01.04.2023 - 12:55 Uhr
NiMaJazzEr
14 Rezensionen
NiMaJazzEr
Sehr hilfreiche Rezension
8
Geisterodem im Kiso-Wald
Die Abenddämmerung glüht dunkel zwischen den Bäumen und Sträuchern hindurch. Das kräftige Rot des Fächerahorns erfüllt die diesige Luft. Einzelne Nebelschwaden gleiten die schroffen Bergkämme entlang.
Das Konzept von Amber Kiso , ein Ritual im heiligen Kiso-Wald, gelegen in der japanischen Präfektur Nagano, zu beschwören, erfüllt sich für mich in einer fast mystischen Erhabenheit. Ohne, dass etwa der begleitend mitschwingende Weihrauch allzu sakral sein müsste, schält sich sich aus dem Schatten der Bäume ein Schrein heraus, archaisch, aber schlicht, errichtet aus fast schwarzem Holz. Die rauchigen, umherwabernden Dämpfe – der Odem alter Geister und Dämonen, die hier auf ihren Frieden hoffen?
Ewigkeit, Zeit und Wiederkehr als Losung dieses Parfüms. Der Moment des Übergangs von Leben und Tod. Absolute Ruhe, doch nichts steht still. Im Vergehen begriffen, das Entstehen erwartend.
Nicht nur assoziativ, sondern auch ganz formal: Amber Kiso hallt nach, er braucht die Zeit und begleitet unglaublich lange auf der Haut (und noch viel länger auf Stoff), haucht seinen tiefen, bernsteinigen Atem immer wieder entgegen, ohne je zu laut oder gar grell zu werden.
Dieser endlose, warme Nachklang in seiner sanft umarmenden Düsternis ist es, was mich fasziniert und begeistert. Dabei ist der Duft nicht einfach, benötigt für mich eine längere Entwicklungsphase, bevor er seine meditative Schönheit offenbart. Tatsächlich überforderte er mich nach dem Aufsprühen eine Weile mit recht animalischer, voluminöser Harzigkeit. Ich fürchtete schon zu schwach zu sein, bevor ich schwach wurde, mich hingeben musste, doch noch verführen ließ. Eine Phase des Orientierens in diesem dämmrigen, mit Rauch und auch erdiger Feuchtigkeit durchzogenen Geisterwalds zuzulassen, lohnt folglich.
Lektüretipp: Japanische Geistergeschichten
Filmtipp. Die Ballade von Narayama (1958)
Das Konzept von Amber Kiso , ein Ritual im heiligen Kiso-Wald, gelegen in der japanischen Präfektur Nagano, zu beschwören, erfüllt sich für mich in einer fast mystischen Erhabenheit. Ohne, dass etwa der begleitend mitschwingende Weihrauch allzu sakral sein müsste, schält sich sich aus dem Schatten der Bäume ein Schrein heraus, archaisch, aber schlicht, errichtet aus fast schwarzem Holz. Die rauchigen, umherwabernden Dämpfe – der Odem alter Geister und Dämonen, die hier auf ihren Frieden hoffen?
Ewigkeit, Zeit und Wiederkehr als Losung dieses Parfüms. Der Moment des Übergangs von Leben und Tod. Absolute Ruhe, doch nichts steht still. Im Vergehen begriffen, das Entstehen erwartend.
Nicht nur assoziativ, sondern auch ganz formal: Amber Kiso hallt nach, er braucht die Zeit und begleitet unglaublich lange auf der Haut (und noch viel länger auf Stoff), haucht seinen tiefen, bernsteinigen Atem immer wieder entgegen, ohne je zu laut oder gar grell zu werden.
Dieser endlose, warme Nachklang in seiner sanft umarmenden Düsternis ist es, was mich fasziniert und begeistert. Dabei ist der Duft nicht einfach, benötigt für mich eine längere Entwicklungsphase, bevor er seine meditative Schönheit offenbart. Tatsächlich überforderte er mich nach dem Aufsprühen eine Weile mit recht animalischer, voluminöser Harzigkeit. Ich fürchtete schon zu schwach zu sein, bevor ich schwach wurde, mich hingeben musste, doch noch verführen ließ. Eine Phase des Orientierens in diesem dämmrigen, mit Rauch und auch erdiger Feuchtigkeit durchzogenen Geisterwalds zuzulassen, lohnt folglich.
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