Bowmakers 2012 Eau de Parfum

Flioline
04.03.2021 - 13:30 Uhr
28
Top Rezension
8
Sillage
8
Haltbarkeit
10
Duft

Stilles Streichkonzert


In Schweigen wollte ich mich hüllen bezüglich Bowmakers. Kein Wort sollte über meine Lippen, kein Ton von keiner meiner Saiten, und kein Buchstabe aus dem Farbband meines ipads entfleuchen.
Mein Bowmakers.

Doch die Winde wehn wie sie wehn, und heut wehte der Moment.
Ich habe mir also alle drei Hände gewaschen, und bereit stehen sie:
Der aktuelle imposante Zylinder mit hippem NYishem Understatement Etikett: BOWMAKERS,
die recht neue hellölige Variante für den modernen Vorcorona-Traveller (bzw. Travelline)
(Der Name hätte mir auch gefallen. Damals.),
und der mythenumwucherte „Alte“, der somit bar jeder Diskussion ewiglich Bessere, der viel Parfumobetrauerte, im eleganten Flach-Flakon mit der wirklich schönen weissen Blumenillustration,
Also, auf meinen linken Arm kommt nun aus dem Klotz klaren Glases,
auf meinen mittellinken Arm aus filzummanteltem Röhrchen Öl,
und auf den am wenigsten linken Arm weht die filigranere Retro Version.

Die linksradikale olfaktorische Impression ist am strengsten. Ja sie kann sogar bisweilen scharf werden. Holziger ist sie. Weihrauchiger auch; und aus beidem heraus: sakraler.
Hier prunkt und strahlt in Finsternis mein ganz persönliches zentrales Bowmakers Bild: Dunkelheit, dunkle Dunkelheit. Holz. Dunkelbraunschwarze Möbel. Bänke sind es... Gebetsbänke. Eine tiefe italienische Krypta unter dem (ja) Saitenschiff mit einigen ururalten Gebetsbänken. Auch an den Wänden ist teils dunkles Holz, schwarz fast, Jahrhunderte getränkt durch heilige Politur und durchdrungen von Weihrauch und Glaube. Durchgearbeiteter Lack, „durchgebeteter“, „bebeteter“, „be be te te ta ta taaaa“... Hier wohnt Inbrunst. Und einige wenige schmale Kerzen der Hoffnung und der Sehnsucht, die das Dunkel noch betonen.
Und wenn er schon jahrhunderte alt ist, dieser Linksradikale, dann kann er freilich auch noch länger bleiben: Er hat von den Drei Grazien klar die stärkste Haltbarkeit.

Ein Sprung nun!
Der retro Linke - il Grande Originale* - ist smoother. Und doch wuchtig. Weichwuchtig. Linoleum. Boden. Einen Moment am Anfang meinte ich gar einen erdigen Patch aufzustöbern.
Das Smoothere macht mehr Instrumenten-Assoziation, ist weniger gewaltig und erfurchtgebietend, weniger dunkler im Duft, tatsächlich eher rötlichbräunlich, wie die hier mächtige Zeder eben, und wie herrliche alte Streichinstrumente. La Musica sta guarendo. Heilend ist sie. Ja, und da ist auch etwas Medizinisches im Duft, auch sanft.
Ist er nun wirklich sanfter, moosig-bäriger? Oder ist da nur der Kopf etwas ladiert und zauselig unfrisiert ob seiner Lebensspuren, und die Kanten abgeschliffen, wie manch Körperteil einer viel verehrten Heiligenstatue? Keiner lebt ewig.
Meine Krypta kommt hier schon auch noch, aber später, eine entferntere Ahnung, sanfter. Da streicht schon die Musik.

Zum Rätsel.. il grande mistero: Der Unterschied zwischen jenen beiden ist delicato, dezent.
Kein Anlass für Theatralik.
Sowieso nicht.
Stille!
Stille in Klang, Stille nach Klang...

Nun noch zu meiner mittellinken Hand (die auch eine eigene Parfumo Seite hat * *, recht so). Schwächer. Ist das der Zauberlehrling, der Junior? Oder die? Irgendwas ist hier fast zitronig frisch, nach einer Weile ein Weilchen waldiger... Die Zypresse ists!
Witzigerweise finde ich nun gerade hier am ehesten die so vielgelobte Kolophonium Nuance. Brava, apprendista!
Heller ist er, nicht nur in der Optik, sondern auch im Duft. Flacher auch. Aber, äh, hoch-flach. Etwas fliegt. Ein helles Botticello-Ufo?
Nicht Pressspan-flach. Aber auch keine schwarze Kirchenbank. Auch kein Kontrabass. Eine Sommerreisevioline! Prima, auch schön. Ich freu mich schon drauf. Aber, wenn trotz Klimawende grad mal nicht Sommer ist, und dazu noch ein Flakon in den Rucksack passt, dann ist jener hier mir wohl am ehesten verzichtbar... * * * ...der mittellinke Arm. Was ja auch irgendwie Sinn macht.

(* * * Was mehr als relativ ist, denn keine meiner Drei Grazien geb ich niemals nicht her!)
Ausserdem: „Es gibt keine Mitte“, sagt die Linke ;)

Grazie oscura Durga per le dimensioni di queste fragranze, e viva la musica !
21 Antworten