30.01.2017 - 13:31 Uhr

Meggi
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Meggi
Top Rezension
15
Nix Marfa
Angeregt vom Namen unseres heutigen Kandidaten und von der Provenienz des Herstellers hatte ich mir vor Beginn meiner Tests von vier Brocards (vielen Dank an 0815abc!) überlegt, dass sich daraus eine kleine Reihe zu Frauen aus russischen Opern machen lassen könnte. Immerhin gibt es von Tschaikowskij eine Oper namens Pikowaja Dama, angelehnt an eine Erzählung Puschkins. Und bekanntlich rühre ich für das Opernschaffen ohnehin gerne mal die Werbetrommel.
Ich hatte an die glutvolle Marfa oder die ehrgeizige Marina aus Mussorgskijs Chowanschtschina bzw. Boris Godunow gedacht, an die irre Renata aus Prokofiews Feurigem Engel oder eben Lisa aus Tschaikowskijs oben genanntem Werk. Die Liste ließe sich verlängern, denn im Tontheater war die Emanzipation schon im 19. Jahrhundert allgemein sehr weit vorangeschritten. In Deutschland hatte beispielsweise Wagner die eine oder andere Figur ersonnen, vor der selbst ein Donald Trump winselnd seine am wenigsten kontrollierten Körperteile eingezogen hätte.
Allerdings mochten mir die Düfte für mein Vorhaben keine rechte Inspiration liefern. Es fehlte mir, das sei für alle vier vorweggenommen, an Tiefe und Üppigkeit, wahlweise an Brüchen, Reibungspunkten oder Entwicklungen, die ich zu literarischen Gestalten hätte in Bezug setzen mögen. Es hat nicht sollen sein und ich beschränke mich mithin auf Gebrauchs-Kommis.
Zum Duft: Die Meinetwegen-Mango ist reif, fast überreif, die Fruchtnote streift bereits das Morbide. Der zitrische Aspekt daran ist bloßes Beiwerk. Alsbald wandelt sich der Duft-Charakter hin zu einer Campino-Frucht-Note. Sie ist glücklicherweise nicht allein, sondern wird von einem süßlich-ambrierten Anflug begleitet. Böse Zungen könnten (angestiftet von den zugehörigen Nasen) nun sagen. Klar, Bonbon, aber das trifft es nicht. Dieses Bonbon ist zweifellos fein. Trotzdem hat es das unvermeidliche Problem jedes Frucht-Bonbons: Da mögen die Zutaten und Aromen noch so edel sein - auch der dezenteste zuckrige Mantel wird unweigerlich etwas davon verschlucken und am Ende bleiben relativ platte Frucht und ein säuerliches Stechen. Im Untergrund lässt sich tatsächlich ein Apfel-Geruch zugestehen, es „kandiert“ zu nennen, mag eine dem Bonbon-Eindruck geschuldete Ausflucht sein.
Rund eine Stunde hält sich unsere moderne Pik-Dame wacker, bis ES erscheint: Ein leichtes Stechen wie von „Si“-Johannisbeere. Aaaaaaha! Das würde die tief dunkelblaue, nahezu schwarze Farbe der Flüssigkeit erklären. Es handelt sich womöglich um einen Sud aus Schalen Schwarzer Johannisbeeren! Na ja, letztlich riecht es eher nach industriellem Johannisbeer-Gelee als nach echter Frucht. Sofern es ursprünglich ein Saft werden sollte, wäre leider ein Zacken zu viel Chemie hineingeraten und jetzt kannst Du das Zeug in einem Stück aus der Pulle ziehen.
Mit den angegebenen Sachen komme ich jedenfalls nicht hin, obwohl Rosen durchaus intensiv-beerige Aromen bieten können. Eventuell ist hier sogar ein Hagebüttchen vor Ort. Hagebutte zur Erzeugung von Beeren-Aromen – das war ein (in anderem Zusammenhang) von Seerose geäußerter Gedanke und eine gute Idee.
Aus dem leichten Stechen wie von Si-Johannisbeere wird, je nach Auftragsmenge, ein mehr oder weniger penetrantes Stechen wie von Si-Johannisbeere. Die mildernden Beigaben, in erster Linie Sauber-Moschus, haben dagegen kaum eine Chance. Eine helle Holznote am Nachmittag, vielleicht inklusive einer Winzigkeit staubigen Patchoulis, bringt auch keine Abhilfe, unterstreicht vielmehr den längst synthetischen Gesamt-Eindruck.
*wart*
*wart*
*wart*
Ähem – passiert eigentlich noch was?
