05.10.2015 - 14:50 Uhr
MisterRossi
24 Rezensionen
MisterRossi
Top Rezension
35
Blumen im Dreck
Das leicht angekitschte Blümelei-Design sollte nicht dazu verführen ein seichtes Wässerchen hinter der niedlichen Fassade zu vermuten. Cabotine bringt einiges an Pferdestärken mit, und die Pferdchen trampeln gehörig drauf los.
Das niedliche –tine im Namen ist irreführend, denn hier ist rein gar nichts zart und sanft. Madame Gres kloppt uns hier die Blumen mit sowas von Bums um die Ohren, dass einem Hören und Sehen vergeht. Zunächst adrett hergerichtet und bereit zum Sonntagsspaziergang kann man, sobald man Cabotine aufgesprüht hat, nur noch die Luft anhalten: Die Haare augenblicklich zerzaust, die Frisur vernichtet, mit Stengeln im Haar und auf der Garderobe kann man nur noch mit vor Staunen offenstehendem Mund und völliger Entgeisterung total derangiert diese Woge über sich ergehen lassen und hoffen dass es bald endet. Minute um Minuten drischt dieser überdimensionierte Blumenstrauß auf einen ein. Und eine gehörige Portion Grünschnitt schüttet Madame nebenbei noch dazu über einem aus.
Tendre Poison - zu dem Cabotine wirklich sehr ähnlich ist - erscheint mir im Vergleich als zahmer und lahmer Abklatsch. Ge(teert)blümt und ge(federt)grünt geht’s raus aus dem Haus und ab zum nächsten Programmpunkt.
Nach den Blumen kommt der dreckige Rest: Ziemlich schnell in der Duftentwicklung bringen die Herz- und Basisnoten sich in das diabolische Spiel ein. Dumpf, schwer und sexy strafen sie die anfänglich dominant hellen Blüten Lügen und kichern hämisch aus der Tiefe des Duftes nach oben. Ganz so als wollten sie sagen: „wartet nur, bald kriegen wir euch alle“.
Spätestens hier stellt sich das Bild einer nymphomanen Laura Ashley ein: zunächst oberflächlich recht gesittet, reißt sie sich in einem unbeobachteten Moment das leichte Blümchenkleid vom Leib und darunter ist sie: Catwoman. In schwarzem Lackleder, die (Blumen-)Peitsche weiter dämonisch schwingend.
(Sollte man sich zu diesem Zeitpunkt schon an weiter fortgeschrittener Stelle des Sonntagsspaziergangs befinden, fände ich es ratsam die Kirche an dieser Stelle flott wieder zu verlassen.)
Auf meiner Haut stört mich aber diese „Dreck“-Note, für die ich u. a. die schwarze Johannisbeere verantwortlich mache. Schon in Magie Noire Vintage/Lancome hat sie mir manchmal den Genuss verdorben. Diese tiefe, beerige, saftige Note passt für mein Dafürhalten nicht zu den grünen Noten. Sie gibt zwar Tiefe, aber sie stört mich, und das ganz gewaltig. Sie passt aber zum amorphen, ambivalenten und spitzbübischen Charme von Cabotine: Diese Dame ist nicht „nett“ sondern dem Wortsinn nach „präsent“. Und das mit allen Vor- und Nachteilen; ganz bewusst, ganz pur. Und das ist in unserer häufig so unehrlich aufgehübschten Welt so verdammt ehrlich und „geradeaus“. Toll.
Cabotine ist mir alles in allem trotzdem zu viel. Er ist mir zu kompakt, zu opak. Ich fühle mich wie mit grüner Farbe angestrichen, und genauso wie ich selber gar nichts mehr sehen kann, dürfte mein Umfeld leicht irritiert sein. Ich wüsste nicht zu welchen (öffentlichen) Gelegenheiten ich ihn tragen könnte, selbst wenn ich wollte.
Aber er ist definitiv ein Duft den man haben muss: Sei es auch nur für den Fall dass man in Null-komma-Nix zu Catwoman mutieren muss oder will, um unliebsame Schufte vom Hochhaus zu schubsen.
Cabotine ist per definitionem kein Chypre, aber er ist für Chypre-LiebhaberInnen m. E. sehr zu empfehlen. Er ist so ungezähmt, so leidenschaftlich anders und so Grenzen-wegfegend dass man ihn einfach mögen muss. Ein wenig ungestüm, ja, aber liebenswert.
