Melisse2
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Caron in der Schokoladenfabrik. Duftende Beliebigkeit: Wir kommen!
Ich will gar nicht vorgeben, dass ich große Erwartungen an "Tabac Exquis" hatte, kenne ich doch schon eine Reihe der anderen Düfte, die der neue Hausparfumeur letztes Jahr im Akkord kreiert hat. Alles keine großen Würfe.
Die ich getestet habe, lassen mich eher ratlos zurück.
Denn selbstredend gehen sie an der Zielgruppe der treuen Caron-Liebhaber vorbei. Das wäre an sich kein Problem. Ich könnte mir das damit erklären, dass man dem Zeitgeist folgen und moderne Düfte auf den Markt bringen will. Wenn die sich gut verkaufen, sichern sie womöglich das Überleben der Klassiker.
Ich weiß nur nicht, ob die Rechnung aufgeht. Denn ich kann mir so schlecht vorstellen, dass junge Französinnen und Frauen in der ganzen Welt sich bereitwillig mit dem klebrigen Zeugs einsprühen, das seit heute Morgen um mich herumwabert und zu dem ich nun ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten stante pede einen Kommentar verfasse. Ich bin nämlich sauer.
Süße Sahne und Kinderschokolade. Unglaublich süß.
Tabak steht noch in der Pyramide. Ich lasse mich da ja gerne auf's Kreuz legen und glaube an das, was ich lese. Diesmal nicht. Ich rieche rauchige Tonkabohne. Möglich, dass sich auch irgendwo ein Fitzelchen Tabak versteckt. Aber wie soll ich das finden unter all dem Süßkram?
2008 haben Tania Sanchez und Luca Turin in ihrem Parfumführer den damaligen Zustand der Caron-Düfte bitter beklagt. Ob das gerechtfertigt war, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt kannte ich noch kein Caron-Parfum.
2017 hatte der damalige Hausparfumeur Richard Fraysse in der Reihe Collection Privée viele Düfte auf einen bemerkenswert guten Stand gebracht. Sie hatten eine Tiefe und Schönheit, die mich an Vintage-Parfums hat denken lassen.
Ich habe den Eindruck, Jean Jacques müht sich nach Kräften, den Verrissen der Marke durch Sanchez/Turin nachträglich gerecht zu werden, indem er vollkommen beliebige Düfte entwickelt, die nichts mit dem Geist von Caron und der DNA der Klassiker zu tun haben.
Mein Güte, Caron war mal Avantgarde! Sie haben mit solchen Düften wie "Tabac Blond" und "Pour Un Homme de Caron" dazu beigetragen, dass Geschlechtergrenzen übertreten werden konnten. Sie waren mal mutig.
Tabac Exquis hingegen ist das schlechtere Confetto. Und Confetto ist auch schon "nur" ein Zitat von Hypnotic Poison, wenn auch ein verbessertes nach meinem Empfinden.
Ich kann mich auch irren: Confetto ist meine spontane Assoziation, ohne einen direkten Paralleltest vorgenommen zu haben. Jedenfalls ist Tabac Exquis nur süßes Tonkazeugs ohne Alleinstellungsmerkmal. Würde ich so was in der Art haben wollen, nähme ich Confetto. Der hat nämlich was.
Tabac Exquis hat nichts. Das ist nur überzuckerter Tonkapudding.
Die Marke geht den Bach runter.
Nachträgliche Korrektur: Confetto war 2 Jahre vor Hypnotic Poison auf dem Markt. Also hat Dior Anleihen bei Profumum Roma genommen. Nicht umgekehrt.
Vielen Dank für den Hinweis an Azura.
Ich habe inzwischen Tabac Exquis direkt mit Confetto verglichen und bleibe bei dem Vergleich. Es sind keine Duftzwillinge, Confetto duftet um Längen besser. Aber die Richtung ist die gleiche, Ähnlichkeiten sind vorhanden.
Die ich getestet habe, lassen mich eher ratlos zurück.
Denn selbstredend gehen sie an der Zielgruppe der treuen Caron-Liebhaber vorbei. Das wäre an sich kein Problem. Ich könnte mir das damit erklären, dass man dem Zeitgeist folgen und moderne Düfte auf den Markt bringen will. Wenn die sich gut verkaufen, sichern sie womöglich das Überleben der Klassiker.
