Mitsouko 1919 Eau de Toilette

Mitsouko (Eau de Toilette) von Guerlain
Flakondesign Baccarat
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8.3 / 10 267 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Damen, erschienen im Jahr 1919. Der Duft ist chypreartig-würzig. Es wird noch produziert.
Aussprache
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Duftrichtung

Chypre
Würzig
Blumig
Fruchtig
Holzig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
BergamotteBergamotte JasminJasmin RoseRose ZitrusfrüchteZitrusfrüchte
Herznote Herznote
PfirsichPfirsich Ylang-YlangYlang-Ylang FliederFlieder
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos GewürzeGewürze AmbraAmbra VetiverVetiver ZimtZimt

Parfümeur

Bewertungen
Duft
8.3267 Bewertungen
Haltbarkeit
7.8231 Bewertungen
Sillage
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Flakon
8.8228 Bewertungen
Preis-Leistungs-Verhältnis
8.062 Bewertungen
Eingetragen von BelAmi, letzte Aktualisierung am 07.05.2024.
Variante der Duftkonzentration
Hierbei handelt es sich um eine Variante des Parfums Mitsouko (Eau de Parfum) von Guerlain, welche sich in der Duftkonzentration unterscheidet.

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Rezensionen

15 ausführliche Duftbeschreibungen
10
Duft
MariellaMmmh

215 Rezensionen
MariellaMmmh
MariellaMmmh
Top Rezension 92  
Mein Engel
Es ist auffällig, dass wir immer wieder über Düfte und Erinnerungen sprechen. Ob nun im Forum, in Kommentaren oder wundervollen Blog-Beiträgen - es scheint uns doch alle zu beschäftigen, vor allem momentan. Kein Wunder, wenn man so bedenkt, was los ist. In schwierigen Zeiten ist es wohl automatisch so, dass man in Erinnerungen schwelgen möchte. Vor allem in schönen.
Salvas wunderbarer Kommentar hat mich auf diesen Duft aufmerksam gemacht. Nanu, dachte ich, wie kommt es, dass ich den noch nie kennen gelernt habe? Ritterlich wurde mir in Blitzversand eine Probe zugeschickt. Ich werde auf ewig dankbar sein, denn dieser Duft war jahrelang ein Begleiter, ohne, dass ich es wusste. Die Aussage "Nanu, wie kommt es dass ich den noch nie kennen gelernt habe?" muss ich also zurück ziehen.
Der aufmerksame Parfumoleser ahnt nun, dass dies ein persönlicher Kommentar wird. Wer das nicht mag, dem wünsche ich von Herzen einen zauberhaften Tag und verweise auf den Kommi unter mir (den man ohnehin gelesen haben sollte).

