Les Légendaires

Vol de Nuit 1933 Eau de Toilette

Vol de Nuit (Eau de Toilette) von Guerlain
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8.2 / 10 507 Bewertungen
Ein beliebtes Parfum von Guerlain für Damen, erschienen im Jahr 1933. Der Duft ist würzig-blumig. Es wird von LVMH vermarktet. Der Name bedeutet „Nachtflug”.
Aussprache
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Duftrichtung

Würzig
Blumig
Chypre
Holzig
Pudrig

Duftpyramide

Kopfnote Kopfnote
GalbanumGalbanum OrangenblüteOrangenblüte BergamotteBergamotte MandarineMandarine OrangeOrange ZitroneZitrone
Herznote Herznote
AldehydeAldehyde IrisIris VanilleVanille NarzisseNarzisse
Basisnote Basisnote
EichenmoosEichenmoos GewürzeGewürze IriswurzelIriswurzel MoschusMoschus SandelholzSandelholz

Parfümeur

Bewertungen
Duft
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Haltbarkeit
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Sillage
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Flakon
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Preis-Leistungs-Verhältnis
7.4120 Bewertungen
Eingetragen von Kankuro, letzte Aktualisierung am 14.07.2025.
Wissenswertes
Vol de Nuit ist eine Hommage an den gleichnamigen, 1931 erschienenen Roman sowie an dessen Autor Antoine de Saint-Exupéry, der ein enger Freund von Jacques Guerlain gewesen sein soll. Zum ersten Mal wurde Galbanum in großer Dosierung in einem Parfum verwendet; Vol de Nuit soll als Grundlage für weitere Klassiker wie Miss Dior, Vent Vert und Chanel No.19 gedient haben, die ebenfalls deutliche Mengen Galbanum beeinhalten.
Das Parfum ist Teil der Kollektion „Les Légendaires”.

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Rezensionen

32 ausführliche Duftbeschreibungen
6
Preis
10
Flakon
5
Sillage
4
Haltbarkeit
10
Duft
Gold

