18.12.2018 - 14:23 Uhr
Meggi
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27
Alles versucht
Einem Duft, von dem gleich mehrere Zutaten unbekannt oder zumindest nicht hinreichend präsent sind, lässt sich nur von anderer Seite nähern. Ich nehme die Bittersüße von Isle Ryder also zum Anlass, auf eine Aufnahme von schottischen und walisischen Volksliedern zu verweisen - in einer Bearbeitung für Gesang, Geige, Cello und Klavier von Joseph Haydn (youtube.com/watch?v=hu8mIKaH2D8)
„Papa“ Haydn ist…nicht eben mein Lieblingskomponist. Viele seiner Werke finde ich (‘tschuldigung…) schlichtweg langweilig. Zu meiner Rechtfertigung darf ich anführen, dass es Berufeneren zuweilen ähnlich geht. Als Gustav Mahler dem Dirigenten Hans von Bülow den ersten Satz seiner 2. Symphonie vorstellte, habe jener geäußert, dagegen sei „Wagners Tristan ein Stück von Joseph Haydn“. Diese übrigens keinesfalls als Kompliment für Mahler gemeinte Bemerkung bloß nebenbei, sie soll lediglich erklären, dass Haydn… lassen wir das.
Denn besagte Einspielung schätze ich sehr und das liegt daran, dass die bereits per se wunderbar unprätentiös geratene Vertonung durch die Ausnahme-Stimme des früh verstorbenen Fritz Wunderlich überdies eine vorzügliche, womöglich exemplarische Darbietung erfuhr: Wunderlich vermochte - bei aller geradezu unwirklichen Schönheit des Vortrags - nämlich stets, die fröhlicheren Lieder durch einen behutsam-klagvollen Schmelz mit stiller, unterschwelliger Melancholie zu versehen und im Gegenzug die traurigeren Stücke durch kluge Zurückhaltung im Ton vor dem Pathos zu schützen.
Soll der Duft Ähnliches bewirken? Ich habe mich auf die Suche gemacht.
Ein medizinisch bitterkrautiger Auftakt auf kratzigem Untergrund, dem sich rasch Süße beigesellt, die einen honighaften Ursprung durchblicken lässt. Ein Haufen alten Laubes kommt in Riechweite. Pilze haben sich darauf ausgebreitet. Nach zehn Minuten eine arzneiliche Anmutung, beinahe wie eine Art naturnahen Hustensafts. Im Fortgang scheinen mir die (schon genannte) Linde sowie auch die angegebene Pappel nachvollziehbar. Beide rieche ich im Umfeld meines Büros zu den einschlägigen Zeiten in nennenswertem Ausmaß.
Leider kann ich nicht leugnen, dass ich den Duft zunehmend als muffig empfinde, spätestens als im Mittelteil eine dumpfe, nadelige Holzigkeit dieselbe Richtung verfolgt. Das verströmt gleichwohl keine Niedergeschlagenheit, vielleicht soll es eine stille, heimelige Melancholie vermitteln – genau deswegen kam ich ja auf die Musik. Allerdings gelänge es mir nicht, diesem Ansatz zu folgen. Dazu ist der Duft nunmehr zu sehr „einfach nur da“, ohne, dass noch Berührerenderes passierte. Außer, dass ich ihm am Nachmittag einen kartoffelig-getreidigen Dreh an der Grenze zum Stinkigen attestieren möchte. Ganz von Ferne kommt mir der Schaf-Muff aus ‚100 Tweeds‘ von Euphorium Brooklyn in den Sinn, hier bloß ohne das Käsig-Stechende.
Tja, das wird wohl nichts. Ich habe alles versucht: Wärmere Tage, kühlere Tage, heißere Tage, kältere Tage; behutsamerer und offensiverer Auftrag. Hilft alles nichts, mir bleibt der Duft fremd und nebulös.
