08.04.2023 - 10:47 Uhr
Axiomatic
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Axiomatic
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37
Befreiungsschlag in der Nacht
Dickköpfige Sturheit kann manchmal einem richtig auf die Nerven gehen, um nicht einen dieser schönen Kraftausdrücke mit physiognomischen Bestandteilen hier dem Teil der zartbesaiteten Leserschaft unter die Nase reiben zu müssen.
Galbanum in seiner klaren, aufrichtigen und salbungsvollen grünen Kraft steht für mich wie kein anderer Duftstoff für Positives - es befreit den Kopf, entwirrt Gedanken, schafft eine klare Sicht und fördert Entscheidungsfindungen.
Cabochard, dieser Dickkopf ist nun seit ein paar Jahren wieder erquickend auf den Markt gekommen.
Gelungen ist er, leicht, lichtdurchflutet und herrlich anders wie seit eh und je.
Bernard Chant hatte 1959 schon ein gutes Händchen mit der Urversion bewiesen. Kompromisslos und aussagekräftig.
Nun nennt Lalique Beauty, der Inhaber der Markenrechte, leider nicht den Schöpfer dieser 2019er EdT Variante, was sehr schade ist, denn sie ist auf jeden Fall äußerst gut gelungen.
Verstecken braucht sich die Verpackung nicht, eine elegante schwarze Schachtel mit geriffelter Oberfläche und goldenem Rahmen, wie auch der Schriftzug des Markennamens - Cabochard wird seit 1959 in kursiver Schreibschrift gehalten.
Da kann man schon sagen, dass der Duft ein wahrer Klassiker ist, immerhin konnte er sechzig Jahre lang begeistern, bis er nun für den heutigen Geschmack verändert wurde. Da konnten andere Chypre-Ikonen leider nicht mithalten und wurden tragischerweise eingestellt.
Der Flakon genügt dem hohen Qualitätsstandard von Lalique, er ist schwer und auf eine charmante Weise erinnert er an die 1960er Jahre mit der asymmetrischen schwarzen Schleife.
Der Zerstäuber ist unübertrefflich gut. So einen feinen Sprühnebel habe ich selten bisher gesehen.
Soll im mal auf Trotzkopf machen?
Zisch!
Ding Dong, Familie Aldehyde wartet schon, um gebührend begrüßt zu werden.
Küsschen!
Was, Ihr wollt schon wieder gehen?
Ach ja, ich hatte es ja ganz vergessen. Heute wird Eure Cousine 19! Was für eine schöne Zahl! Na, dann grüßt sie schön von mir!
Aber der nette Herr hier darf doch bleiben, oder?
Tachchen liebes Galbanum, nimm doch schonmal Platz. Schön grün biste. Nettes Salbeiblättchen am Revers.
Na, nicht so ernst gucken, ist ja lieb gemeint!
Dass solche Harze aber auch immer einen Anstoß brauchen, um lächeln zu können, nein aber auch!
Ach ja, Du kannst die Kinder ruhig draußen im Garten toben lassen, so bleiben wir ungestörter.
Der ältere Ylang ist aber sehr gut erzogen, sieh an. Der kann ruhig auf die kleine Rose und den neckischen Jasmin aufpassen.
Also Kinder, viel Spaß im Garten und falls was ist, meldet Ihr Euch wieder.
Galbi, falls Du Dich erfrischen möchtest, die kleine Seife an blumigem Sandel und Patch findest Du im Gästebad.
Ich weiß, so ein Hauch altes Spanien verzaubert immer noch.
Ich warte dann auf der Ledercouch auf Dich.
Na wer sagt es denn, so eine Erfrischung hat Dir gut getan. So, und nun lass uns mal in Erinnerungen schwelgen und die Welt etwas hoffnungsvoller malen!
Klingeling!
Huch, wer stört denn jetzt unsere nette Runde?
Moment, bin gleich wieder da.
Murmel murmel, leichtes Fluchen und resolutes Vorschreiten und sich auf die Couch mit schwarzer Sonnenbrille plumpsen lassen.
X: „Was für einen Kitsch reimst Du Dir denn da wieder zusammen?
Und was macht der olle Galbi hier?
Tachchen auch!
Und keine Namen bitte, ich bleibe inkognito!“
Ich: „Liebe X, Aldehyd des Morgengrauens, ich werde mich hüten, Deine Identität hier preiszugeben!
