Sabiba27

Als langjährige Liebhaberin von Diors Tendre Poison verfolge ich beharrlich alle Spuren nach verwandten Düften. Auch Authentic Marouissa wurde als ähnlich beschreiben, deshalb habe ich es ersoukt.

Das Opening des Parfums ist sehr alkoholisch und etwas staubig - erinnert mich an den Geruch einer leeren Schubldade einer auf dem Dachboden vor Jahrzehnten abgestellten Holzkommode. Oder an jene Zedernsäckchen, die man vor langer Zeit zur Mottenabwehr in den Kleiderschrank gelegt und vergessen hat: staubig-holzig mit Restwürze.

Wenn diese recht unschöne Phase vorüber ist, wird es blümelig, aber keineswegs mit der Power eines 90er Jahre-Wummsers, sondern eher schüchtern machen die Narzissen auf sich aufmerksam. Mit der Zeit schaffen sie es sogar, die staubigen Holznoten zu neutralisieren, was dem Duft meines Erachtens gut tut, denn er wird weicher, frischer und harmonischer. Gleichwohl wirkt die ganze Komposition synthetisch, flach und charakterlos. Da gibt es keine Veränderung, keine Überraschung, keine Tiefe. Es blümelt leise und zunehmend seifig vor sich hin und das war's.
Die Sillage ist mäßig, bei guter Nase maximal eine Armlänge.

Da Authentic Maroussia nicht übermäßig süß ist, und eine gewisse Rasierwasser-Frische und Holzigkeit besitzt, kann ich mir den Duft auch sehr gut an einem Mann vorstellen. Aber da gibt es wirklich Besseres auf dem Markt. Dieses Parfum ist dann doch zu belanglos und überdies wohl auch nur noch bei Ebay erhältlich.

Ich habe nie zuvor Immortelle gerochen. Entweder war ich urlaubsmäßig in den falschen Gegenden unterwegs oder einfach unaufmerksam. Nun sieht die Italienische Strohblume allerdings auch ziemlich unscheinbar aus – struppiges, grün-graues Blattwerk und gelbe Blütendolden; nichts, was man sich in die Vase stellen würde.

Hier im Forum scheint der Duft der Immortelle sehr zu polarisieren. Es gibt jedenfalls viele, so habe ich jetzt gelesen, die ihn unerträglich finden. Wie gut, dass ich völlig unbedarft im Souk eine Abfüllung von Ateliers des Fleurs – Immortelle erstanden habe. Ich mag Jasmin und Tuberose, deshalb fand ich den Duft interessant.

Der erste Sprühstoß knallt einem eine Ladung Zitrus vor den Latz – BÄM. Wer noch nicht richtig wach war, ist es jetzt. Die salzigen Noten nehme ich als irgendwie „schräge“ Beimischung war, ohne dass ich sie hätte identifizieren können. Kurz nach dem etwas rasierwasserartigen Opening entfalten sich die Blüten – und jetzt beginnt ein hochinteressanter Fight zwischen der herb-würzigen Immortelle und den sanft-süßen Weißblühern Jasmin und Tuberose. Über eine längere Strecke bleibt der Kampf unentschieden. Mehr noch: Die Duftnoten vereinigen sich zu einem leicht seifigen , frischen und krautig-blümeligen Dreiklang, der in seiner Widersprüchlichkeit äußerst attraktiv ist.
Friedlicher wird das Parfum, wenn Sandelholz und Vanille die Immortelle besänftigen und die Gegensätze harmonisch vereinen.

Eine Freundin befand beim Schnuppern an meinem Arm, das sei der Duft für eine unkonventionelle, selbstbewusste und eigenwillige Künstlerin. Ich bin zwar keine Künstlerin, aber die Adjektive treffen durchaus zu. Wenn allerdings an trüben, nasskalten Herbsttagen das Herz etwas verstimmt ist, greife ich lieber zu einem anderen Parfum, denn Ateliers des Fleurs Immortelle braucht ein starkes Ego und viel Sonnenlicht, um seine vitalisierenden Kräfte voll zu entfalten. Deshalb ist es für mich ein Frühlings- und Sommerduft.

Haltbarkeit: Mittelmäßig. Nach ein paar Stunden ist das Feuer abgebrannt und glimmt nur noch leise vor sich hin.

Preis: Bisher mein teuerstes Parfum. Angemessen? Ich finde, ja, denn das ist kein Mainstream-Duft, der hohe Absatzzahlen haben wird.

Flakon: Klassisch, eher unscheinbar, aber irgendwie passend. Praktisch der Verschluss aus angerautem Plastik, den man auch mit eingecremten Fingern gut abnehmen kann.

Leider sind beide Parfums - Si Fleuri und Tendre Poison - nicht mehr im Handel erhältlich. Aber während TP auf Ebay zu astronomische Preisen gehandelt wird, kann man hin und wieder Si Fleuri für einen Bruchteil erwerben. Ich habe nun das Glück, eine volle Flasche Si Fleuri mein Eigen nennen zu können.

Direkt nach dem Aufsprühen riecht Si Fleuri erst einmal wenig einnehmend nach Alkohol. Wenn der sich verflüchtigt hat, sprießen auf das Schönste viele bunte und weiße Blumen: Jasmin, Rose und Ylang Ylang kann ich gut wahrnehmen und wirken sehr natürlich, auch die Tuberose duftet leicht und frisch. Zusammen ergibt das eine feine, saubere Seifigkeit (ich stehe auf seifige Düfte). Auch die leichte Süße der Komposition gefällt mir sehr gut.
Die weitere Entwicklung ist unspektakulär, aber rundum gelungen. Die Haltbarkeit ist allerdings schwach, so ca. 4 Stunden, damit muss man leben. Und der Flakon - na ja ... für mich hätte es die Plastikblume nicht gebraucht, aber live sieht sieht sie gar nicht so schrecklich aus.