Ich habe schon etwas Vergangenheitsbewältigung betrieben hier und so weiß der ein oder andere, dass ich Ende 1989 mit meiner Familie aus Polen nach Deutschland kam. Das war eine harte Zeit, auch wenn wir nicht aus Angst um unser Leben aus einem Kriegsgebiet flüchten mussten. Dennoch hieß es alles hinter sich zu lassen, alles was man hatte und alle die man liebte. Das hat mich sehr mitgenommen.
Meine Eltern haben immer hart gearbeitet und wieder alles von Grund auf neu aufgebaut. Ich bin ihnen so dankbar für alles, was sie taten und immer noch tun. In den anfänglichen Monaten voller Sprachbarrieren, finanziellen Katastrophen, Anfeindungen, Ängsten sowie dem ständigen Gefühl, völlig fehl am Platz zu sein, gaben sich meine Eltern große Mühe, Sicherheit und Halt zu bieten. Aber das konnten sie nicht. Wie denn auch? Denn auch sie waren entwurzelt, hatten keine Basis und strampelten sich durch.
Als ich dann zur Schule ging, kehrte so etwas wie Alltag ein. Aber ich verstand kein Wort und musste echt kämpfen. Und nun kommt es zum größten Glück, das ich in dieser Zeit erfahren durfte:
Frau L.
Sie war meine Klassenlehrerin und ein Engel. Zweifelsohne. Ohne sie wäre ich einen anderen Weg gegangen. Sie hat mich mit offenen Armen empfangen. Sie hatte die Gabe, einem in die Seele zu blicken. Sie hat erkannt, was mit mir los war. Sie gab mir den Halt, den ich brauchte. Im wahrsten Sinne des Wortes: Sie nahm mich, wenn es mir nicht gut ging, fest in die Arme, drückte mich an ihre Brust und spendete mir Trost. Sie glaubte an mich, sie half mir, die fremde Sprache zu lernen, half meinen Eltern, in dem sie ihnen Möbel schenkte, Anträge ausfüllte, und und und.
So viel Liebe, so viel Hingabe, Fürsorge und Güte habe ich bei einem an sich fremden Menschen nie erlebt. Das ist nun lange her, aber bis heute weiß ich, wie sie gerochen hat. Denn sie roch immer gleich. Ich liebte diesen Duft und habe ihn regelrecht inhaliert. Ein Duft voller Wärme, Blumen, Liebe, zart fruchtig, weich, ganz weich, heimelig. Alles, wonach ich mich sehnte.
Erst kürzlich sprach ich mit meiner Mama über diese Zeit und über Frau L. Auch meine Eltern waren und sind ihr für alles dankbar. Ich sagte meiner Mama, wenn ich die Augen schließe, rieche ich sie. Immer noch. Ich wüsste so gern, was das für ein Parfum war!

Und nun teste ich gestern Mitsouko. Volltreffer! Frau L.
Mari sitzt tränenüberströmt aber glücklich da und schwelgt in Erinnerungen.
Ich werde diesen Duft für mich als Ganzes sehen, als meine Frau L. und ihn nicht in Bestandteile zerlegen. Es ist für mich einer der schönsten Düfte dieser Welt. Für immer.

Ich habe vor ein paar Jahren bei ihr angerufen, weil ich mich bedanken wollte für alles, was sie für mich getan hat. Ich war nervös, denn eine ewig lange Zeit war vergangen. Lehrer lernen über Jahre so viele Kinder kennen, da kann man sich nicht an jeden erinnern. Es war mir dennoch ein Bedürfnis.
Mit zittrigen Händen und pochendem Herzen wählte ich die Nummer. Nach nur wenigen Atemzügen meldete sich jemand am anderen Ende der Leitung. Ich strahlte. Es war ihre warme, liebe Stimme.
Ich sagte "Hallo, ich weiß nicht, ob Sie sich an mich erinnern werden. Ich kam Anfang 1990 in ihre damals 3. Klasse und konnte kein Wort Deutsch. ..."
"Mari?"
Ich kann gar nicht sagen, wie heftig ich weinte. Ich bedankte mich bei ihr für alles und wir redeten und redeten. Sie erzählte mir viel von sich und dass sie mittlerweile Oma sei. Jedes ihrer Worte durchströmte mich und hüllte mich in einer warme Wolke ein. Und dabei immer in meiner Nase, damals noch unwissend, der Duft von Guerlain's Mitsouko. Aber für mich der Duft von Frau L. Für immer.
38 Antworten
10
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
9
Duft
Salva

78 Rezensionen
Salva
Salva
Top Rezension 61  
Ich bin so wie ich bin...
Wer sagt, dass ich alt bin?
Wer sagt, dass ich überholt bin bin?
Wer sagt, dass ich unbeliebt bin?

Ich bin ein Kind der Nachwehen des 1. Weltkrieges, ich habe den 2. Weltkrieg überlebt, ich habe die erste Mondlandung miterlebt, ich habe Deutschland‘s Wiedervereinigung miterlebt...

Und ich lebe immer noch!

