15.11.2020 - 03:39 Uhr

Serenissima
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Serenissima
Top Rezension
23
selbstbestimmt
"Dickköpfig" heißt sie also, diese Dame, die meine Mutti als einen der wenigen Düfte in ihren späteren Jahren trug.
Na, gewusst hat sie das sicher nicht, unauffällig und angepasst wie sie war:
Das zeigt, dass sich Gegensätze doch immer wieder anziehen.
Ich war vielleicht 13, 14 Jahre alt, als ich bei meiner Freundin in einem Kästchen zwei gerade fingernagelgroße Glasflacons fand, die selbst für meine unterentwickelte Nase, sehr interessant dufteten.
Heute weiß ich, dass es diese Leder-Blütennote war, die "Cabochard" seine Persönlichkeit verleiht.
Wie Mädchen so sind (und wir waren damals in diesem Alter einfach nur Mädchen), tauschte ich diese beiden kleinen Flacons ein und sie lebten jahrzehntelang im Schmuckkasten meiner Mutti, wo sie sich mit Leder und Samt zu einer ganz eigenen Duftwelt entwickelten, bis sie zu mir kamen und auch auf einem der Parfum-Fotos hier posieren durften.
Eigenwillig und selbstbestimmt würde ich heute als reife Frau diesen wunderbaren Duft bezeichnen. Nicht angepasst und anschmiegsam, sondern eigensinnig an dem festhaltend, was die Persönlichkeit ausmacht:
"Cabochard macht immer, was sie will!" war einer der ersten Werbeslogans im Jahr 1959, als Madame Grès diesen so ganz anderen Duft vorstellte.
Damit wagte sie es, die Vormachtstellung der zu jener Zeit vorherrschenden blumig-aldehydierten Parfums anzutasten.
Denn eigenlich ist "Cabochard" ein leder-ähnliches Chypré.
Zu Beginn dominieren würzig-kräftige Noten: südliche Früchte und Kräuter und weitere mediterrane Gewürze; auch schwarzen Pfeffer würde ich nicht ausschließen.
Fast möchte ich sagen, dass es sich bei dieser Kopfnote um eine feine Marinade für Fisch oder Fleisch handeln könnte; wären da nicht die munter umherflatternden und -springenden Aldehyde mit ihrer außergewöhnlichen Leuchtkraft.
Etwas leicht Harziges (Galbanum?) baut die Brücke zur sehr klassischen, blumigen Herznote.
Rosengeranie hebt noch einmal etwas kräftiger und krautig den Kopf, ehe die Göttinnen Rose und Jasmin, aus Grasse kommend, vorbeischauen und beschließen es sich bequemzumachen und zu bleiben.
Ylang-Ylang ist auch schon da, wie häufig mit einem fröhlichen Lächeln in den gelben Blütengesichtern; freundlich alle umschlingen, die sich hier eingefunden haben.
Diese strahlende Blumenpracht, die auf der herben Kräutermischung lagert, wird durch Iriswurzel ein bisschen abgepudert.
Geschickt gemacht, denn so können sich die geheimnisvollen, warmen Noten aus Patchouli (Hallo, Darling!) und Vetiveröl anschleichen.
Ihnen schließen sich die herben Duftschönheiten Leder und Tabak an, bevor sich die Schätze der Venus Sandelholzöl und Moschus schmeichlerisch und verführerisch einbringen.
Rund, warm und verlockend wird dieses dickköpfige, eigenwillige Duftwesen dadurch, kann aber kleine Stacheln und Kanten nicht verbergen. Das will es wohl auch nicht!
Amber in bekannt goldener Schönheit gelingt es, einige dieser duftigen Widerhaken abzuschleifen, mti einem feinen Schleier zu überdecken.
Aber "Cabochard" bleibt, was seine Schöpfer damals beabsichtigten:
Eine etwas unangepasste Persönlichkeit, die sich nur denen erschließt, die in ihr Beuteschema passen.
So ist "Cabochard" wohl ein sehr persönlicher Duft.
Dass wir beide miteinander nicht harmonieren, ist klar: "Cabochard" braucht keine fischblütige, leicht unterkühlte Frau als "Abflugbasis": warm und wild und etwas eigensinnig sollte sie sein, die selbstsichere Frau, die "Cabochard" trägt.
Bei der Vielzahl der selbstbestimmten Frauen in dieser Zeit müsste "Cabochard" eigentlich einen Spitzenplatz einnehmen: es verkörpert so viel, was persönliche Freiheit ausmacht.