Mich erinnert das sanfte Si Fleuri sehr viel mehr an mein geliebtes Tendre Poison als die kratzige und unsüße Cabotine mit ihrer tendenziell unangenehmen, penetranten Schwarzen Johannisbeere. Nur in der Kopfnote ähneln sich alle drei, danach geht Cabotine einen anderen Weg, während Si Fleuri zwar nicht das Funkeln, die Tiefe und Vielschichtigkeit von Tendre Poison erreicht, aber wie ein Kind an der Hand neben der Mutter her trippelt. Und das gelingt dem Duft wirklich richtig gut.

Wer also in den 90er und Nuller Jahren ein Fan von Tendre Poison war und Erinnerungen schnuppern möchte, sollte einfach mal bei Ebay schauen. 100 ml für 25 Euro sind gut angelegtes Geld.

Der Beginn von Romance ist blumig, seifig, grün mit leichter Rauchnote und vernehmbarer Süße. Mir fehlt hier etwas die Frische, aber trotzdem ist der Auftakt schön und vielschichtig.

Kurz darauf treten Rose (Tuberose?) und Jasmin auf den Plan. Zusammen ergeben sie ein gefälliges, blumiges Duo mit weiterhin seifiger Note, aber auch einer etwas schwülen, gleichwohl attraktiven Eindimensionalität.

Nach einiger Zeit scheint auf meiner Haut etwas penetrant die Himbeere auf, flankiert von Blumen und Hölzern, die für mich eher balsamisch-rauchig riechen, und dem Duft Tiefe und Struktur geben. Aprikose und Pfirsich kann ich nicht erkennen, habe aber auch keine geschulte Nase. Viele Stunden später klingt der Duft leise ab, nur die Himbeere will sich nicht ergeben und bleibt noch eine Weile.

In den Statements wird auf eine Ähnlichkeit mit Tendre Poison von Dior verwiesen. Da TP mein Signaturduft für zwei Jahrzehnte war, kann ich das bestätigen, wenngleich Romance in der Gesamtkomposition dann doch deutlich in eine andere, mehr orientalische Richtung geht. Liebhaber:innen floraler, seifig-süßlicher Parfüms werden den Duft mögen. Hin und wieder stille ich mit Romance meine Sehnsucht nach Tendre Poison, aber täglich möchte ich das Parfum nicht verwenden, dafür ist es zu schwer.

Die Haltbarkeit ist sehr gut (locker 8 Stunden, eher 12), die Silage ist ordentlich.

Der Flakon allerdings ist in meinen Augen scheußlich: Ein goldener Plastik-Eierbecher mit grünem Glas-Ei und güldenem Plastik-Hut - das wirkt alles zusammen recht billig. Okay, dafür kostet Romance eben auch kein Vermögen, riecht aber deutlich wertiger, als Flakon und Preis vermuten lassen.

Edit 8.2.24: Nun ist auch Sung leider der Reformulierung zum Opfer gefallen und nur noch ein Schatten seiner selbst.


Ich gestehe, dass meine Duftvorlieben irgendwo in den 90er Jahren steckengeblieben sind. Damals hatte ich Tendre Poison entdeckt und das war dann mein one-and-only-Parfum bis zur letzten, vor ungefähr fünf Jahren bei Ebay ersteigerten Flasche. Da also zwei Jahrzehnte lang keinerlei Bedürfnis oder Notwendigkeit bestand, mich nach anderen Parfums umzuschauen, habe ich sämtliche Duftmoden verpasst und meine Nase ist extrem auf TP konditioniert.

Blumen, vor allem weiße Blumen, müssen sein, auch Tuberose kann gerne mitmischen. Eine gewisse Frische ist zwingend erforderlich, denn pudrig darf es nicht werden, sondern lieber sauber-seifig und leicht süß. Nach einer lauten Blütenexplosion soll sich eine leichte Würze einstellen, aber keinesfalls dunkles Holz, sondern eher ein Hauch von Gewürznelken und Amber, also balsamische Noten, die dem Duft Tiefe geben, aber nicht maskulin werden lassen. Vanille will ich nicht deutlich wahrnehmen, sie darf nur zur Abrundung eingesetzt werden, sich aber nicht in den Vordergrund drängen.
Natürlich erwarte ich eine ordentliche Haltbarkeit und etwas Silage soll auch sein, damit ich nicht ständig mit der Nase am Arm kleben muss. Wenn das Parfum dann auch noch preislich attraktiv ist, um so besser.

All das zeichnet Sung aus. Ich mag ja auch das "Pure" von AS sehr gerne, aber da nervt mich auf Dauer die Wachsnote. Sung haut ordentlich rein und Blumen raus und genauso will es meine Tendre-Poison-verwöhnte 90er Jahre-Nase.

Eigentlich hätte ich zur Abwechslung gerne mal ein Parfum, das man umstandslos überall erwerben kann. Aber wenn man duftmäßig so einspurig unterwegs ist wie ich, dann darf man sich über erschwerte Bezugsbedingungen nicht beklagen. Am besten lege ich mir einen Zehnjahresvorrat von Sung an. Das sollte dann bis zum Einzug ins Altersheim reichen.