaltung des Duftes. Hier liegt meiner Meinung nach ein olfaktorisches Meisterwerk vor. Die Grundidee war offenbar den Geruch eines Schiffes, dass allerlei Güter (Tee, Gewürze, Alkohol) transportiert und in ein Gefecht auf hoher See gerät, wiederzugeben. Und das ist meisterhaft in Szene gesetzt.

Bei der Haltbarkeit muss man sich bei Beaufort Düften keine Gedanken machen. Ich kann den Vi et Armis mit 2 Sprühstößen ohne Probleme über einen kompletten Arbeitstag wahrnehmen.

Durch die angenehme Teenote ist der Duft in meinen Augen tragbarer als z.B. ein Tonnerre aus dem selben Haus. Man muss aber schon ein ausgeprägtes Faible für rauchige bzw. extremere Düfte haben um Genuss an Vi et Armis zu verspüren.

Mit "In Smoke We Trust" hat man große Töne gespuckt, letztendlich aber auch abgeliefert. Der Vi et Armis ist ein konzeptionell meisterhaft austarierter Duft, der viele Extreme sowie seine Gegensätze in Einklang bringt und olfaktorisch auf eine spannende Schiffsreise einlädt.
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