Les Exclusifs de Chanel

Bois des Îles 1926 Parfum

Jumi
28.11.2019 - 12:46 Uhr
29
Top Rezension
10
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
9.5
Duft

Makes me sway

“When marimba rhythms start to play
Dance with me, make me sway.
Like a lazy ocean hugs the shore
Hold me close, sway me more...”

Ähnlich wie die verschiedenen Song-Cover, hat jede Bois des Îles Konzentration ihre eigenen Fans. Völlig nachvollziehbar, denn jede von ihnen setzt auf unterschiedliche Betonung der ansonsten recht gleichen Duftnoten und spricht damit verschiedene Zielgruppen an. So schwören viele Chanel-Klassik-Anhänger auf das EdT, das durch die Betonung der Aldehyde für ein Gefühl vor allem der windigen Frische, Kühle, seifiger Strenge und klassischer Blumigkeit sorgt. Nach dieser ersten getesteten Konzentration (einer sehr schönen übrigens) hatte ich mir etwas weniger aldehydgeprägtes, aber mehr floral akzentuierteres und sandelholzbetonteres (angeknüpft an den Duftnamen) gewünscht. Das EdP schaffte es dann, meinen Blumenhunger zu stillen: nach kurzem, sanfterem Aldehyd-Auftakt wird man von bepuderten Ylang-Blüten überschüttet. Bemerkenswert wäre, dass der feine, süssliche, nur leicht von Vanille angehauchte Puder von mir erst als “unchanelig” empfunden wurde, mittlerweile aber für mich einen Leitfaden, ein Erkennungsmerkmal vieler Chanel-Düfte darstellt. Der eigentliche Hauptdarsteller, das Holz, liess etwas länger auf sich warten. So stieg der Wunsch die Extrait-Version zu testen. Und diese liegt für mich nun in der “goldenen Mitte” zwischen dem EdT und dem EdP: Aldehyde abgedämpft, der Puder etwas weniger süsslich-lieblich, die Ylang-Blüten immer noch kraftvoll und strahlend mit der gleichen leichten Fruchtigkeit des EdP. Und endlich spielt das Sandelholz unüberhörbar mit – hell, sanft (man denke an “Samsara”), leicht seifig, pudrig, warm und kühl windig zugleich. Gepaart mit dem exotisch-klassischem Blumen-Puder-Duett entsteht tatsächlich ein Bild/Sound von durch Jahrzehnte getragener zeitloser Eleganz, einer exotisch angehauchten Klassik.

“...Like a flower bending in the breeze
Bend with me, sway with ease.
When we dance you have a way with me
Stay with me, sway with me...”

Von allen mehr oder weniger gut gecoverten ist für mich die von Dean Martin gesungene Sway-Version unübertroffen und am ehesten mit Bois des Îles Extrait vergleichbar. Ein kurzes, temperamentvolles, “tango-eskes” Intro, gefolgt von sanft wiegendem exotischen Rhytmus und weicher, klassischer Stimme lassen das unbeschwerte Insel-Feeling aufkommen, den Blütenwind im Haar und den leichten Schwung in der Hüfte spüren. Irgendwo, wo Zeit und Alter keine Rolle spielen.

Eine Steigerung? Wäre eventuell möglich, wenn man denn noch das Original des Duftes aus 1926 testen könnte. Und ich muss gestehen, eine zeitlang spielte ich mit dem Gedanken mich auf die Suche danach zu begeben. Ein angesichts der Seltenheit, astronomischer Preise und zweifelhafter Qualität (gekippt, durch die Zeit verändert) wohl kaum erfüllbarer Wunsch. Ausserdem könnte es passieren, dass das Original des Dufts vielleicht wie das spanische Song-Original “Quien sera” - nicht wirklich meins wäre.

Ich denke, ich habe mich lange genug durch die Antillenholz-Konzentrationen geschnuppert, abgewogen, kritisch verglichen. In der Extrait-Version habe ich mein Sway-Erlebnis, DEN Dean Martin, gefunden:

“...Other dancers may be on the floor,
Dear, but my eyes will see only you!
Only you have the magic technique,
When we sway I go weak.”
17 Antworten