Ich weiß nur nicht, ob die Rechnung aufgeht. Denn ich kann mir so schlecht vorstellen, dass junge Französinnen und Frauen in der ganzen Welt sich bereitwillig mit dem klebrigen Zeugs einsprühen, das seit heute Morgen um mich herumwabert und zu dem ich nun ganz gegen meine sonstigen Gewohnheiten stante pede einen Kommentar verfasse. Ich bin nämlich sauer.
Süße Sahne und Kinderschokolade. Unglaublich süß.
Tabak steht noch in der Pyramide. Ich lasse mich da ja gerne auf's Kreuz legen und glaube an das, was ich lese. Diesmal nicht. Ich rieche rauchige Tonkabohne. Möglich, dass sich auch irgendwo ein Fitzelchen Tabak versteckt. Aber wie soll ich das finden unter all dem Süßkram?
2008 haben Tania Sanchez und Luca Turin in ihrem Parfumführer den damaligen Zustand der Caron-Düfte bitter beklagt. Ob das gerechtfertigt war, weiß ich nicht. Zu dem Zeitpunkt kannte ich noch kein Caron-Parfum.
2017 hatte der damalige Hausparfumeur Richard Fraysse in der Reihe Collection Privée viele Düfte auf einen bemerkenswert guten Stand gebracht. Sie hatten eine Tiefe und Schönheit, die mich an Vintage-Parfums hat denken lassen.
Ich habe den Eindruck, Jean Jacques müht sich nach Kräften, den Verrissen der Marke durch Sanchez/Turin nachträglich gerecht zu werden, indem er vollkommen beliebige Düfte entwickelt, die nichts mit dem Geist von Caron und der DNA der Klassiker zu tun haben.
Mein Güte, Caron war mal Avantgarde! Sie haben mit solchen Düften wie "Tabac Blond" und "Pour Un Homme de Caron" dazu beigetragen, dass Geschlechtergrenzen übertreten werden konnten. Sie waren mal mutig.
Tabac Exquis hingegen ist das schlechtere Confetto. Und Confetto ist auch schon "nur" ein Zitat von Hypnotic Poison, wenn auch ein verbessertes nach meinem Empfinden.
Ich kann mich auch irren: Confetto ist meine spontane Assoziation, ohne einen direkten Paralleltest vorgenommen zu haben. Jedenfalls ist Tabac Exquis nur süßes Tonkazeugs ohne Alleinstellungsmerkmal. Würde ich so was in der Art haben wollen, nähme ich Confetto. Der hat nämlich was.
Tabac Exquis hat nichts. Das ist nur überzuckerter Tonkapudding.
Die Marke geht den Bach runter.
Nachträgliche Korrektur: Confetto war 2 Jahre vor Hypnotic Poison auf dem Markt. Also hat Dior Anleihen bei Profumum Roma genommen. Nicht umgekehrt.
Vielen Dank für den Hinweis an Azura.
Ich habe inzwischen Tabac Exquis direkt mit Confetto verglichen und bleibe bei dem Vergleich. Es sind keine Duftzwillinge, Confetto duftet um Längen besser. Aber die Richtung ist die gleiche, Ähnlichkeiten sind vorhanden.
31 Antworten
Richard Fraysses Reformulierung
Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe angeklickt, dass Parfum Sacré in der Version von 2013 ein Duftzwilling zum Original ist. Trotzdem haben beide Versionen deutliche Unterschiede.
Aber ich verstehe „Duftzwilling“ nicht so, dass die Düfte 100%ig gleich sein müssen, sondern auch als Hinweis („Vermisst Du den alten Sacré, weil er eingestellt wurde, dann gucke doch auch mal hier“ oder „Gefällt Dir der alte Sacré, aber Du suchst ihn mit einer stärkeren Betonung der gemütlichen Aspekte, dann könnte der hier etwas für Dich sein“).
Ich habe Parfum Sacré in der Version von 2013 kennengelernt und ihn eher als belanglos empfunden. Dank einer lieben Parfuma, die meine Caron-Begeisterung kennt, hatte ich nun Gelegenheit, auch die ursprüngliche Formulierung von Jean-Pierre Béthouart kennenzulernen. Ganz herzlichen Dank dafür.