Wir waren gerade dabei, über Galbis Schönheitskur zu sprechen, da bist Du…“
X: „Da bin ich ja gerade zur rechten Zeit gekommen! Das roch mir hier verdächtig nach Techtelmechtel!
Fast wie bei Doris Day, nicht wahr, Ihr zwei Turteltäubchen?
Tja, ich spiele jetzt mal 13. Fee!
So!
Und mit Dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen, Du Pantoffelheld von Galbanum!“
Die Stimmung trübt sich, ungemütliche Spannung läßt die Luft harziger werden, Galbi schaut konsterniert ernst wie ein Gentleman der 1960er.
X: „Jetzt räumen wir mal mit dieser ach so zuckersüßen Vorstellung der 60er auf.
Und Du, Galbi, hältst mal brav den Mund!
Also, Dich habe ich damals nicht aus Liebe, nee, sondern als Abwehrmittel gekauft.
Und ich könnte heute noch die Parfümerie auf Schadensersatz verklagen!“
Zartbesaitete bitte hier andere Rezensionen lesen!
X: „ Meine Güte, hatte ich es nicht einfach damals. Stewardess und verlobt!
Gut, Flugbegleiterin war zu jener Zeit der Traumberuf. Gute Manieren, bestes Essen an Bord, schöne Hotels zum Übernachten, hach…
Heute tun mir die Kolleginnen und Kollegen leid, die brauchen ja eine Nahkampfausbildung!
Also, ich mache es kurz. Der eine Lustmolch von Flugzeugpharao hatte es auf uns Mädels abgesehen, frei nach dem Motto, die Fleischtöpfe von Ägypten haben all you can eat ausgerufen.
Aber nicht mit mir!
Ich wähnte mich in Sicherheit mit Dir, Du ach so ernster Galbi, doch weit gefehlt.
Der geile Bock wurde erst recht von Dir angezogen, wie ein Lockstoff!
Dann die eine Hotel-Übernachtung in New York.
Es klopfte mitten in der Nacht an meiner Tür.
Besagter Herr hatte plötzlich Gesprächsbedarf, sah, dass ich gerade Erich Fromm las und wollte mit mir über Gott und die Welt sinnieren.
Erste Warnstufe: Captain, ich bin jetzt müde und leide noch unter der Zeitverschiebung. Und Sie müssen morgen fit sein für den Weiterflug nach Los Angeles.
Keine Reaktion.
Ganz im Gegenteil, irgendwoher sang Miriam Makeba ihr Pata Pata aus einem Radio.
Und der Lüstling verstand die Zeilen doppeldeutig.
Zweite Warnung: Captain, finden Sie nicht, dass mein Verlobungsring sehr gut zu meinem Teint passt?
Keine Reaktion.
Er könnte ja diese zarten, mit Erdbeeren gefüllten Crêpes noch zu später Stunde bestellen.
Dritte Warnung: Captain, vielleicht sollte mein Duft es Ihnen klar gemacht haben, dass ich mich resolut gegen…
Reaktion.
Er würde mich geradezu anhimmeln ob meines bitter edlen Duftes!
Gut, alle guten Dinge sind drei, sagte ich mir.
Ich drückte ihm 20 Dollar (damals inflationsbereinigt viel Geld) in die Hand und sprach:
Wissen Sie, New York hat wirklich alles.
Ich bin mir sicher, dass an der 42. Straße zu später Stunde burschikose Mädels ohne Hülle mit Fülle sich mit Ihnen zu leckeren Crêpes und Pata Pata Schwingungen sehr gerne über das Lebensprinzip unterhalten werden.
Nur sollten Sie vielleicht den Ehering hier lassen, der kommt gar nicht gut an!
Na, was glotzt Ihr Beiden denn so?
Wenn jemand stur sein kann, dann bin ich es!
Es hagelte natürlich Beifall und Anerkennung von meinen Mädels, der Captain verzog sich wie ein scheues Kätzchen wieder in sein Zimmer und wir hatten den wohl turbulentlosesten Weiterflug zur Westküste.
Ich könnte fast schwören, dass sich beim Landeanflug das Meer geteilt hatte.
So, da habt Ihr den Befreiungsschlag der 60er, Ihr zwei Burschen.
Nichts für ungut, aber ich kann einfach nicht die Anstandsdame mimen.