256 Rezensionen
Gold
Gold
Top Rezension 109  
Vol de vie
Ich habe einen gestörten Tag-und-Nacht-Rhythmus - und wahrscheinlich liegt das an Dir.
Du musstest ja damals unbedingt "Vol de Nuit" auswählen in dieser kleinen Parfümerie in Adelaide. Ich war schon in Deinem Bauch zu dieser Zeit, ungefähr fünf Tage alt, und ich erinnere mich an diesen Wuuuusch... splash....
diesen fulminanten Start, den der Duft hinlegte. Gleißende Aldehyde wie der Himmel über Broken Hill, wenn Goldklumpen irgendwo am Horizont verglimmen.
Deine Kreditkarte glühte, als Du "Vol de Nuit" kauftest, denn es war ein teurer Spaß damals, Du wolltest gleich das Extrait und das Eau de Toilette zusammen.
Opa wurde 1933 geboren und er kam mit einem Flugzeug der Air France nach Deutschland. Ein Grund mehr für Dich, "Vol de Nuit" zu mögen. St. Exupéry hat Dich nie sonderlich interessiert, Du hattest zu viel anderes zu lesen während Deines Studiums und "Le petit prince" war berührend, aber dann doch nicht so weltbewegend wie Sartre.
Galbanum dagegen bleibt eine Konstante für Dich. Es kommt aus dem Iran und erst vor einem Jahr ist Dir klar geworden, dass Du im Gebirge um Karaj herum bei einer Wanderung diese Pflanze gesehen haben musst, ohne dass Du Dir dessen bewusst geworden bist.
Wir nehmen ohnehin nur immer einen Bruchteil dessen wahr, was uns umgibt. Ich konnte Dich ja auch neun Monate nur riechen, fühlen, schmecken und hören, aber nicht sehen.
Du und mein Vater fuhrt weiter nach Melbourne und ich erinnere mich daran, dass es dort unglaublich heiß war. 45 Grad in einem Motel... und Du versprühtest "Vol de Nuit".
Es kühlt zu Beginn, das Galbanum, die Aldehyde. Dann kommen Blumen hinzu, sehr leichte, kleine, gezähmte Blumen, apprivoisées, wie im "Petit Prince".
Iris tut sich hervor, aber nur, wenn Du sie kennst, hast Du sie zuvor noch nie getroffen, so wirkt sie wie Sternenstaub und senkt sich auf Deine Haut, ruhig, behutsam, besänftigend.
Jetzt ist "Vol de Nuit" so wie die Farbe Lila, tief und geheimnisvoll, meditativ. Kleine gelbe Sprenkel von Narzisse tauchen auf, aber sie stören das Bild nicht, sie fügen eine kleine Störnote hinzu. Wieso auch nicht, niemand ist nur ruhig, sonst wäre sie oder er ein Buddha.
Dann der Tag meiner Geburt vor 20 Jahren, Du hattest Dir lange darüber Gedanken gemacht, welchen Duft Du um den Geburtstermin herum tragen könntest, um mich zu begrüßen... natürlich fiel Deine Wahl auf "Vol de Nuit", denn mit diesem Parfum fing alles für mich an, schon bevor ich das Licht der Welt erblickte, und als ich dann in Deinen Armen lag, an Deiner Brust und das erste Mal Muttermilch trank, spürte ich einen ganz kleinen Hauch von Vanille, vielleicht auf Deiner Haut, vielleicht auf Deinem Haar, das mich sanft streifte. Du hattest Dich nicht extra parfümiert für die Geburt selbst, denn Du wolltest, dass alles möglichst natürlich abläuft, aber Dein Körper hatte wahrscheinlich den Geruch von "Vol de Nuit" bereits mit seinen eigenen Säften vermischt.
In den letzten Jahren hat "Vol de Nuit" sich verändert, aber Du Dich auch. Dein Leben ist um einiges leichter geworden, so wie der Duft, der als Eau de Toilette schon immer sehr schnell ver-flogen war und jetzt noch vol-atiler erscheint als früher.
Manchmal, wenn ich Dich umarme, dann spüre ich einen eleganten Hauch aus Eichenmoos, Vanille und Sandelholz, sehr zart und trotzdem so einprägsam.
Leider trägst Du "Vol de Nuit" gar nicht so oft wie ich es mir wünschen würde, Du experimentierst ohne Unterlass mit irgendwelchen Düften herum... und dann erzählst Du etwas von "Parfumo", Horizonterweiterung und Deinem Hobby.
Wir alle in der Familie haben Verständnis dafür, aber wir wünschen uns mehr Konstanz, einen Signaturduft wie "Vol de Nuit" , an dem wir uns immer wieder festhalten können, uns vergewissern, uns erinnern...

besonders ich, die ich tausende von Meilen entfernt auf einem anderen Kontinent gezeugt und in einem Nachtflug mit Dir zusammen nach Frankfurt zurückgekehrt bin und die ins sich diese Sehnsucht spürt...
nach dem Ankommen, nach Wiederkehr, nach einer Mutter, die mit sanfter Hand über meine Wange streicht, wenn ich mich verliere und die dabei flüstert: "Alles wird gut."
49 Antworten
9
Flakon
6
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Haltbarkeit
9.5
Duft
SchatzSucher

107 Rezensionen
SchatzSucher
SchatzSucher
Top Rezension 45  
Faszinierend, widersprüchlich und aus einer anderen Zeit
Über den Nachtflug von Guerlain grübele ich wirklich nach. Dieser Duft ist ziemlich schwer in Worte zu fassen.
Die großen Klassiker der alten Schule aus dem Hause Guerlain faszinieren mich aber.
Aufgrund der vielen lobenden und sehr vielseitigen Kommentare und ganz besonders angestachelt durch den wirklich großartigen Kommentar von Fabistinkt habe ich mir Vol de Nuit ohne vorherigen Test bestellt.
Nun kann das ja immer mit einem gewissen Risiko verbunden sein und dann macht sich große Enttäuschung breit. In diesem Fall wußte ich aber, daß dieser außergewöhnliche Duft mir gefallen wird. Und ja, ich finde ihn großartig!
Und dennoch stiftet Vol de Nuit ein bißchen Verwirrung, weil er nicht einfach zu fassen ist und so viele Möglichkeiten zu interpretieren bietet.