Mitsouko ist mein Name. Ja, Mitsouko, etwas ungewöhnlich und auch vllt. schwierig auszusprechen, ich weiß...
Ich bin Japanerin, ein Geheimnis, so wie die Bedeutung meines Namen’s. Wunderschön bin ich; das weiß ich, braucht mir niemand zu sagen...
Du merkst, ich bin selbstbewusst, sehr selbstbewusst; mir braucht niemand was vormachen. Ich weiß, was ich kann, und was ich nicht kann.

Ich bin ein Guerlain durch und durch!
Wenn Du es nicht verstanden hast, dann zieh weiter!
[...]

Den Mitsouko EdT habe ich neulich als Abfüllung in einem Damen-Klassiker-Paket erhalten. Vorne weg: Ich finde ihn außergewöhnlich, und zwar außergewöhnlich schön.

Jacques Guerlain hatte die Idee gehabt, einen Chypre-Duft mit einer fruchtigen Pfirsichnote zu kreieren, um dieser Gattung eine gewisse „Moderne“ zu verpassen. Und mMn ist dies ihm hervorragend gelungen.

Typisch für einen Duft dieser Art öffnet auch der Mitsouko EdT mit einem spritzigen Zitrusakkord, der für meine Nase hier leicht herb-säuerlich daherkommt. Dieser frisch-zitrische Beginn ist aber gleich umhüllt von sauberen, reinen floralen Noten, die ich im Hintergrund ausmachen kann. Als sehr elegant und fein empfinde ich das Opening.

Nach einer gewissen Zeit macht sich der Pfirsich bemerkbar. Er löst die anfängliche Zitrusnote ab und übernimmt seinen Part sozusagen. Doch so extrem fruchtig empfinde ich den Duft nicht unbedingt, denn nach wie vor sind auch hier Blüten wahrzunehmen, die ihm diese saubere und reine Aura verleihen.

Zur Basis hin verlässt diese leicht fruchtige Nuance die Bühne und macht Platz für die ersten würzigen Noten, die aber nicht so dominant und umgeben sind von erdig-holzigem Eichenmoos. Ich empfinde den Duft zum Ende auch sogar etwas süß-balsamisch, was ja sonst für Chypres eher ungewöhnlich ist. Hier spielt nämlich das Moosige nicht allzu sehr die Hauptrolle, wie ich es von anderen Düften dieser Gattung bisher gewohnt gewesen bin. Diese minimal angehauchte Süße führe ich insbesondere auf den Amber und daneben auch auf den Zimt zurück.
[...]

Meiner Meinung nach passt der Duft sehr gut in die Zwischensaisons, sprich in den Frühling und Herbst. Auf der einen Seite ist er durch die floralen Noten wie gemacht für milde und angenehm warme Temperaturen, und auf der anderen Seite durch die leicht balsamische Basis ebenso für etwas kühlere Tage.

Die Haltbarkeit finde ich mit etwa 6h auf meiner Haut mehr als ordentlich (Mir persönlich reichen in der Regel 5-7h ohnehin immer vollkommen aus). Eine größere Duftwolke hinterlässt er nur in den ersten 1-2h, ehe er dann noch ein paar weitere Stunden hautnah wahrzunehmen ist.
Fazit:
Dass dieser Duft für Frauen klassifiziert ist, wird wohl viele (vllt. etwas geübtere) Leute überraschen, die ihn das erste mal testen werden. Denn ich glaube man wird schnell feststellen, dass er total Unisex und für Herren genau so gut tragbar ist; zumindest für mein Dafürhalten.

Ich danke der Parfuma Alliage für das tolle Paket, wodurch ich u.a. diesen edel schönen und eleganten Chypre-Duft kennengelernt habe.

Mir gefällt er ausgesprochen gut, da er für meine Nase ein nicht allzu typisch kratzig-bürstiger Chypre ist, sondern mMn ein wenig aus der Reihe tanzt, wenn man so möchte. Aber im positiven Sinne.