Der Tag geht, das Stechen bleibt.
Fazit: Ein ziemlich geradliniger Vertreter. Keineswegs schlecht oder untragbar – darin eben ähnlich Si (das ich, das sei ergänzt, persönlich lediglich in der Intense-Version gründlich getestet habe!). Ich finde The Queen of Spades Modern mittelmäßig.
Ich hatte an die glutvolle Marfa oder die ehrgeizige Marina aus Mussorgskijs Chowanschtschina bzw. Boris Godunow gedacht, an die irre Renata aus Prokofiews Feurigem Engel oder eben Lisa aus Tschaikowskijs oben genanntem Werk. Die Liste ließe sich verlängern, denn im Tontheater war die Emanzipation schon im 19. Jahrhundert allgemein sehr weit vorangeschritten. In Deutschland hatte beispielsweise Wagner die eine oder andere Figur ersonnen, vor der selbst ein Donald Trump winselnd seine am wenigsten kontrollierten Körperteile eingezogen hätte.
Allerdings mochten mir die Düfte für mein Vorhaben keine rechte Inspiration liefern. Es fehlte mir, das sei für alle vier vorweggenommen, an Tiefe und Üppigkeit, wahlweise an Brüchen, Reibungspunkten oder Entwicklungen, die ich zu literarischen Gestalten hätte in Bezug setzen mögen. Es hat nicht sollen sein und ich beschränke mich mithin auf Gebrauchs-Kommis.
Zum Duft: Die Meinetwegen-Mango ist reif, fast überreif, die Fruchtnote streift bereits das Morbide. Der zitrische Aspekt daran ist bloßes Beiwerk. Alsbald wandelt sich der Duft-Charakter hin zu einer Campino-Frucht-Note. Sie ist glücklicherweise nicht allein, sondern wird von einem süßlich-ambrierten Anflug begleitet. Böse Zungen könnten (angestiftet von den zugehörigen Nasen) nun sagen. Klar, Bonbon, aber das trifft es nicht. Dieses Bonbon ist zweifellos fein. Trotzdem hat es das unvermeidliche Problem jedes Frucht-Bonbons: Da mögen die Zutaten und Aromen noch so edel sein - auch der dezenteste zuckrige Mantel wird unweigerlich etwas davon verschlucken und am Ende bleiben relativ platte Frucht und ein säuerliches Stechen. Im Untergrund lässt sich tatsächlich ein Apfel-Geruch zugestehen, es „kandiert“ zu nennen, mag eine dem Bonbon-Eindruck geschuldete Ausflucht sein.
Rund eine Stunde hält sich unsere moderne Pik-Dame wacker, bis ES erscheint: Ein leichtes Stechen wie von „Si“-Johannisbeere. Aaaaaaha! Das würde die tief dunkelblaue, nahezu schwarze Farbe der Flüssigkeit erklären. Es handelt sich womöglich um einen Sud aus Schalen Schwarzer Johannisbeeren! Na ja, letztlich riecht es eher nach industriellem Johannisbeer-Gelee als nach echter Frucht. Sofern es ursprünglich ein Saft werden sollte, wäre leider ein Zacken zu viel Chemie hineingeraten und jetzt kannst Du das Zeug in einem Stück aus der Pulle ziehen.
Mit den angegebenen Sachen komme ich jedenfalls nicht hin, obwohl Rosen durchaus intensiv-beerige Aromen bieten können. Eventuell ist hier sogar ein Hagebüttchen vor Ort. Hagebutte zur Erzeugung von Beeren-Aromen – das war ein (in anderem Zusammenhang) von Seerose geäußerter Gedanke und eine gute Idee.
Aus dem leichten Stechen wie von Si-Johannisbeere wird, je nach Auftragsmenge, ein mehr oder weniger penetrantes Stechen wie von Si-Johannisbeere. Die mildernden Beigaben, in erster Linie Sauber-Moschus, haben dagegen kaum eine Chance. Eine helle Holznote am Nachmittag, vielleicht inklusive einer Winzigkeit staubigen Patchoulis, bringt auch keine Abhilfe, unterstreicht vielmehr den längst synthetischen Gesamt-Eindruck.
*wart*
*wart*
*wart*
Ähem – passiert eigentlich noch was?
Der Tag geht, das Stechen bleibt.
Fazit: Ein ziemlich geradliniger Vertreter. Keineswegs schlecht oder untragbar – darin eben ähnlich Si (das ich, das sei ergänzt, persönlich lediglich in der Intense-Version gründlich getestet habe!). Ich finde The Queen of Spades Modern mittelmäßig.
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