Euch noch viel Spaß beim was auch immer…
Küsschen!“
Ich glaube, dass ich mir vielleicht doch noch die EdP-Version holen sollte.
Das hier riecht mir schon mächtig nach Cliffhanger.
Galbanum in seiner klaren, aufrichtigen und salbungsvollen grünen Kraft steht für mich wie kein anderer Duftstoff für Positives - es befreit den Kopf, entwirrt Gedanken, schafft eine klare Sicht und fördert Entscheidungsfindungen.
Cabochard, dieser Dickkopf ist nun seit ein paar Jahren wieder erquickend auf den Markt gekommen.
Gelungen ist er, leicht, lichtdurchflutet und herrlich anders wie seit eh und je.
Bernard Chant hatte 1959 schon ein gutes Händchen mit der Urversion bewiesen. Kompromisslos und aussagekräftig.
Nun nennt Lalique Beauty, der Inhaber der Markenrechte, leider nicht den Schöpfer dieser 2019er EdT Variante, was sehr schade ist, denn sie ist auf jeden Fall äußerst gut gelungen.
Verstecken braucht sich die Verpackung nicht, eine elegante schwarze Schachtel mit geriffelter Oberfläche und goldenem Rahmen, wie auch der Schriftzug des Markennamens - Cabochard wird seit 1959 in kursiver Schreibschrift gehalten.
Da kann man schon sagen, dass der Duft ein wahrer Klassiker ist, immerhin konnte er sechzig Jahre lang begeistern, bis er nun für den heutigen Geschmack verändert wurde. Da konnten andere Chypre-Ikonen leider nicht mithalten und wurden tragischerweise eingestellt.
Der Flakon genügt dem hohen Qualitätsstandard von Lalique, er ist schwer und auf eine charmante Weise erinnert er an die 1960er Jahre mit der asymmetrischen schwarzen Schleife.
Der Zerstäuber ist unübertrefflich gut. So einen feinen Sprühnebel habe ich selten bisher gesehen.
Soll im mal auf Trotzkopf machen?
Zisch!
Ding Dong, Familie Aldehyde wartet schon, um gebührend begrüßt zu werden.
Küsschen!
Was, Ihr wollt schon wieder gehen?
Ach ja, ich hatte es ja ganz vergessen. Heute wird Eure Cousine 19! Was für eine schöne Zahl! Na, dann grüßt sie schön von mir!
Aber der nette Herr hier darf doch bleiben, oder?
Tachchen liebes Galbanum, nimm doch schonmal Platz. Schön grün biste. Nettes Salbeiblättchen am Revers.
Na, nicht so ernst gucken, ist ja lieb gemeint!
Dass solche Harze aber auch immer einen Anstoß brauchen, um lächeln zu können, nein aber auch!
Ach ja, Du kannst die Kinder ruhig draußen im Garten toben lassen, so bleiben wir ungestörter.
Der ältere Ylang ist aber sehr gut erzogen, sieh an. Der kann ruhig auf die kleine Rose und den neckischen Jasmin aufpassen.
Also Kinder, viel Spaß im Garten und falls was ist, meldet Ihr Euch wieder.
Galbi, falls Du Dich erfrischen möchtest, die kleine Seife an blumigem Sandel und Patch findest Du im Gästebad.
Ich weiß, so ein Hauch altes Spanien verzaubert immer noch.
Ich warte dann auf der Ledercouch auf Dich.
Na wer sagt es denn, so eine Erfrischung hat Dir gut getan. So, und nun lass uns mal in Erinnerungen schwelgen und die Welt etwas hoffnungsvoller malen!
Klingeling!
Huch, wer stört denn jetzt unsere nette Runde?
Moment, bin gleich wieder da.
Murmel murmel, leichtes Fluchen und resolutes Vorschreiten und sich auf die Couch mit schwarzer Sonnenbrille plumpsen lassen.
X: „Was für einen Kitsch reimst Du Dir denn da wieder zusammen?
Und was macht der olle Galbi hier?
Tachchen auch!
Und keine Namen bitte, ich bleibe inkognito!“
Ich: „Liebe X, Aldehyd des Morgengrauens, ich werde mich hüten, Deine Identität hier preiszugeben!
Wir waren gerade dabei, über Galbis Schönheitskur zu sprechen, da bist Du…“
X: „Da bin ich ja gerade zur rechten Zeit gekommen! Das roch mir hier verdächtig nach Techtelmechtel!