Ein außergewöhnlich hübscher und unprätentiös kultivierter Chypre.
[...]
Vielen Dank für‘s Lesen!
34 Antworten
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Flakon
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Sillage
7.5
Haltbarkeit
10
Duft
Baptiste

16 Rezensionen
Baptiste
Baptiste
Top Rezension 49  
The Rise and Fall of Mitsy Stardust
Am Abend des 3. Juli 1973 verkündete David Bowie auf der Bühne des Londoner Hammersmith Odeon mit den Worten “…not only is it the last show of the tour, but it’s the last show that we’ll ever do” das Ende von Ziggy Stardust. Während die Welt der Fans nach diesen Worten zusammenbrach, schuf Bowie mit ihnen einen Mythos. Ziggy Stardust, eine androgyne Kunstfigur, die an Liebe und Frieden glaubt, aber letztlich an seinem eigenen Leben scheitert und hymnengleich untergeht. The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars, ein Album, das Rockgeschichte schrieb, den Glam Rock mit begründete und so viele andere Künstler bis in die heutige Zeit inspirierte.

Als Jacques Guerlain 1919 Mitsouko kreierte, erschuf er ebenfalls einen Mythos am Dufthimmel. Wie Ziggy Stardust wurde „Mitsy“, wie es gerne von seinen Fans genannt wird, schnell sehr erfolgreich, nahm Einfluss auf die Parfumwelt, brach mit dem typisch weiblichen Duftschema, in dem es mit Gewürzen, Vetiver und Eichenmoos mehr Männlichkeit verbreitete und somit das Garçon – Garçonne Thema belebte und gilt seitdem allgemein als Referenzchypre sowie als eines der besten Parfums, das je geschaffen wurden.

Aber neben noch so jedem anhaltenden Erfolg und Starrummel ist der Fall und Untergang nicht weit. Es war bei Mitsy jedoch nicht der Erschaffer selbst, also Guerlain, der den Todesstoß gab. Auch nicht die treuen Fans des Duftes, indem sie sich abwandten und leere Konzerthallen zurückließen. Nein, es waren die IFRA Richtlinien, von denen die Worte „but it’s the last show we’ll ever do“ stammten. Die IFRA, gegründet übrigens 1973, beschloss um die Jahrtausendwende, dass Bergamotte, Moschus und Eichenmoos auf den Index gesetzt wurden. Jene Bausteine also, die die Seele eines Chypre ausmachen, waren verboten und mussten, sofern man den Duft nicht einstellen wollte, ausgetauscht werden. An Mitsy wurde mehrfach rumreformuliert, aber erst in 2013 gelang es Thierry Wasser eine preisgekrönte Version zu erschaffen, die dem ursprünglichen Duft von 1919 wohl sehr nahe kommen sollte. Diese Reformulierung erfuhr nicht nur das Eau de Parfum und das Extrait, sondern auch das Eau de Toilette. Aber leider konnte das den Untergang von Mitsy Stardust nicht aufhalten.

Gerade das Eau de Toilette profitierte in meinen Augen am meisten von der Reformulierung. Der dunkle, muffige, brotteigartige Start nach dem Aufsprühen verschwand und wurde durch eine helle, transparente, zitrisch-blumige Kopfnote ersetzt. Es war als ob der Staub ganzer missglückter Generationen an Reformulierungen auf einmal abfiel. Mitsy erstrahlte im hell-würzigen Chypregerüst. Traumhaft. So traumhaft, dass ich es täglich trug, mich nicht satt riechen konnte, einen Vorrat anlegte, der mich zwei Jahre retten sollte und sogar eine Lobeshymne auf das Extrait verfasste.