Wer hier ein lieblich-blümeliges-zuckriges püppihaftes Wässerchen erwartet, wird enttäuscht sein. Die wenigen Blumen, die hier eingesetzt werden, sind nicht allerliebst. Sie sind nicht mal besonders süß, eher ein bißchen steif und förmlich.

Und so begrüßt mich auch der Duft. Man merkt ihm schon die Zeit an, aus der er ursprünglich stammt.
Eine Zeit mit völlig anderen Werten und Umgangsformen. Eine Zeit, die lange vorbei ist, aus welcher der Duft aber fast ein wenig trotzig hervorschaut und sagen will "Hey, es gibt mich aber noch! Und ich möchte beachtet werden!"

Galbanum springt mich direkt an, davon ist reichlich verwendet worden. Es soll Düften eine deutlich grüne Note verleihen, was ich bejahen kann. Dieses Grün ist fast schon ein wenig gemüsehaft und dumpf, wird aber durch Zitrusfrüchte etwas aufgeheitert.
Dieses Zusammenspiel sorgt für die etwas altmodisch anmutende knarzige Note, die gewiß so manchen abschrecken mag, es duftet doch ein wenig fremdartig.
Doch in Vol de Nuit steckt noch einiges mehr, es ist ja schließlich ein Guerlain.

Ein Schwall Aldehyde saust vorbei, begleitet von einigen blumigen Akzenten, die aber relativ kühl gehalten sind und irgendwie etwas spröde wirken. Die Basis macht sich auch schon bemerkbar, moosig, holzig, würzig und das Ganze wirkt auf mich sehr trocken. Und dann kommt die typische Guerlain-Vanille zum Vorschein, die die Düfte so unverwechselbar macht. Nach meinem Empfinden tritt sie erst in der Basis auf und läßt auch etwas auf sich warten. Aber sie ist da und setzt ein I-Tüpfelchen.
Und dennoch ist der Duft insgesamt recht dunkel gehalten und ich stimme meinen Vorrednern zu, er ist gut für den Abend oder die Nacht geeignet.

Mir gehen so einige Gedanken durch den Sinn, wenn ich Vol de Nuit trage. Und die widersprechen sich sogar auch zum Teil.
Vol de Nuit wirkt einerseits sehr maskulin auf mich durch die recht herben Bestandteile, das eher trockene Auftreten und durch das Fehlen von extremer Süße, andererseits aber auch sehr feminin durch das Zusammenspiel von Aldehyden und blumigen Noten.
Da hat man männlich und weiblich aber sehr gekonnt in einem Duft zusammengefasst.
Vol de Nuit ist ein grüner Duft mit dieser deutlich gemüsigen Note aber gleichzeitig auch blumig mit chyprigen Anklängen.
Auch in der Hinsicht hat man mehrere Aspekte sehr geschickt zu einem Ganzen zusammengesetzt.
Vol de Nuit ist ein sehr leiser Duft, er ist nicht aufdringlich, niemals stechend oder pieksig, aber er umgibt den Träger/die Trägerin mit seiner feinen Präsenz und ich möchte sogar sagen Intimität.
Nach dem etwas knarzigen Auftakt wandelt sich der Duft im Laufe zu einem sehr angenehmen facettenreichen Begleiter, gereift, selbstbewußt und altmodisch im allerbesten Sinne. Aber es ist ganz gewiß kein Oma-Duft.
Sonderlich lange haltbar ist der Duft jetzt auch nicht, nach ungefähr 4-5 Stunden nehme ich ihn nicht mehr wahr, auf Kleidung ist er länger wahrzunehmen.
Da war bei früheren Versionen sicher mehr drin. Doch darüber kann ich hinwegsehen, die meisten leisen Düfte halten in der Regel nicht so lange an.

Zu Vol de Nuit stelle ich mir die großartige Marlene Dietrich vor, die in den 30er Jahren revolutionär die Hosen für die Damenwelt salonfähig machte. Dieses raffinierte Spiel mit männlichen und weiblichen Attributen konnte kaum jemand anders so verkörpern. Das erregte Aufsehen, so wie Vol de Nuit seinerzeit aufsehenerregend war und eigentlich auch immer noch ist. Und der Dietrich hätte der Duft sicher wunderbar gestanden.
Denn solche raffinierten Düfte, die dem Träger einen solchen Spielraum für Phantasie lassen, werden heutzutage kaum noch produziert.
Vol de Nuit ist für mich wieder ein Beispiel für gelungene Duftkunst, die ihresgleichen sucht.