Fast wie bei Doris Day, nicht wahr, Ihr zwei Turteltäubchen?
Tja, ich spiele jetzt mal 13. Fee!
So!
Und mit Dir habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen, Du Pantoffelheld von Galbanum!“
Die Stimmung trübt sich, ungemütliche Spannung läßt die Luft harziger werden, Galbi schaut konsterniert ernst wie ein Gentleman der 1960er.
X: „Jetzt räumen wir mal mit dieser ach so zuckersüßen Vorstellung der 60er auf.
Und Du, Galbi, hältst mal brav den Mund!
Also, Dich habe ich damals nicht aus Liebe, nee, sondern als Abwehrmittel gekauft.
Und ich könnte heute noch die Parfümerie auf Schadensersatz verklagen!“
Zartbesaitete bitte hier andere Rezensionen lesen!
X: „ Meine Güte, hatte ich es nicht einfach damals. Stewardess und verlobt!
Gut, Flugbegleiterin war zu jener Zeit der Traumberuf. Gute Manieren, bestes Essen an Bord, schöne Hotels zum Übernachten, hach…
Heute tun mir die Kolleginnen und Kollegen leid, die brauchen ja eine Nahkampfausbildung!
Also, ich mache es kurz. Der eine Lustmolch von Flugzeugpharao hatte es auf uns Mädels abgesehen, frei nach dem Motto, die Fleischtöpfe von Ägypten haben all you can eat ausgerufen.
Aber nicht mit mir!
Ich wähnte mich in Sicherheit mit Dir, Du ach so ernster Galbi, doch weit gefehlt.
Der geile Bock wurde erst recht von Dir angezogen, wie ein Lockstoff!
Dann die eine Hotel-Übernachtung in New York.
Es klopfte mitten in der Nacht an meiner Tür.
Besagter Herr hatte plötzlich Gesprächsbedarf, sah, dass ich gerade Erich Fromm las und wollte mit mir über Gott und die Welt sinnieren.
Erste Warnstufe: Captain, ich bin jetzt müde und leide noch unter der Zeitverschiebung. Und Sie müssen morgen fit sein für den Weiterflug nach Los Angeles.
Keine Reaktion.
Ganz im Gegenteil, irgendwoher sang Miriam Makeba ihr Pata Pata aus einem Radio.
Und der Lüstling verstand die Zeilen doppeldeutig.
Zweite Warnung: Captain, finden Sie nicht, dass mein Verlobungsring sehr gut zu meinem Teint passt?
Keine Reaktion.
Er könnte ja diese zarten, mit Erdbeeren gefüllten Crêpes noch zu später Stunde bestellen.
Dritte Warnung: Captain, vielleicht sollte mein Duft es Ihnen klar gemacht haben, dass ich mich resolut gegen…
Reaktion.
Er würde mich geradezu anhimmeln ob meines bitter edlen Duftes!
Gut, alle guten Dinge sind drei, sagte ich mir.
Ich drückte ihm 20 Dollar (damals inflationsbereinigt viel Geld) in die Hand und sprach:
Wissen Sie, New York hat wirklich alles.
Ich bin mir sicher, dass an der 42. Straße zu später Stunde burschikose Mädels ohne Hülle mit Fülle sich mit Ihnen zu leckeren Crêpes und Pata Pata Schwingungen sehr gerne über das Lebensprinzip unterhalten werden.
Nur sollten Sie vielleicht den Ehering hier lassen, der kommt gar nicht gut an!
Na, was glotzt Ihr Beiden denn so?
Wenn jemand stur sein kann, dann bin ich es!
Es hagelte natürlich Beifall und Anerkennung von meinen Mädels, der Captain verzog sich wie ein scheues Kätzchen wieder in sein Zimmer und wir hatten den wohl turbulentlosesten Weiterflug zur Westküste.
Ich könnte fast schwören, dass sich beim Landeanflug das Meer geteilt hatte.
So, da habt Ihr den Befreiungsschlag der 60er, Ihr zwei Burschen.
Nichts für ungut, aber ich kann einfach nicht die Anstandsdame mimen.
Euch noch viel Spaß beim was auch immer…
Küsschen!“
Ich glaube, dass ich mir vielleicht doch noch die EdP-Version holen sollte.
Das hier riecht mir schon mächtig nach Cliffhanger.
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