Doch dann kam das Jahr 2015 und Mitsy Stardust erlitt schicksalshaft einen erneuten tiefen Sturz. Laut Guerlain gab es Probleme mit der Stabilität einiger Ingredienzien, die dazu führten, dass sich in der Kopfnote ein ledriger, teerartiger Duft breitmachte. Dies war für Guerlain marktwirtschaftlich ein Desaster, da für mehr als sechs Monate das EdP und das Extrait vom Markt genommen und die Produktion eingestellt wurde. Es hieß, dass das Eau de Toilette nicht betroffen sei und ich wiegte mich in Sicherheit. Welch fataler Fehler.
Das EdP, das Extrait UND das EdT waren von dieser Teernote betroffen. Und es war wieder Thierry Wasser, der sich erneut um Kopf und Kragen reformulierte bis Ende 2016 eine Version des EdT erschien, die zwar ohne Teer aber leider mit deutlich mehr synthetischer Monotonie und fehlender Frische in der Kopf- und Herznote aufwartete. In der Projektion mag das möglicherweise nicht so auffallen, aber der Ruhm von Mitsy Stardust ist für immer angeschlagen und der Fall als Signaturduft nur schwer aufzuhalten, wenn es an Alternativen mangelt.

Mir bleibt nichts anderes übrig als es Bowie auf seinen Konzerten gleich zu tun, in dem ich, bevor ich „Mitsy Stardust“ singe, frage: „Why do you kill Mitsy?“
15 Antworten
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Flakon
7
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Haltbarkeit
9.5
Duft
SchatzSucher

107 Rezensionen
SchatzSucher
SchatzSucher
Top Rezension 37  
Alles Gute zum 100.
Warum sollte ich meinen 50. Kommentar nicht einem Duft widmen, der in diesem Jahr sein 100-jähriges Dasein in unserer geliebten Duftwelt feiert?
1919, ein geschichtsträchtiges Jahr.
Die unruhige Zeit nach dem ersten Weltkrieg, Pariser Friedenskonferenz, die Ausrufung der Weimarer Republik, die allerdings auf sehr wackeligen Füßen stehen sollte, die Ermordung Rosa Luxemburgs und Karl Liebknechts, Gründung der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz hielt als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede, Gründung der ersten Linienfluggesellschaft der Welt, das Bauhaus von Gropius wurde gegründet, Gründung der Bavaria Film, um nur einige Punkte aufzuzählen.

Und inmitten dieser Irrungen und Wirrungen kreierte Jacques Guerlain Mitsouko, nach einem japanischen Frauennamen "Mitsouko", der übersetzt Geheimnis lautet. Einen passenderen Namen hätte man sich nicht einfallen lassen können. Das Interesse am fernen Osten war erwacht und Monsieur Guerlain wollte mit diesem Duft der Heldin aus dem damaligen Verkaufsschlager "La Bataille" von Claude Farrère huldigen, einer wunderschönen und verheirateten Frau, die heimlich einen britischen Offizier liebte.

Dieser einzigartige Duft soll auch der Lieblingsduft von Charlie Chaplin, Ingrid Bergman und Jean Harlow (eine meiner Lieblingsschauspielerinnen) gewesen sein.
Und so unterschiedlich die Personen, die den Duft schätzten, auch waren, so vielfältig und rätselhaft erscheint mir selbst auch der Duft.
Ich mußte mir Mitsouko regelrecht erarbeiten, denn bei der allerersten Begegnung gefiel mir der Duft überhaupt nicht.

