Hylnds - Isle Ryder 2013

loewenherz
23.12.2023 - 11:36 Uhr
30
Top Rezension
7
Flakon
5
Sillage
6
Haltbarkeit
7.5
Duft

Sleep, Dearie Sleep

So lautet der Name einer alten schottischen Weise, ursprünglich als Schlaf- und Wiegenlied geschrieben. Zumeist wird das Stück heute jedoch ernst und würdevoll mit dem Dudelsack zu Grablegen gefallener Soldaten vorgetragen. Elizabeth II. verfügte bereits zu Lebzeiten in der sogenannten Operation London Bridge (der detaillierten Planung ihres Begräbnisses), dass 'Sleep, Dearie Sleep' bei ihrer Beisetzung zu spielen sei - die Legende sagt, auf Empfehlung ihres persönlichen 'Pipers' - also Dudelsackspielers - Major Paul Burns, der ihr sehr nahe stand.

Sleep, Dearie Sleep. Es liegen Trost und Traurigkeit in diesen Worten - und das Ende von Pflicht und Mühsal und Entbehrung ebenso wie die Verheißung von lange herbeigesehnter Rast und Ruhe. Und Trost und Traurigkeit und Rast und Ruhe mögen Inspiration gewesen sein für Hylnds - Isle Ryder, einem jener stillen Düfte, die D.S. & Durga vor zehn Jahren dem spröden Land im Herzen Schottlands widmete, an dessen Rand Balmoral Castle liegt, das Sommerschloss des britischen Königshauses, in dem Elizabeth II. im Spätsommer letzten Jahres starb.

Schlafe, mein Liebling, schlaf. D.S. & Durgas Isle Ryder zitiert vieles aus jenem stillen schottischen Wiegen- und Trauerlied. Das Spröde, Raue. Skizziert durch geborstenes und trockenes Nadelgestrüpp. Das Unnahbare, Schroffe. Wiedergegeben durch ein mattes, merkwürdig dumpfes Grün, dem jede Frische und Jugend fehlen. Und schließlich das Versöhnliche, die Ruhe. Illustriert durch eine Süße, die mehr Harz und Honig ist als Blüten. Und eine versehrte Zärtlichkeit - wie ein sich rasch näherndes Licht, doch noch durchhaucht von Klage und Verlust.

Isle Ryder ist kein schwieriger Duft, wenn man ihn nicht schwierig empfinden will. Dann ist er graugrünbraun und waldig, zurückhaltend und vielleicht etwas fremd. Doch wenn man sich ihm öffnet, das Spröde und das Raue, das Unnahbare und Schroffe ebenso kommen lässt wie das Versöhnliche und Süße - den Tönen jener fernen Dudelsackweise gleich, dann gibt er viel mehr. Trockene Hochmoore und verlassene Heide. Köstliche Ruhe und einen unerwartet weichen Fonds. Und die Erinnerung an eine Königin in ihrem geliebten Schloss am Rand der Highlands.

Fazit: ein Duft für Augenblicke der Einkehr und der Stille. Vielleicht ein Duft für draußen. Einer für die blaue Stunde. Und falls ein Duft zu Dudelsackmusik gesucht wird - hier!
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