Beide Düfte empfinde ich als Myrrhe-Düfte mit Gewürz. Myrrhe-Düfte wecken selten auf Anhieb meine Begeisterung, diese Erfahrung habe ich z.B. bei Myrrhe & Délires gemacht, den ich inzwischen jedoch auch schätze.
Ich empfinde beide Versionen nicht als Gewürzbomben. Sondern als ausgewogene Kompositionen, in die Gewürze gekonnt und harmonisch integriert wurden und die durch Moschus eine gewisse Luftigkeit haben, die ich anderswo nicht mag, hier aber gut passt.
Was sind nun die Unterschiede?
Die Version von 1990 ist für mich eleganter, feinseifig und dass auch sie eine gewisse Süße hat, ist für mich kaum spürbar. Die nehme ich nur wahr, wenn ich mich frage, ob der Duft überhaupt Süße hat.
Richard Fraysse hat dem aktuellen Duft mehr Gemütlichkeit hinzugefügt. Die zarte Süße passt –für mich ist sie keineswegs dominant. Der Duft betont die blumigen Aspekte, die Myrrhe für mich auch beim Räuchern hat, stärker als das Original. Diese Version wirkt wärmer und duftet wahrnehmbar auch nach Vanille und Orange. Eine dezente Seifigkeit bemerke ich erst sehr spät.
Ich finde beide Versionen gelungen. An beiden hängt jedoch mein Herz nicht.
Wäre Parfum Sacré von 1990 meine Signatur, wäre ich sicher entrüstet darüber, wie groß die Unterschiede sind und würde entschieden verneinen, dass es sich hier um einen Duftzwilling des Originals handelt.
Aber ich verstehe „Duftzwilling“ nicht so, dass die Düfte 100%ig gleich sein müssen, sondern auch als Hinweis („Vermisst Du den alten Sacré, weil er eingestellt wurde, dann gucke doch auch mal hier“ oder „Gefällt Dir der alte Sacré, aber Du suchst ihn mit einer stärkeren Betonung der gemütlichen Aspekte, dann könnte der hier etwas für Dich sein“).
Ich habe Parfum Sacré in der Version von 2013 kennengelernt und ihn eher als belanglos empfunden. Dank einer lieben Parfuma, die meine Caron-Begeisterung kennt, hatte ich nun Gelegenheit, auch die ursprüngliche Formulierung von Jean-Pierre Béthouart kennenzulernen. Ganz herzlichen Dank dafür.
Beide Düfte empfinde ich als Myrrhe-Düfte mit Gewürz. Myrrhe-Düfte wecken selten auf Anhieb meine Begeisterung, diese Erfahrung habe ich z.B. bei Myrrhe & Délires gemacht, den ich inzwischen jedoch auch schätze.
Ich empfinde beide Versionen nicht als Gewürzbomben. Sondern als ausgewogene Kompositionen, in die Gewürze gekonnt und harmonisch integriert wurden und die durch Moschus eine gewisse Luftigkeit haben, die ich anderswo nicht mag, hier aber gut passt.
Was sind nun die Unterschiede?
Die Version von 1990 ist für mich eleganter, feinseifig und dass auch sie eine gewisse Süße hat, ist für mich kaum spürbar. Die nehme ich nur wahr, wenn ich mich frage, ob der Duft überhaupt Süße hat.
Richard Fraysse hat dem aktuellen Duft mehr Gemütlichkeit hinzugefügt. Die zarte Süße passt –für mich ist sie keineswegs dominant. Der Duft betont die blumigen Aspekte, die Myrrhe für mich auch beim Räuchern hat, stärker als das Original. Diese Version wirkt wärmer und duftet wahrnehmbar auch nach Vanille und Orange. Eine dezente Seifigkeit bemerke ich erst sehr spät.
Ich finde beide Versionen gelungen. An beiden hängt jedoch mein Herz nicht.
Wäre Parfum Sacré von 1990 meine Signatur, wäre ich sicher entrüstet darüber, wie groß die Unterschiede sind und würde entschieden verneinen, dass es sich hier um einen Duftzwilling des Originals handelt.