Wurde dieser Duft einfach nur vergessen?
Na, gewusst hat sie das sicher nicht, unauffällig und angepasst wie sie war:
Das zeigt, dass sich Gegensätze doch immer wieder anziehen.
Ich war vielleicht 13, 14 Jahre alt, als ich bei meiner Freundin in einem Kästchen zwei gerade fingernagelgroße Glasflacons fand, die selbst für meine unterentwickelte Nase, sehr interessant dufteten.
Heute weiß ich, dass es diese Leder-Blütennote war, die "Cabochard" seine Persönlichkeit verleiht.
Wie Mädchen so sind (und wir waren damals in diesem Alter einfach nur Mädchen), tauschte ich diese beiden kleinen Flacons ein und sie lebten jahrzehntelang im Schmuckkasten meiner Mutti, wo sie sich mit Leder und Samt zu einer ganz eigenen Duftwelt entwickelten, bis sie zu mir kamen und auch auf einem der Parfum-Fotos hier posieren durften.
Eigenwillig und selbstbestimmt würde ich heute als reife Frau diesen wunderbaren Duft bezeichnen. Nicht angepasst und anschmiegsam, sondern eigensinnig an dem festhaltend, was die Persönlichkeit ausmacht:
"Cabochard macht immer, was sie will!" war einer der ersten Werbeslogans im Jahr 1959, als Madame Grès diesen so ganz anderen Duft vorstellte.
Damit wagte sie es, die Vormachtstellung der zu jener Zeit vorherrschenden blumig-aldehydierten Parfums anzutasten.
Denn eigenlich ist "Cabochard" ein leder-ähnliches Chypré.
Zu Beginn dominieren würzig-kräftige Noten: südliche Früchte und Kräuter und weitere mediterrane Gewürze; auch schwarzen Pfeffer würde ich nicht ausschließen.
Fast möchte ich sagen, dass es sich bei dieser Kopfnote um eine feine Marinade für Fisch oder Fleisch handeln könnte; wären da nicht die munter umherflatternden und -springenden Aldehyde mit ihrer außergewöhnlichen Leuchtkraft.
Etwas leicht Harziges (Galbanum?) baut die Brücke zur sehr klassischen, blumigen Herznote.
Rosengeranie hebt noch einmal etwas kräftiger und krautig den Kopf, ehe die Göttinnen Rose und Jasmin, aus Grasse kommend, vorbeischauen und beschließen es sich bequemzumachen und zu bleiben.
Ylang-Ylang ist auch schon da, wie häufig mit einem fröhlichen Lächeln in den gelben Blütengesichtern; freundlich alle umschlingen, die sich hier eingefunden haben.
Diese strahlende Blumenpracht, die auf der herben Kräutermischung lagert, wird durch Iriswurzel ein bisschen abgepudert.
Geschickt gemacht, denn so können sich die geheimnisvollen, warmen Noten aus Patchouli (Hallo, Darling!) und Vetiveröl anschleichen.
Ihnen schließen sich die herben Duftschönheiten Leder und Tabak an, bevor sich die Schätze der Venus Sandelholzöl und Moschus schmeichlerisch und verführerisch einbringen.
Rund, warm und verlockend wird dieses dickköpfige, eigenwillige Duftwesen dadurch, kann aber kleine Stacheln und Kanten nicht verbergen. Das will es wohl auch nicht!
Amber in bekannt goldener Schönheit gelingt es, einige dieser duftigen Widerhaken abzuschleifen, mti einem feinen Schleier zu überdecken.
Aber "Cabochard" bleibt, was seine Schöpfer damals beabsichtigten:
Eine etwas unangepasste Persönlichkeit, die sich nur denen erschließt, die in ihr Beuteschema passen.
So ist "Cabochard" wohl ein sehr persönlicher Duft.
Dass wir beide miteinander nicht harmonieren, ist klar: "Cabochard" braucht keine fischblütige, leicht unterkühlte Frau als "Abflugbasis": warm und wild und etwas eigensinnig sollte sie sein, die selbstsichere Frau, die "Cabochard" trägt.
Bei der Vielzahl der selbstbestimmten Frauen in dieser Zeit müsste "Cabochard" eigentlich einen Spitzenplatz einnehmen: es verkörpert so viel, was persönliche Freiheit ausmacht.
Wurde dieser Duft einfach nur vergessen?
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