Sollte bei diesem spannenden Nachtflug noch ein Platz für mich frei sein, ich steige gern zu und lasse mich mitreißen!

Kleiner Nachtrag:
Ich habe die Saint-Exupéry-Geschichte beim Schreiben des Kommentars völlig außer Acht gelassen und einzig meine eigenen Gedanken in Worte zu fassen versucht. Daher auch der kleine Vergleich zu modernen Düften, der dann sicher nicht ganz so absurd erscheinen mag.
19 Antworten
6
Flakon
7
Sillage
6
Haltbarkeit
9
Duft
FvSpee

323 Rezensionen
FvSpee
FvSpee
Top Rezension 50  
Freitag, 29. Dezember 1933
Louis Dupré, Referatsleiter Deutschland II, Quai d'Orsay

Das Jahr ist endlich um. Morgen früh geht es mit Robert ins Silvesterwochenende. Ich werde mein neues Parfum auflegen, Vol de Nuit. Meine Sammlung ist in die Jahre gekommen: Mitsouko, Crèpe de Chine, Shalimar. Der Orient ist nicht mehr modern. Vol de Nuit ist vollkommen anders: von all meinen Düften ähnelt ihm am ehesten das Tosca, das mir der Kleine aus der deutschen Botschaft geschenkt hat. Bergamotte und Zitrone in der Kopfnote; Aldehyde, Narzisse, Vanille: Viele Gemeinsamkeiten, fast ein Briand-Stresemann-Pakt in Parfumform... Aber das neue ist doch völlig anders: Galbanum und Eichenmoos bis es quietscht, das gibt eine grüne und dunkle Tiefe; da ist Tosca viel konventioneller und durch die Blumen viel femininer. Ich sollte mich im Ministerium mit meinen Parfums sowieso etwas zusammennehmen. Der Nachtflug ist jedenfalls irritierend zweideutig, das gefällt mir. Fast ist etwas von einem Herrenduft darin.

Politisch war es ein schreckliches Jahr. Fünf Premierminister, das dürfte Rekord sein. Boncour hat das ganze Jahr als Minister durchgehalten. Meine Denkschrift „Sechs Monate Hitler“ hat ihn nie erreicht, der Abteilungsleiter hat sie angehalten. Zu pessimistisch. Seither bin ich „Loulou la Cassandra“. „Dupré, was wollen Sie, wir beobachten ihn genau und tun, was nötig, aber wirklich gefährlich wird er uns nicht. Seine Armee ist ein Witz, das Rheinland ist demilitarisiert, die Maginot-Linie fast fertig.“ Man macht sich das zu einfach, unterschätzt seine Energie und Bosheit. Italien ist verloren, Spanien steht auf der Kippe und England ist müde. Ich übrigens auch. Morgen ist auch noch ein Tag, und zwar einer mit Robert!

Ingrid Eide, Sekretärin Abteilung Völkerrecht, Außenministerium Oslo

Mein erstes volles Jahr ist um, und wie farbig es war! Als ich im Herbst 1932 eingestellt wurde, hieß es, der Prozess im Haag würde sich noch hinziehen, und wenn wir ihn gewonnen hätten, würden Idealisten zum Ausbau unserer Verwaltung in Ostgrönland gebraucht. Ich hatte damit geliebäugelt – Papa und Mama waren wenig erbaut. Nun hat es sich zerschlagen. Das Urteil des Ständigen Internationalen Gerichtshofs kam schon im April, und Dänemark hat mit Fanfaren gewonnen. Ganz Norwegen trägt Trauer, aber wir beugen uns und ziehen aus Grönland ab. Aber was für eine Zeit für mich! Die ganze Abteilung war ständig unterwegs: zum Haag, nach Genf zum Völkerbund und wohin nicht noch. Weil ich die beste Stenografin bin und auch etwas vom Recht verstehe, war ich überall dabei. Und meist mit dem Flugzeug! Was für eine aufregende Welt! Die Schönheit der schimmernden Maschinen mit ihren sirrenden Rotorblättern! Und wie ein Vogel auf diese kleine Welt schauen zu können, mit ihren wimmelnden Menschen, die sich so wichtig fühlen. Noch nie hat etwas mein Leben so verändert. Es soll auch Frauen geben, die Pilot geworden sind! Und es heißt, nächstes Jahr werde es eine eigene norwegische Fluglinie geben. Ob ich...