28 Antworten
Zu viel gewollt
Auch dieser neuen Kreation ist das Bemühen anzumerken, die Caronsche Tradition fortzusetzen. Die Idee gefällt mir sehr gut.
Ein roter Faden der alten Caron-Düfte scheint mir zu sein, dass sie sich fortwährend gegenseitig zitieren und man daher immer mal Anleihen des einen Parfums im anderen finden kann. Manchmal scheint es mir, dass French Cancan, En Avion, Tabac Blond und Narcisse Noire Variationen des selben Themas sind, bei dem die Betonung jeweils auf einem anderen Aspekt liegt und gleichzeitig meisterhaft eine originale Idee hinzugefügt wurde, die dem Duft etwas Einzigartiges gibt. Übrigens macht das aus meiner Sicht nicht nur Caron so. Auch der ein oder andere Chanel Exclusif rückt für meine Nase einzelne Komponenten aus N. 5 in den Fokus und spielt mit ihnen.
Aber zurück zu Rose Ébène. Die Idee, das besondere Leder-Tabak-Thema aus dem Tabac Blond mit Rose zu kombinieren, liegt eigentlich auf der Hand. Es verwundert, warum das vor Jean Jacques noch keiner gemacht hat. Oder hatte sich Richard Fraysse schon daran versucht und es ist mir nur entgangen, weil ich „Secret Oud“ bislang ignoriert habe?
Aus meiner Sicht glückt Jean Jacques mit dieser Kreation leider weder der Aufruf von Tabac Blond noch der großen Rosendüfte des Hauses. Stattdessen ist Rose Ébène für mich sehr dicht an seiner eigenen Neuentwicklung Tabac Noir. Für meinen Geschmack ist viel zu wenig Rose wahrzunehmen, dafür dass der Duft Rose im Namen hat.
Ich rieche die Caronsche Ledernote mit Safran und Patchouli sowie einem recht flachen Rosenhauch. Und dann wollte ich erst der Pyramide folgen und Kaffee finden, Milchkaffee. Aber wenn ich dem nachgehe, dann kann ich eigentlich gar keinen Kaffee ausmachen. Dafür duftet es einfach zu sehr nach Leder, Tabak und Patchouli. Und Vetiver. (Das macht es übrigens recht gut und Caron-typisch)
Stattdessen handelt es sich eher um eine eigenartig süße sahnige Note, die den Duft ins Gourmandige schiebt. Was ihm nicht so gut tut, finde ich. Die Kaffee-Konnotation sollte dem Duft sicher etwas Neues hinzufügen und ihn moderner machen. Für mich macht sie ihn eher belangloser.
Die gute Bewertung erhält Rose Ébéne von mir wegen der anzuerkennenden Idee und der Linie, in die der Duft sich stellt. Inmitten der Fülle bereits vorhandener Leder- und/oder Tabak-Rosen-Düfte hätte ich mir für dieses Thema, wenn es von Caron kommt, mehr Drama gewünscht, ein Wow. Das ist leider ausgeblieben bei diesem Duft.
Ich habe bislang sowieso noch kein Parfum mit Kaffee gemocht. Wenn aber Kaffee in einem Caron, dann kann ich mir diesen Duft eigentlich nur mit Arabica satt vorstellen, frisch gemahlen und kombiniert mit Wildleder-Handschuhen und noch nicht entzündeter Zigarette.
Aber nicht als Kaffeesahne.
Nachtrag: Ich habe ganz vergessen, dass Caron doch schon ein Meisterwerk an Lederrose hat, nämlich N'Aimez que moi, mit allem, was man an klassischen Daltroff-Kreationen so schätzt und ganz ohne moderne Ausflüge zu Starbucks & Co.
Ein roter Faden der alten Caron-Düfte scheint mir zu sein, dass sie sich fortwährend gegenseitig zitieren und man daher immer mal Anleihen des einen Parfums im anderen finden kann. Manchmal scheint es mir, dass French Cancan, En Avion, Tabac Blond und Narcisse Noire Variationen des selben Themas sind, bei dem die Betonung jeweils auf einem anderen Aspekt liegt und gleichzeitig meisterhaft eine originale Idee hinzugefügt wurde, die dem Duft etwas Einzigartiges gibt. Übrigens macht das aus meiner Sicht nicht nur Caron so. Auch der ein oder andere Chanel Exclusif rückt für meine Nase einzelne Komponenten aus N. 5 in den Fokus und spielt mit ihnen.