Die Duftrichtung wird als klassischer Chypre mit fruchtigen Anklängen beschrieben. Und ja, ein Pfirsich läßt sich gut erkennen. Doch ist dieser Pfirsich alles andere als lieb und süß.
Schon der Auftakt ist herb, barsch und spröde. Die Zitrusfrüchte, die sonst eigentlich hell und sonnig sind, und die Blumen, die sonst freundlich und heiter herüberwinken, blaffen mich regelrecht an, sie sind maulig und streng.
Ich zucke zurück, ziemlich eingeschüchtert von der Zickigkeit des Duftes. Und zickig geht es weiter, denn wenn der Pfirsich sich bemerkbar macht, schnappen gleich die Gewürze zu und nehmen dem Pfirsich (der sicher auch schon ein bißchen trocken ist) jede Lieblichkeit. Zimt meldet sich zur Stelle, Vetiver ist hier auch kantig und scharf, Eichenmoos sowieso, staubtrocken und verkniffen. Durch das Auftauchen von einzelnen Blütenakkorden wird das aber auch wieder abgemildert, wenn auch nur wenig.

Das hat mich beim ersten Zusammentreffen überhaupt nicht erreicht. So ein kratzbürstiges Biest wollte ich als Duft nicht haben.
Doch halt, ich weiß ja, es ist ein Guerlain. Und da braucht man etwas Geduld. Viele der klassischen Guerlains muß man sich Stück für Stück erarbeiten und ihnen viel Aufmerksamkeit widmen. Dann erschließen sie sich einem nach und nach und zeigen, wie schön sie doch im Grunde sind.

So war es auch hier. Einige Jahre vergingen und die Kratzbürste Mitsouko fiel mir als Eau de Toilette in die Hände und das noch zu einem Preis, bei dem ich einfach nicht nein sagen konnte.
Und so begegneten wir uns wieder und gleich war der Umgang freundlicher. Die spröde Widerspenstigkeit ist noch vorhanden, doch wurde sie etwas gezähmt und abgemildert. Der Duft ist nicht mehr so bissig, wie ich ihn Erinnerung hatte.
Dennoch gibt Mitsouko mir weiterhin Rätsel auf. Eigentlich als Damenduft entworfen (das schert mich aber bekanntlich eh nicht), empfinde ich ihn zwar in einer Minute als klassisch feminin, um in der nächsten Minute zu denken "Nee, also das ist doch ein Herrenduft". Und dann wieder doch nicht.
Ein janusköpfiger Duft also. Und diese Schroffheit im Wesen. Einerseits gibt der Duft vor, eine zänkische und bärbeißige alte Schachtel zu sein, um dann im nächsten Augenblick wieder als der kultivierte und wohlerzogene Herr aufzutreten. Nur um dann wieder ein anderes Gesicht zu zeigen und immer so weiter.

Doch mittlerweile lasse ich mich gerne auf dieses Wechselspiel ein. Unsereins ist ja auch nicht jeden Tag in derselben Stimmung.
Nun hat mir die liebe 0815abc Mitsouko in der "Parfum de Toilette" Variante für eine Weile zum kennenlernen zur Verfügung gestellt und ich konnte ein wenig vergleichen. Dafür sage ich ganz ganz herzlichen Dank!
Diese Variante ist um einiges herber und trockener als das EdT, das Eichenmoos fliegt mir geradezu um die Ohren, es staubt fast schon. Blumige Noten sind vorhanden aber gedimmter als im EdT und die Gewürze sind kräftiger dosiert und es erscheint mir etwas rauchig.
Die Haltbarkeit ist für ein Eau de Toilette schon sehr gut mit ca. 8 Stunden, doch das Parfum de Toilette hält locker 12 Stunden durch bei anfangs sehr kräftiger Projektion.
Über die Flakons muß ich sicher nichts sagen, zeitlose Schönheiten im Asia-Stil. So schlicht wie genial.

Fazit:

Mitsouko ist ein Duft, den man auf jeden Fall kennenlernen sollte, auch wenn es keine Freundschaft wird.
Ein großartiger Klassiker, der zu vollem Recht seit 100 Jahren erhältlich ist und sich auf dem Markt gegen viele andere behaupten konnte.
Und ich habe die schrullige bärbeißige alte Schachtel, die im Grunde ihres Herzens doch freundlich ist, sehr liebgewonnen.
Ich gratuliere von ganzem Herzen, Du rüstige, geheimnisvolle, kratzbürstige und ach so wunderbare Mitsouko! Auf die nächsten 100!
26 Antworten
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Preis
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Flakon
7
Sillage
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Haltbarkeit
9.5
Duft
Toppine

14 Rezensionen
Toppine
Toppine
Top Rezension 33  
Mitsouko - eine Annäherung
Guerlain und ich, das passt irgendwie nicht. Aber da gibt es Mitsouko..............

