Atelier des Fleurs

Immortelle 2023

Sabiba27
13.10.2023 - 03:32 Uhr
4
Hilfreiche Rezension

Spannend widersprüchlich

Ich habe nie zuvor Immortelle gerochen. Entweder war ich urlaubsmäßig in den falschen Gegenden unterwegs oder einfach unaufmerksam. Nun sieht die Italienische Strohblume allerdings auch ziemlich unscheinbar aus – struppiges, grün-graues Blattwerk und gelbe Blütendolden; nichts, was man sich in die Vase stellen würde.

Hier im Forum scheint der Duft der Immortelle sehr zu polarisieren. Es gibt jedenfalls viele, so habe ich jetzt gelesen, die ihn unerträglich finden. Wie gut, dass ich völlig unbedarft im Souk eine Abfüllung von Ateliers des Fleurs – Immortelle erstanden habe. Ich mag Jasmin und Tuberose, deshalb fand ich den Duft interessant.

Der erste Sprühstoß knallt einem eine Ladung Zitrus vor den Latz – BÄM. Wer noch nicht richtig wach war, ist es jetzt. Die salzigen Noten nehme ich als irgendwie „schräge“ Beimischung war, ohne dass ich sie hätte identifizieren können. Kurz nach dem etwas rasierwasserartigen Opening entfalten sich die Blüten – und jetzt beginnt ein hochinteressanter Fight zwischen der herb-würzigen Immortelle und den sanft-süßen Weißblühern Jasmin und Tuberose. Über eine längere Strecke bleibt der Kampf unentschieden. Mehr noch: Die Duftnoten vereinigen sich zu einem leicht seifigen , frischen und krautig-blümeligen Dreiklang, der in seiner Widersprüchlichkeit äußerst attraktiv ist.
Friedlicher wird das Parfum, wenn Sandelholz und Vanille die Immortelle besänftigen und die Gegensätze harmonisch vereinen.

Eine Freundin befand beim Schnuppern an meinem Arm, das sei der Duft für eine unkonventionelle, selbstbewusste und eigenwillige Künstlerin. Ich bin zwar keine Künstlerin, aber die Adjektive treffen durchaus zu. Wenn allerdings an trüben, nasskalten Herbsttagen das Herz etwas verstimmt ist, greife ich lieber zu einem anderen Parfum, denn Ateliers des Fleurs Immortelle braucht ein starkes Ego und viel Sonnenlicht, um seine vitalisierenden Kräfte voll zu entfalten. Deshalb ist es für mich ein Frühlings- und Sommerduft.

Haltbarkeit: Mittelmäßig. Nach ein paar Stunden ist das Feuer abgebrannt und glimmt nur noch leise vor sich hin.

Preis: Bisher mein teuerstes Parfum. Angemessen? Ich finde, ja, denn das ist kein Mainstream-Duft, der hohe Absatzzahlen haben wird.

Flakon: Klassisch, eher unscheinbar, aber irgendwie passend. Praktisch der Verschluss aus angerautem Plastik, den man auch mit eingecremten Fingern gut abnehmen kann.
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