Aber zurück zu Rose Ébène. Die Idee, das besondere Leder-Tabak-Thema aus dem Tabac Blond mit Rose zu kombinieren, liegt eigentlich auf der Hand. Es verwundert, warum das vor Jean Jacques noch keiner gemacht hat. Oder hatte sich Richard Fraysse schon daran versucht und es ist mir nur entgangen, weil ich „Secret Oud“ bislang ignoriert habe?
Aus meiner Sicht glückt Jean Jacques mit dieser Kreation leider weder der Aufruf von Tabac Blond noch der großen Rosendüfte des Hauses. Stattdessen ist Rose Ébène für mich sehr dicht an seiner eigenen Neuentwicklung Tabac Noir. Für meinen Geschmack ist viel zu wenig Rose wahrzunehmen, dafür dass der Duft Rose im Namen hat.
Ich rieche die Caronsche Ledernote mit Safran und Patchouli sowie einem recht flachen Rosenhauch. Und dann wollte ich erst der Pyramide folgen und Kaffee finden, Milchkaffee. Aber wenn ich dem nachgehe, dann kann ich eigentlich gar keinen Kaffee ausmachen. Dafür duftet es einfach zu sehr nach Leder, Tabak und Patchouli. Und Vetiver. (Das macht es übrigens recht gut und Caron-typisch)
Stattdessen handelt es sich eher um eine eigenartig süße sahnige Note, die den Duft ins Gourmandige schiebt. Was ihm nicht so gut tut, finde ich. Die Kaffee-Konnotation sollte dem Duft sicher etwas Neues hinzufügen und ihn moderner machen. Für mich macht sie ihn eher belangloser.
Die gute Bewertung erhält Rose Ébéne von mir wegen der anzuerkennenden Idee und der Linie, in die der Duft sich stellt. Inmitten der Fülle bereits vorhandener Leder- und/oder Tabak-Rosen-Düfte hätte ich mir für dieses Thema, wenn es von Caron kommt, mehr Drama gewünscht, ein Wow. Das ist leider ausgeblieben bei diesem Duft.
Ich habe bislang sowieso noch kein Parfum mit Kaffee gemocht. Wenn aber Kaffee in einem Caron, dann kann ich mir diesen Duft eigentlich nur mit Arabica satt vorstellen, frisch gemahlen und kombiniert mit Wildleder-Handschuhen und noch nicht entzündeter Zigarette.
Aber nicht als Kaffeesahne.
Nachtrag: Ich habe ganz vergessen, dass Caron doch schon ein Meisterwerk an Lederrose hat, nämlich N'Aimez que moi, mit allem, was man an klassischen Daltroff-Kreationen so schätzt und ganz ohne moderne Ausflüge zu Starbucks & Co.
35 Antworten
Eine Brücke zu Daltroffs Klassiker Tabac Blond
In der Kopfnote ist noch nicht zu ahnen, dass Jean Jacques, seit letztem Jahr Carons Hausparfumeur, mit diesem Duft an die Tradition des Gründers anknüpft. Denn zunächst denke ich: Ah, ein ledriger süßer Patchouliduft mit Milchschokolade-Anmutung, den die Welt nicht braucht.
Er wird aber recht schnell weniger süß und nimmt eindeutig Bezug auf Tabac Blond.
Tabac Blond, diese sinfonische Duftkomposition Ernest Daltroffs, die letztes Jahr in aller Stille 100 Jahre alt geworden ist, kam kürzlich in neuer Reformulierung wieder auf den Markt. Was habe ich gezittert, ob ich mein Lieblingsparfum noch wiedererkennen würde. Ich stöberte durch die Liste der vorher von Herrn Jacques kreierten Düfte, die oft wenig Gnade in den Nasen der Parfumos gefunden hatten, und die Zweifel wuchsen.