Die Düfte aus neuerer Zeit sind mir sämtlich (Ausnahme Bois D'Armenie) viel zu süß. Aber es gibt ja Mitsouko................

Die Guerlinade in Shalimar und Samsara löst bei mir leider Übelkeit aus. Ich tröste mich: Es gibt ja Mitsouko...................

An die anderen Klassiker traue ich mich gar nicht erst ran. Macht auch nichts, denn: Da wartet ja Mitsouko...............

Mitsouko, Mitsouko, Mitsouko - ein Zauberwort

Viele Duftliebhaber bezeichnen den Duft als "traurig". Hmm, da ist nichts Trauriges, jedenfalls nicht im Eau de Toilette. Ein spritziger, zitrischer Auftakt. Die Eröffnung ist nicht scharf oder herb, sondern prickelnd, fast wie ein Glas Champagner. Cremiger Pfirsich und der Flieder wechseln sich mit den Blüten ab, der Pfirsich scheint immer wieder durch und verbindet sich mit Zimt und anderen Gewürzen.
Die Chypre-Basis ist balsamisch abgemildert, so dass der sonst oft strenge Charakter des Eichenmooses nicht alles dominiert. Vetiver gibt noch einen kleinen Kick.

Das Schönste an Mitsouko ist seine Transparenz. Kein wolkiger Duft, der mich erstickt, vielmehr ist er klar, rein und fließend. Trotzdem bleibt er mit seiner Zartheit rätselhaft und schwer zu durchschauen. Und ein klein wenig zickig ist Mitsouko schon.......

Und ja, etwas Japanisches hat der Duft auch. Der sanfte Fluss der Blüten und des Pfirsichs, die Harmonie des entschärften Eichenmooses lassen mich an einen seidenen Kimono denken, pfirsichfarben natürlich.

Guerlain und ich, das bleibt schwierig. Aber Mitsouko war und bleibt mein Rückhalt, forever and ever!
22 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

61 kurze Meinungen zum Parfum
AxiomaticAxiomatic vor 12 Monaten
8
Flakon
7
Sillage
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Haltbarkeit
10
Duft
Geheimnisvolle Animalik begrüßt mit schönen Hesperiden. Changierender Pfirsich im Blumenbeet pudert moosig sanft.
Schmerzlich schön.
44 Antworten
JonasP1JonasP1 vor 2 Jahren
9
Flakon
7
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8
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10
Duft
Wärmendes Moos-Bett
Süß-weiche Pfirsichhaut
Schimmert durch Seifendunst
Mit Harz beladene Blüten
Verschwinden langsam
Im zarten Zimtstaub
39 Antworten
MarieposaMarieposa vor 8 Monaten
10
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft
Pfirsichzart geborgen
in Moosarmen -
wie all die Worte,
die ich nicht zu sagen wage,
wenn mein heimatloses Herz
durch die Nacht mäandert
56 Antworten
GandixGandix vor 2 Tagen
10
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
6
Duft
Ich mag die Rose nicht
Den Pfirsich zu dem Puder-Moos nicht
Die Animalik nicht
Die Gewürze riechen, wie 5 Jahre offen im Schrank.
63 Antworten
Can777Can777 vor 8 Jahren
Der Duft des Hermaphrodit
Die Lichtgestalt von Guerlain
Nie ganz Frau,nie ganz Mann
Vater und Mutter der Unisex-Dufte
Ein Meilenstein!!!
3 Antworten
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