Rose Ébène de Caron 2019

Melisse2
04.10.2020 - 05:49 Uhr
40
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
7
Duft

Zu viel gewollt

Auch dieser neuen Kreation ist das Bemühen anzumerken, die Caronsche Tradition fortzusetzen. Die Idee gefällt mir sehr gut.

Ein roter Faden der alten Caron-Düfte scheint mir zu sein, dass sie sich fortwährend gegenseitig zitieren und man daher immer mal Anleihen des einen Parfums im anderen finden kann. Manchmal scheint es mir, dass French Cancan, En Avion, Tabac Blond und Narcisse Noire Variationen des selben Themas sind, bei dem die Betonung jeweils auf einem anderen Aspekt liegt und gleichzeitig meisterhaft eine originale Idee hinzugefügt wurde, die dem Duft etwas Einzigartiges gibt. Übrigens macht das aus meiner Sicht nicht nur Caron so. Auch der ein oder andere Chanel Exclusif rückt für meine Nase einzelne Komponenten aus N. 5 in den Fokus und spielt mit ihnen.

Aber zurück zu Rose Ébène. Die Idee, das besondere Leder-Tabak-Thema aus dem Tabac Blond mit Rose zu kombinieren, liegt eigentlich auf der Hand. Es verwundert, warum das vor Jean Jacques noch keiner gemacht hat. Oder hatte sich Richard Fraysse schon daran versucht und es ist mir nur entgangen, weil ich „Secret Oud“ bislang ignoriert habe?

Aus meiner Sicht glückt Jean Jacques mit dieser Kreation leider weder der Aufruf von Tabac Blond noch der großen Rosendüfte des Hauses. Stattdessen ist Rose Ébène für mich sehr dicht an seiner eigenen Neuentwicklung Tabac Noir. Für meinen Geschmack ist viel zu wenig Rose wahrzunehmen, dafür dass der Duft Rose im Namen hat.

Ich rieche die Caronsche Ledernote mit Safran und Patchouli sowie einem recht flachen Rosenhauch. Und dann wollte ich erst der Pyramide folgen und Kaffee finden, Milchkaffee. Aber wenn ich dem nachgehe, dann kann ich eigentlich gar keinen Kaffee ausmachen. Dafür duftet es einfach zu sehr nach Leder, Tabak und Patchouli. Und Vetiver. (Das macht es übrigens recht gut und Caron-typisch)
Stattdessen handelt es sich eher um eine eigenartig süße sahnige Note, die den Duft ins Gourmandige schiebt. Was ihm nicht so gut tut, finde ich. Die Kaffee-Konnotation sollte dem Duft sicher etwas Neues hinzufügen und ihn moderner machen. Für mich macht sie ihn eher belangloser.

Die gute Bewertung erhält Rose Ébéne von mir wegen der anzuerkennenden Idee und der Linie, in die der Duft sich stellt. Inmitten der Fülle bereits vorhandener Leder- und/oder Tabak-Rosen-Düfte hätte ich mir für dieses Thema, wenn es von Caron kommt, mehr Drama gewünscht, ein Wow. Das ist leider ausgeblieben bei diesem Duft.

Ich habe bislang sowieso noch kein Parfum mit Kaffee gemocht. Wenn aber Kaffee in einem Caron, dann kann ich mir diesen Duft eigentlich nur mit Arabica satt vorstellen, frisch gemahlen und kombiniert mit Wildleder-Handschuhen und noch nicht entzündeter Zigarette.

Aber nicht als Kaffeesahne.

Nachtrag: Ich habe ganz vergessen, dass Caron doch schon ein Meisterwerk an Lederrose hat, nämlich N'Aimez que moi, mit allem, was man an klassischen Daltroff-Kreationen so schätzt und ganz ohne moderne Ausflüge zu Starbucks & Co.
35 Antworten