Nachdem ich gesehen hatte, dass es das neu formulierte Tabac Blond als Eau de Parfum wieder auf Carons Webseite gab, nahm ich den Faden meiner inzwischen sehr netten Email-Kommunikation mit dem Kundenservice wieder auf. Das Extrait gibt es nur in den Pariser Boutiquen. Als ich meinen Flakon Anfang August in den Händen hielt, hatte sich auch mein Verhältnis zu den Hürden des Caronschen Bestellprozesses gewandelt: Was entwickeln sich doch für freundliche sympathische Kontakte, wenn man sein Parfum nicht per Mausklick ordern kann! So kenne ich inzwischen zwei Mitarbeiterinnen der Boutique mit Namen, eine kümmerte sich aus ihrem Urlaub heraus um meine Bestellung. Auch ein unmittelbarer telefonischer Kontakt wurde trotz Sprachbarrieren gemeistert.
Ich hatte übrigens gefragt, ob ich im Zuge meines Kaufs die vier neuen Düfte probieren könne. Davon gab es noch keine Muster in Serienproduktion, so dass ich Proben erhielt, die für mich per Hand abgefüllt worden waren.
Voller Spannung aber dann das neue Extrait von Tabac Blond aufgesprüht. Und siehe da, alles noch vorhanden: die cognacartige dunkle pudrige Ledernote, begleitet von Tabak, Nelke, Vetiver, Zistrose und Iris. Die rauchige animalische Abgründigkeit und moosige Tiefe ist ebenfalls wahrzunehmen und das ganz ohne Eichenmoosextrakt in der Liste der Inhaltsstoffe auf dem Karton. Die Gewichte haben sich ein bisschen verschoben, aber alles in allem ist das aktuelle Parfum dicht an der vorherigen Version von Richard Fraysse.
Die Leder-Tabaknote, die so typisch für Tabac Blond ist, zitiert Mr. Jacques nun im Tabac Noir, heller, tonkasüßer, holzig-trockener. Moderner. Für mich sicher keine Versuchung. Ich liebe das Original, das ich auch als weicher und tiefer empfinde als die neue Version.
Aber wer das besondere Leder aus Tabac Blond mag und sich dort an der dunklen rauchigen animalischen Komponente stört, für den könnte Tabac Noir mit seinem patchoulibetonten Leder eine Alternative sein. Es ist auch heller und trockener, wobei ich schwer ausmachen kann, ob diese Trockenheit von Bleistift-Zeder, dem Patchouli oder dem Hauch Ambroxan stammt. Oder von allem zusammen.
Mir gefällt es jedenfalls, dass Caron mit seinem neuen Tabak-Parfum Anleihen bei seinem Klassiker nimmt und versucht, Tradition und Moderne zu verbinden. Solange das Original ebenfalls gepflegt wird, begrüße ich auch diese Variante, die gefälliger ist und sich mehr am Zeitgeist orientiert.
Er wird aber recht schnell weniger süß und nimmt eindeutig Bezug auf Tabac Blond.
Tabac Blond, diese sinfonische Duftkomposition Ernest Daltroffs, die letztes Jahr in aller Stille 100 Jahre alt geworden ist, kam kürzlich in neuer Reformulierung wieder auf den Markt. Was habe ich gezittert, ob ich mein Lieblingsparfum noch wiedererkennen würde. Ich stöberte durch die Liste der vorher von Herrn Jacques kreierten Düfte, die oft wenig Gnade in den Nasen der Parfumos gefunden hatten, und die Zweifel wuchsen.
Nachdem ich gesehen hatte, dass es das neu formulierte Tabac Blond als Eau de Parfum wieder auf Carons Webseite gab, nahm ich den Faden meiner inzwischen sehr netten Email-Kommunikation mit dem Kundenservice wieder auf. Das Extrait gibt es nur in den Pariser Boutiquen. Als ich meinen Flakon Anfang August in den Händen hielt, hatte sich auch mein Verhältnis zu den Hürden des Caronschen Bestellprozesses gewandelt: Was entwickeln sich doch für freundliche sympathische Kontakte, wenn man sein Parfum nicht per Mausklick ordern kann! So kenne ich inzwischen zwei Mitarbeiterinnen der Boutique mit Namen, eine kümmerte sich aus ihrem Urlaub heraus um meine Bestellung. Auch ein unmittelbarer telefonischer Kontakt wurde trotz Sprachbarrieren gemeistert.