Es kann halt nicht immer passen, schließlich sind die Durgas eigenwillig – erstaunlicher wäre, sie alle zu mögen. Zudem ist Isle Ryder weitab von einem Ausfall; er wirkt hochwertig ausgestattet wie seine Geschwister und ist selbstredend jeden Test wert.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
„Papa“ Haydn ist…nicht eben mein Lieblingskomponist. Viele seiner Werke finde ich (‘tschuldigung…) schlichtweg langweilig. Zu meiner Rechtfertigung darf ich anführen, dass es Berufeneren zuweilen ähnlich geht. Als Gustav Mahler dem Dirigenten Hans von Bülow den ersten Satz seiner 2. Symphonie vorstellte, habe jener geäußert, dagegen sei „Wagners Tristan ein Stück von Joseph Haydn“. Diese übrigens keinesfalls als Kompliment für Mahler gemeinte Bemerkung bloß nebenbei, sie soll lediglich erklären, dass Haydn… lassen wir das.
Denn besagte Einspielung schätze ich sehr und das liegt daran, dass die bereits per se wunderbar unprätentiös geratene Vertonung durch die Ausnahme-Stimme des früh verstorbenen Fritz Wunderlich überdies eine vorzügliche, womöglich exemplarische Darbietung erfuhr: Wunderlich vermochte - bei aller geradezu unwirklichen Schönheit des Vortrags - nämlich stets, die fröhlicheren Lieder durch einen behutsam-klagvollen Schmelz mit stiller, unterschwelliger Melancholie zu versehen und im Gegenzug die traurigeren Stücke durch kluge Zurückhaltung im Ton vor dem Pathos zu schützen.
Soll der Duft Ähnliches bewirken? Ich habe mich auf die Suche gemacht.
Ein medizinisch bitterkrautiger Auftakt auf kratzigem Untergrund, dem sich rasch Süße beigesellt, die einen honighaften Ursprung durchblicken lässt. Ein Haufen alten Laubes kommt in Riechweite. Pilze haben sich darauf ausgebreitet. Nach zehn Minuten eine arzneiliche Anmutung, beinahe wie eine Art naturnahen Hustensafts. Im Fortgang scheinen mir die (schon genannte) Linde sowie auch die angegebene Pappel nachvollziehbar. Beide rieche ich im Umfeld meines Büros zu den einschlägigen Zeiten in nennenswertem Ausmaß.
Leider kann ich nicht leugnen, dass ich den Duft zunehmend als muffig empfinde, spätestens als im Mittelteil eine dumpfe, nadelige Holzigkeit dieselbe Richtung verfolgt. Das verströmt gleichwohl keine Niedergeschlagenheit, vielleicht soll es eine stille, heimelige Melancholie vermitteln – genau deswegen kam ich ja auf die Musik. Allerdings gelänge es mir nicht, diesem Ansatz zu folgen. Dazu ist der Duft nunmehr zu sehr „einfach nur da“, ohne, dass noch Berührerenderes passierte. Außer, dass ich ihm am Nachmittag einen kartoffelig-getreidigen Dreh an der Grenze zum Stinkigen attestieren möchte. Ganz von Ferne kommt mir der Schaf-Muff aus ‚100 Tweeds‘ von Euphorium Brooklyn in den Sinn, hier bloß ohne das Käsig-Stechende.
Tja, das wird wohl nichts. Ich habe alles versucht: Wärmere Tage, kühlere Tage, heißere Tage, kältere Tage; behutsamerer und offensiverer Auftrag. Hilft alles nichts, mir bleibt der Duft fremd und nebulös.
Es kann halt nicht immer passen, schließlich sind die Durgas eigenwillig – erstaunlicher wäre, sie alle zu mögen. Zudem ist Isle Ryder weitab von einem Ausfall; er wirkt hochwertig ausgestattet wie seine Geschwister und ist selbstredend jeden Test wert.
Ich bedanke mich bei Gerdi für die Probe.
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