Im Oktober waren Wahlen; großer Sieg der Sozialdemokraten. Ich weiß nicht, ob ich sie mag. Aber ich weiß, dass ich diese gemeinen Nationalen aus ganzem Herzen hasse, die in Europa ihr Geschrei erheben. Es ist, als ob sie hervorgekrochen kommen wie der Fenriswolf und die Midgardschlage aus unseren alten Sagen, um die Menschen zu verschlingen. Zum Glück bleibt Norwegen verschont; den hässlichen Vidkun haben nicht mehr als zwei Prozent gewählt. Und den Krieg werden uns Italien und Deutschland schon nicht erklären.

In Genf habe ich mir ein richtiges Parfüm aus Paris ausgesucht, kein langweiliges Kölnischwasser mit Maiglöckchen, wie es die Osloer Damen für den Gipfel der Eleganz halten. Und natürlich musste es „Nachtflug“ sein. Ein Fliegerparfüm! Der Duft ist verwirrend schön. Auch dunkel und bedrohlich. Ein bisschen, als ob ein Tier in dem Flakon schliefe. Aber ein Nachtflug ist ja auch kein Frühlingsspaziergang. Ich glaube, Trygve hat etwas Angst vor mir, wenn ich Vol de Nuit auflege. Er ist eben nur die Maiglöckchen gewohnt… Nun aber geht es ins Silvester-Wochenende. Nicht mit dem Flugzeug, aber immerhin mit dem Automobil!

Toma Girdauskaite, Kulturreferentin, Außenministerium Kaunas

Das Jahr geht zu Ende und ich bin bedrückt, fast verzweifelt. Die fünf Jahre als Kulturattaché in Paris scheinen schon ein Traum zu sein. Ich erkenne Litauen nicht wieder. Ich verabscheue die Roten, ich bin von ganzem Herzen Patriotin, und ja: in diesen Zeiten braucht das Land eine starke Hand. Polen und Russland würden uns sonst zerquetschen. Dass Smetona Schluss mit dem Parteiengezänk gemacht hat: wohlgetan! Ich bleibe dabei! Aber es war doch leichter, als umschwärmte Dichterin mit Diplomatenpass auf den Soiréen in Paris unsere Politik zu verteidigen, als hier ihre Ergebnisse erleben zu müssen. Die Aufbruchstimmung von einst ist vorbei. Die Kameraden aus der Nationalbewegung, die vom Aufbau des unabhängigen, blühenden Litauens sangen, raunen jetzt mit verkniffenen Gesichtern von der „jüdischen Gefahr“. Wie uninspiriert, wie abgeschmackt. Und Frau die ich bin, jung und ledig, gebe ich ich in den Gängen des Ministeriums den Mann im Mond. Die Aufgaben, die man mir überträgt, sind so lächerlich unbedeutend, dass es kränkt. Den neuen Pariser Duft, den beim Abschiedsempfang alle so hinreißend an mir fanden („er passt so wundervoll zu Ihrer slawischen Schönheit“; ein etwas ungebildetes Kompliment), kann ich hier nicht tragen, er wirkt wie eine schrille Verkleidung. Vielleicht sollte ich zurück an die Akademie gehen. Aber wer weiß, ob es da besser ist.

Alexandru Rosetti, Leiter Abteilung Grundsatzfragen, Außenministerium Bukarest

Viel kommt dieses Jahr nicht mehr. Wie ich mich auf Silvester und die Stunden mit Luminita, dem Star des Abends im Athenäum, freue. Ich habe ihr aus Paris einen neuen Duft von Guerlain mitgebracht: Vol de Nuit! Der Gedanke, ihn auf ihrer Haut zu riechen, erregt mich schon jetzt.