Ich hatte übrigens gefragt, ob ich im Zuge meines Kaufs die vier neuen Düfte probieren könne. Davon gab es noch keine Muster in Serienproduktion, so dass ich Proben erhielt, die für mich per Hand abgefüllt worden waren.
Voller Spannung aber dann das neue Extrait von Tabac Blond aufgesprüht. Und siehe da, alles noch vorhanden: die cognacartige dunkle pudrige Ledernote, begleitet von Tabak, Nelke, Vetiver, Zistrose und Iris. Die rauchige animalische Abgründigkeit und moosige Tiefe ist ebenfalls wahrzunehmen und das ganz ohne Eichenmoosextrakt in der Liste der Inhaltsstoffe auf dem Karton. Die Gewichte haben sich ein bisschen verschoben, aber alles in allem ist das aktuelle Parfum dicht an der vorherigen Version von Richard Fraysse.
Die Leder-Tabaknote, die so typisch für Tabac Blond ist, zitiert Mr. Jacques nun im Tabac Noir, heller, tonkasüßer, holzig-trockener. Moderner. Für mich sicher keine Versuchung. Ich liebe das Original, das ich auch als weicher und tiefer empfinde als die neue Version.
Aber wer das besondere Leder aus Tabac Blond mag und sich dort an der dunklen rauchigen animalischen Komponente stört, für den könnte Tabac Noir mit seinem patchoulibetonten Leder eine Alternative sein. Es ist auch heller und trockener, wobei ich schwer ausmachen kann, ob diese Trockenheit von Bleistift-Zeder, dem Patchouli oder dem Hauch Ambroxan stammt. Oder von allem zusammen.
Mir gefällt es jedenfalls, dass Caron mit seinem neuen Tabak-Parfum Anleihen bei seinem Klassiker nimmt und versucht, Tradition und Moderne zu verbinden. Solange das Original ebenfalls gepflegt wird, begrüße ich auch diese Variante, die gefälliger ist und sich mehr am Zeitgeist orientiert.
38 Antworten
Adé Joy, mach Platz für eine Neuauflage
Der Blog von Fleuri hat mich gestern zu einem Paralleltest des aktuellen EdP mit einem Vintage EdT veranlasst, von dem mir glücklicherweise ein liebenswerter Parfumo eine Probe hat zukommen lassen. Vielen Dank dafür.
Ich würde gerne etwas Anderes sagen, aber: Joy wird zu Recht eingestellt. Jedenfalls der Schatten, der von diesem Duft mit großer Vergangenheit übrig ist.
Das alte Eau de Toilette begeistert mit einem Blütenstrauß, in dem vor allem das Duo aus Rose und Jasmin dominiert. Maiglöckchen bleiben dezent im Hintergrund, die anderen Blumen der Pyramide kann ich gar nicht einzeln wahrnehmen. Begleitet wird dieser wunderbare Blütenduft durch leise Zitrusnoten und weiche Aldehyde. Ganz sanft weht auch ein Hauch Zibet herüber, der für mich keinerlei urinöse Assoziationen aufkommen lässt. „Dreckige Seife“ habe ich doch hier irgendwo gelesen. Ich finde, das trifft es. Zibet, in viel geringerer Dosierung als im Jicky, bringt ein wenig Verruchtheit in diese wundervoll sanfte Seife. Poliboy Möbelpolitur finde ich ein bisschen banausig. Aber besser kann ich auch nicht ausdrücken, wie die Blütenmelange zu einem atemberaubend schönen, leicht wachsigen Duft mit deutlichem Vintagecharakter verschmilzt. Was verzehre ich mich nun nach ein paar mehr Tropfen von diesem EdT, von höheren Konzentrationen ganz zu schweigen.
Das aktuelle Eau de Parfum auf dem anderen Handgelenk weist nur oberflächlich Gemeinsamkeiten auf: Es ist auch ein seifiges Blütenparfum.
