Sandalwood

DasguteLeben
26.09.2014 - 05:30 Uhr
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Duft

Einfacher Sandelakkord aus der Mottenkiste

Caswell-Massey ist ein amerikanisches Traditionsunternehmnen, quasi die trans-atlantische Version von D.R. Harris oder Farina Gegenüber. Die Drogerie führt sich bis auf William Hunters 1752 etablierten Handel mit Heilmitteln und sonstigen Krämerwaren in Newport, Rhode Island zurück, ist damit also älter als die USA selbst. Natürlich erwähnt man gerne, dass George Washington Eau de Cologne No. 6 verwendet hat (das ist allerdings im Gegensatz zu Creeds Geschichtsklitterungen tatsächlich denkbar) und rühmt sich auch sonst illustrer Kundschaft vergangener Tage. Wie viele solcher Unternehmen setzte Caswell-Massey ab einem gewissen Zeitpunkt eine Patina an, die jüngeren Käuferschichten weniger ehrwürdig als abgetakelt erschien und die Glorie alter Zeiten konnte nicht über einen sozio-ökonomischen Abstieg hinwegtäuschen. Die Produkte finden sich heute eher im mittleren bis unteren Preissegment - keine Edelparfümerie oder Luxuswellness also, was einerseits sehr sympathisch ist; andererseits darf man was die Rohstoffe angeht hier keine qualitativen Höhenflüge erwarten. Sandalwood ist ein typisches Beispiel. Ein extrem konservativer Duft aus einer kurzen Zitruskopnote und einem Sandelholzakkord, fertig - typisch für einfache Herrenduftwässer der 30er/40er Jahre. Das mit dem Sandelholz sollte man auch nicht so ernst nehmen - mit dem Duft von authentischem Mysore hat dieses schwere "Cologne" (was im Amerikanischen nicht Eau de Cologne sondern Herrenduft meint) wenig gemein, vielmehr haben wir es mit einem typischen orientalischen "Old Spice" Akkord zu tun: würzig-holzig-pudrig-süß und reichlich synthetisch. Für mich eine ganz nette Reminiszenz, aber letztlich etwas zuviel des nicht-ganz-so-Guten. Wobei ich, zumindest in Parfümfragen, die Mediokrität von früher der von heute immer noch vorziehe. Das verwandte Tricorn aus dem selben Hause ist allerdings der interessantere Duft
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