Ich mag Blumen. Das bisschen Dreck nehme ich dafür in Kauf. Ist´ halt auch Natur, nicht wahr?
Das niedliche –tine im Namen ist irreführend, denn hier ist rein gar nichts zart und sanft. Madame Gres kloppt uns hier die Blumen mit sowas von Bums um die Ohren, dass einem Hören und Sehen vergeht. Zunächst adrett hergerichtet und bereit zum Sonntagsspaziergang kann man, sobald man Cabotine aufgesprüht hat, nur noch die Luft anhalten: Die Haare augenblicklich zerzaust, die Frisur vernichtet, mit Stengeln im Haar und auf der Garderobe kann man nur noch mit vor Staunen offenstehendem Mund und völliger Entgeisterung total derangiert diese Woge über sich ergehen lassen und hoffen dass es bald endet. Minute um Minuten drischt dieser überdimensionierte Blumenstrauß auf einen ein. Und eine gehörige Portion Grünschnitt schüttet Madame nebenbei noch dazu über einem aus.
Tendre Poison - zu dem Cabotine wirklich sehr ähnlich ist - erscheint mir im Vergleich als zahmer und lahmer Abklatsch. Ge(teert)blümt und ge(federt)grünt geht’s raus aus dem Haus und ab zum nächsten Programmpunkt.
Nach den Blumen kommt der dreckige Rest: Ziemlich schnell in der Duftentwicklung bringen die Herz- und Basisnoten sich in das diabolische Spiel ein. Dumpf, schwer und sexy strafen sie die anfänglich dominant hellen Blüten Lügen und kichern hämisch aus der Tiefe des Duftes nach oben. Ganz so als wollten sie sagen: „wartet nur, bald kriegen wir euch alle“.
Spätestens hier stellt sich das Bild einer nymphomanen Laura Ashley ein: zunächst oberflächlich recht gesittet, reißt sie sich in einem unbeobachteten Moment das leichte Blümchenkleid vom Leib und darunter ist sie: Catwoman. In schwarzem Lackleder, die (Blumen-)Peitsche weiter dämonisch schwingend.
(Sollte man sich zu diesem Zeitpunkt schon an weiter fortgeschrittener Stelle des Sonntagsspaziergangs befinden, fände ich es ratsam die Kirche an dieser Stelle flott wieder zu verlassen.)
Auf meiner Haut stört mich aber diese „Dreck“-Note, für die ich u. a. die schwarze Johannisbeere verantwortlich mache. Schon in Magie Noire Vintage/Lancome hat sie mir manchmal den Genuss verdorben. Diese tiefe, beerige, saftige Note passt für mein Dafürhalten nicht zu den grünen Noten. Sie gibt zwar Tiefe, aber sie stört mich, und das ganz gewaltig. Sie passt aber zum amorphen, ambivalenten und spitzbübischen Charme von Cabotine: Diese Dame ist nicht „nett“ sondern dem Wortsinn nach „präsent“. Und das mit allen Vor- und Nachteilen; ganz bewusst, ganz pur. Und das ist in unserer häufig so unehrlich aufgehübschten Welt so verdammt ehrlich und „geradeaus“. Toll.
Cabotine ist mir alles in allem trotzdem zu viel. Er ist mir zu kompakt, zu opak. Ich fühle mich wie mit grüner Farbe angestrichen, und genauso wie ich selber gar nichts mehr sehen kann, dürfte mein Umfeld leicht irritiert sein. Ich wüsste nicht zu welchen (öffentlichen) Gelegenheiten ich ihn tragen könnte, selbst wenn ich wollte.
Aber er ist definitiv ein Duft den man haben muss: Sei es auch nur für den Fall dass man in Null-komma-Nix zu Catwoman mutieren muss oder will, um unliebsame Schufte vom Hochhaus zu schubsen.
Cabotine ist per definitionem kein Chypre, aber er ist für Chypre-LiebhaberInnen m. E. sehr zu empfehlen. Er ist so ungezähmt, so leidenschaftlich anders und so Grenzen-wegfegend dass man ihn einfach mögen muss. Ein wenig ungestüm, ja, aber liebenswert.
Ich mag Blumen. Das bisschen Dreck nehme ich dafür in Kauf. Ist´ halt auch Natur, nicht wahr?
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