Aber ich rieche vor allem Maiglöckchen. Maiglöckchen noch mehr als Jasmin. Meines Erachtens wurde hier versucht, den Zibet-Eindruck durch Maiglöckchen zu kompensieren. Da wäre synthetisches Zibet vielleicht besser gewesen, aber ich bin kein Parfumeur und habe keine Ahnung. Jedenfalls hat auch der moderne Duft Stink, aber ich bin mir sicher: Der kommt von den Maiglöckchen.
Und ja: Die Rose ist weg. Die Weichheit auch. Stattdessen eher ein herber Kernseifen-Eindruck ohne Politur und ohne minimale Restsüße. Ohne Raffinesse.
Ach und die Haltbarkeit ist beim Vintage-EdT auch besser als beim aktuellen EdP. Alle Vorurteile bestätigt.
Nun mag meine Enttäuschung auch daher rühren, dass ich sowieso Probleme mit Maiglöckchen habe. Maiglöckchen-Freunde mögen auch dem neuen Duft, der nun eingestellt wird, liebenswerte Facetten abgewinnen. Ich werde jedenfalls keine Düfte in der aktuellen Version bunkern.
Stattdessen hoffe ich darauf, dass Dior irgendwann ein „Joy. Eau de Toilette Originale“ herausbringt. Bei Miss Dior gibt es das ja auch so. Es wäre gut, wenn sie unsere Geduld nicht bis 2035 strapazieren.
Ich würde gerne etwas Anderes sagen, aber: Joy wird zu Recht eingestellt. Jedenfalls der Schatten, der von diesem Duft mit großer Vergangenheit übrig ist.
Das alte Eau de Toilette begeistert mit einem Blütenstrauß, in dem vor allem das Duo aus Rose und Jasmin dominiert. Maiglöckchen bleiben dezent im Hintergrund, die anderen Blumen der Pyramide kann ich gar nicht einzeln wahrnehmen. Begleitet wird dieser wunderbare Blütenduft durch leise Zitrusnoten und weiche Aldehyde. Ganz sanft weht auch ein Hauch Zibet herüber, der für mich keinerlei urinöse Assoziationen aufkommen lässt. „Dreckige Seife“ habe ich doch hier irgendwo gelesen. Ich finde, das trifft es. Zibet, in viel geringerer Dosierung als im Jicky, bringt ein wenig Verruchtheit in diese wundervoll sanfte Seife. Poliboy Möbelpolitur finde ich ein bisschen banausig. Aber besser kann ich auch nicht ausdrücken, wie die Blütenmelange zu einem atemberaubend schönen, leicht wachsigen Duft mit deutlichem Vintagecharakter verschmilzt. Was verzehre ich mich nun nach ein paar mehr Tropfen von diesem EdT, von höheren Konzentrationen ganz zu schweigen.
Das aktuelle Eau de Parfum auf dem anderen Handgelenk weist nur oberflächlich Gemeinsamkeiten auf: Es ist auch ein seifiges Blütenparfum.
Aber ich rieche vor allem Maiglöckchen. Maiglöckchen noch mehr als Jasmin. Meines Erachtens wurde hier versucht, den Zibet-Eindruck durch Maiglöckchen zu kompensieren. Da wäre synthetisches Zibet vielleicht besser gewesen, aber ich bin kein Parfumeur und habe keine Ahnung. Jedenfalls hat auch der moderne Duft Stink, aber ich bin mir sicher: Der kommt von den Maiglöckchen.
Und ja: Die Rose ist weg. Die Weichheit auch. Stattdessen eher ein herber Kernseifen-Eindruck ohne Politur und ohne minimale Restsüße. Ohne Raffinesse.
Ach und die Haltbarkeit ist beim Vintage-EdT auch besser als beim aktuellen EdP. Alle Vorurteile bestätigt.
Nun mag meine Enttäuschung auch daher rühren, dass ich sowieso Probleme mit Maiglöckchen habe. Maiglöckchen-Freunde mögen auch dem neuen Duft, der nun eingestellt wird, liebenswerte Facetten abgewinnen. Ich werde jedenfalls keine Düfte in der aktuellen Version bunkern.
Stattdessen hoffe ich darauf, dass Dior irgendwann ein „Joy. Eau de Toilette Originale“ herausbringt. Bei Miss Dior gibt es das ja auch so. Es wäre gut, wenn sie unsere Geduld nicht bis 2035 strapazieren.
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