Royal Leather 2012

Chizza
24.05.2020 - 15:55 Uhr
9
Top Rezension
8
Flakon
6
Sillage
8
Haltbarkeit
8
Duft

Es muss ja nicht immer das Ganze Himbeerfeld sein

Der Tag neigte sich dem Ende zu und mein letzter großer Lederfall war bereits einige Wochen her. Da betrat diese royale Zeitgenossin mein Büro. Sie sah sich verstohlen um, dann huschte sie hinein. Ich zog meine Augenbraue hoch und sah sie irritiert an. Fast stieß ich mit der 6er-Packung Donuts meinen Kaffeebecher um.

„Was kann ich für Sie tun, meine Dame?!“, rief ich aus. Sie kam direkt zur Sache: „ich habe gehört, Sie sollen der Beste sein?“
„Schon möglich.“ „Finden Sie einen Optiker der noch günstiger ist als...“ - „ich muss Sie unterbrechen, ich bin ein sogenannter Lederduft-Detektiv. Der beste. Und einzige.“
„Oh, na wenn ich schon mal hier bin...ich habe da letztens diesen Duft kennengelernt und er macht mich ganz verrückt! Könnten Sie herausfinden, was dieser so treibt und wie der verläuft damit ich weiß ob ich mir den kaufen soll?“
„Machbar. Mit was für Material kann ich arbeiten?“ „Ich habe hier eine Abfüllung.“ „Mhhhmmm, hmmmm, doch, mhmhmhm....bis wann brauchen Sie Ergebnisse?“ „Morgen wollte ich mal wieder einen Kommentar posten auf Parfumo, passt das?“
Da ich wenig zu tun hatte, nahm ich an und begann direkt. So sinnierte ich: „Charriol, französische Marke, na sieh mal einer an! Royal Leather, aha. Auf in den Research! Duftzwillinge TL, LY.....gelinde gesagt, Blödsinn, wie ich nach dem ersten Test merke....Nobil Homo Sultan Leather? Nein, der hat zu viel Gewürze und davon zu wenig Durchschlagskraft. Ich denke, ich muss es selber ausrollen.....“

Royal Leather ist nicht Royal, dafür klar in seiner Art. Die erste Zeit ist er ein wunderbarer Safranduft, nicht zu aufdringlich, genau richtig abgemischt und untermalt mit einer Prise Pfeffer. Zunächst war ich verwirrt, verreiben doch andere immer ihr ganzes Gewürzschränkchen auf Leder aber hier nicht und das ist gut so. Weniger ist mehr. Das Leder kommt gut durch, wirkt herb und maskulin durch den Safran und will nicht direkt gefallen. Royal Leather möchte Aufmerksamkeit, könnte man sagen.
Viel Zeit vergeht bis die Trockenfrüchte bemerkbar sind. Ehrlicherweise ist das natürlich nichts sagend, denn was sollen das für Früchte im Detail sein? Es lässt sich kaum herausriechen. Aber ihre Anwesenheit erklärt die irgendwann zunehmend fruchtig-süßliche Note. Diese ruht sachte in der Duft-Melange, hält sich vornehm zurück. Hier nimmt sich dann der Safran sukzessive zurück, bleibt aber präsent. Es wird nicht wirklich das Obstniveau eines LY oder Ombre Leather in Sachen Stärke und Fruchtigkeit vorgegeben sondern - ja, jetzt muss ich es doch sagen - tatsächlich das Niveau von Trockenfrüchten erreicht, welche eben auch in Relation gesetzt nicht mehr diese Fruchtfülle und Süße bieten sondern sogar eine herbe Süße besitzen können. So in der Art ist das hier der Fall.

Wenn ich nun behaupten würde, dass der Duft anschliessend große Sprünge tätigt, würde ich lügen. So verharrt er eine Vielzahl an Stunden auf der Haut. Umwerfende und einschüchternde Sillage? Nein, das nicht. Insofern allerdings Royal, als dass der Duft Stil hat. Nicht zu viel an Inhaltsstoffen, geradlinig im Duftverlauf, niemand wird erschlagen. Überraschend, wie fein Leder plus Safran doch ohne Myriaden an weiteren Zugaben duftet. Leider wird er nicht mehr produziert und muss aus dem Ausland für mittlerweile höhere Preise bezogen werden.
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