Ein gutes Jahr! Titulescu ist als Außenminister genau der richtige, auch wenn er in der falschen Partei ist. Höhepunkt des Frühjahrs war sein Auftritt in Jugoslawien bei der Reform der Kleinen Entente. Unser Bündnis mit Jugoslawien und der Tschechoslowakei hat einen Ständigen Rat bekommen, und die Franzosen sind glücklich. Aus den Turbulenzen des zweiten Halbjahrs hat er sich klug herausgehalten, sodass er Minister geblieben ist, als wir Nationalliberalen ans Ruder kamen. Ich konnte unser Glück nicht fassen, und niemand versteht bis heute, warum König Carol unseren Mann Duca zum Premier ernannt hat, obwohl wir Carols schärfste Kritiker sind. Und Duca hat innerhalb weniger Wochen aufgeräumt, die Faschisten von der „Legion“ sind zu Hunderten und Tausenden verhaftet. Und am 20. Dezember Neuwahlen. Zack: 51% für uns.

Geschrei auf dem Korridor, der Bürodiener ruft alle Leiter zur Krisenbesprechung…

Titulescu hat uns gerade unterrichtet, dass Duca nach der Audienz beim König auf dem Bahnhof von Sinaia erschossen wurde. Drei Legionäre wurden verhaftet, die etwas vom Kampf gegen die jüdisch-freimaurerische Verschwörung faselten. Beim Hinausgehen raunte Titulescu mir zu: „Seien Sie auf der Hut, Rosetti, man munkelt, der König habe bei der Nachricht vom Attentat gelächelt. Und gestern soll Ducas Leibwache auf einen Mann verringert worden sein.“ Bei der Rückkehr ins Büro schrecklicher Schwindel. Habe den Flakon mit dem Parfüm zerbrochen. Dieser Geruch im ganzen Zimmer... Ich muss mich übergeben. Mein Gott, mein Gott, wohin führt das?
29 Antworten
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Flakon
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Sillage
7
Haltbarkeit
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Duft
pudelbonzo

2404 Rezensionen
pudelbonzo
pudelbonzo
Top Rezension 49  
Bring mich durch die Nacht
Früher waren die Nächte relativ kurz, denn wir waren eine unternehmungslustige Mädels Clique, die von Disco zu Disco eilten, uns Musik und Tanz hingaben, ungeniert flirteten, dem Alkohol und den Zigaretten zusprachen , hemmungslos albern waren aber auch oft geistreich humorvoll - Kurzweil on and on - und plötzlich dämmerte der Morgen.

Nach diesen " Nachtflügen " segelten wir nach Hause, fielen ins Bett und hatten schöne Träume.

Lang lang ists her - und zwei von unserem Nachteulen Club schweben schon in anderen Sphären.

Lang lang sind inzwischen die Nächte - und besonders die Zeit zwischen 3 und 4 Uhr zieht sich endlos, wenn man schlafsuchend wach liegt.

Sorgen sitzen auf der Bettkante wie Blei und von einem luftigen Nachtflug kann man nur noch träumen.

Vol de Nuit birgt aber die Leichtigkeit der damaligen heiteren Nächte und weckt die Erinnerungen daran.

So manch amüsante Episode geht mir durch den Sinn - und so manch liebes Gesicht wendet sich mir zu.

Ich denke an Dalis Gemälde : die Beständigkeit der Erinnerung.

Die Erinnerungen kann einem niemand nehmen - und dafür bin ich dankbar.
Nichts und niemand ist vergessen.

Ich nehme den Flakon behutsam in die Hände und denke :

Bring mich durch die nacht
Rette mich durch den sturm

Musik : Land unter von Herbert Grönemeyer
12 Antworten
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Flakon
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Haltbarkeit
8.5
Duft
Serenissima

1184 Rezensionen
Serenissima
Serenissima
Top Rezension 42  
erfolgreiche Frauen und "Der kleine Prinz"
Jacques Guerlain sah "Vol de Nuit" gern als Duft für erfolgreiche, mutige Frauen und als Hommage an seinen Freund, den leidenschaftlichen Piloten und Schriftsteller Antoine de Saint-Excupèry:
Als Pilot mehr oder weniger Autodidakt und Bruchpilot (zum ständigen Kummer seiner Arbeitgeber), als Schriftsteller der Schöpfer der zauberhaften Figur des "kleinen Prinzen", der wusste, dass man "nur mit dem Herzen" gut sieht .
Ihm widmete Jacques Guerlain 1933 seinen "Nachtflug".
Aber auch den Frauen, die sich - Guerlain zufolge - "als bessere Piloten erwiesen als die Männer."
(Es war der Beginn des Lufttransportes von Poststücken; damals häufig von Frauen durchgeführt.)

Auch als Eau de Toilette entfaltet "Vol de Nuit" den Zauber eines geheimnisvollen Duftes.
So ist der erste Eindruck durch Galbanum doch recht überraschend und leicht herb.
Erst jetzt folgt die klassische Frische von Hesperiden: Bergamotte, Mandarine, Orange und Zitrone betreten das nächtliche Flugfeld; Orangenblüte winkt ihnen warm und zärtlich zu.
Das typische Blumenbouquet aus Rosen, Jasmin und Veilchen, wird hier vervollständigt durch frühlingshafte Narzissen, stolze Iris und strahlende Aldehyde, die alle bisherigen Duftnoten umtanzen.
Vanille sorgt als Übergang schon jetzt für Wärme und wird interessant gewürzt durch Piment und Nelken.
"Guerlain"-like geht es weiter, denn Tropenhölzer, Eichenmoos und natürlich eine angenehme Dosis Moschus unterstützen harmonisch als Basis und schließen "Vol de Nuit" ab.

So entsteht eine holzige, würzige und irisierende Komposition: sehr raffiniert, aber doch weniger "sexy" als z.B. "Shalimar", das ganz der Weiblichkeit der Frau und der Liebe gewidmet scheint.
"Vol de Nuit" sprach von Anfang an einen anderen, modernen Typ der Frau an und daran hat sich bis heute nichts geändert.
Dieser "Nachtflug" findet nicht in üppig blühenden Gärten statt; er übersteigt deren Zäune und Mauern und spricht Frauen an, die ihren Weg gehen, erfolgreich sind und doch ganz Frau bleiben wollen.
Denn wer von uns verzichtet schon freiwillig auf ein bisschen raffinierte Weiblichkeit?
"Vol de Nuit" ist hier der passende Begleiter.

Im ersten Moment etwas aus der gewohnten Duft-Rolle fallend, weil herber und geheimnisvoller, ist auch diese Schöpfung eine klassische Schönheit der Guerlain-Familie.
Sicher noch eindrucksvoller in stärkerer Konzentration, dafür aber als Eau de Toilette häufiger tragbar und äußerst angenehm.
Ich muss wohl nicht hinzufügen, dass bei mir diese Herbheit wieder einmal mangels Körperwärme etwas bescheidener ausfällt: aber schön ist er trotzdem, dieser Flug in Begleitung des "kleinen Prinzen".
15 Antworten
Weitere Rezensionen

Statements

92 kurze Meinungen zum Parfum
FloydFloyd vor 8 Monaten
8
Flakon
6
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7
Haltbarkeit
8.5
Duft
Antoine
Deine Worte
Blütenblätterseiden
Schleierspuren von Aldehydseifen
Die Wurzelstaub in Mooshärchen streuen
In weißen Wolken verwehen
51 Antworten
GuerlinchenGuerlinchen vor 2 Jahren
8
Flakon
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6
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8.5
Duft
Schattenschmetterling mit samtigen Flügelschlag gleitet in die grüne Nacht. Pudrig harmonische Sterne funkeln. Es bleibt balsamische Stille.
37 Antworten
Can777Can777 vor 2 Jahren
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9.5
Duft
Wenn ich des Nachts durch Deine Träume gleite! Verliere ich mein harzig-grünes Gefieder. Federn in würzig-moosigen Gespinst. Melancholie!
75 Antworten
Flowerbomb4Flowerbomb4 vor 8 Monaten
8
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10
Duft
Aldehydfunkelnde Sterne
Kühle, grünherbe Nachtluft
Blumenpuderzart
Zerbrechliche Vanillewolken
gen Horizont
Erwärmst moosweich meine Seele.
39 Antworten
PinseltownPinseltown vor 4 Jahren
10
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8
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10
Duft
Antoine allein im Cockpit
Motor dröhnt
Er sieht Sterne funkeln und seinen Prinzen winken
Er lächelt - ich komme zu dir mein Freund, auf ewig
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