Bowmakers 2012 Eau de Parfum

Ergreifend
20.01.2024 - 05:23 Uhr
34
Top Rezension
7
Preis
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Die Geige des Großvaters

Die Geige meines Großvaters, der bereits 1973 verstorben ist, hängt noch immer an der Wand im Schlafzimmer, des Elternhauses meiner Mutter. Irgendwo in einem kleinen Dorf, an einer hohen Lichtung, im Nordosten Bosniens. Leider habe ich ihn nie kennen gelernt, aber die ganzen Fotos, die von ihm geblieben sind, habe ich unzählige Male durchgesehen und sie setzen sich nicht nur in der Erinnerung uns aller ab, sondern machen sich gut im Schlafzimmer. Es hat Charme und es strahlt viel Leben aus. Großvater war ein passionierter Geigenspieler. Sie war sein stetiger Begleiter, in seinem viel zu kurzen Leben.

Letztes Jahr haben wir uns Enkelkinder, die Mühe gegeben die ganzen Bilder neu aufzuarbeiten und einzurahmen. In schwarze Lackbilderrahmen. Dazu die alten Möbel, die im damaligen Jugoslawien hergestellt wurden und noch immer was herhalten. Das Holz wurde von uns behandelt, eine neue Matratze gabs auch, dazu eine blaue Seidenbettwäsche, die Oma sich irgendwann in den 90er Jahren gegönnt hat. Die Geige bekommt natürlich auch oft eine Behandlung des ortsansässigen Geigenbaumeisters, der schon auf die 93 Jahre zugeht.

Leider ist Großmutter 2019 verstorben und somit blieb das Haus leer, welches jedoch stetig zu einem Treffpunkt uns aller wird. Es ist immer ein Vergnügen das Haus, vor allem das Zimmer zu betreten. Die Gerüche, die sich da bilden, die Bilder die einem von der Wand lachen. Man kann sie förmlich hören, riechen und auch spüren. Die Gerüche und das Zimmer erinnern mich an diesen Duft! Schon bei der Aufmachung, bei der ersten behaglichen Berührung. Dieser Geruch der verschiedenen Holzarten und dieser feine Lackgeruch verbinden sich so harmonisch miteinander, so dass das Herz lacht. Wie in Zeitlupe tropft warmes Harz von der Decke, auf den staubigen Boden. Heu flimmert in der etwas stickigen Luft, lässt immer wieder dunkle Wellen von erstmals seichten Rauch durch das Zimmer knallen. Es wird dabei deutlich dunkler, auch etwas ernster. Rauch, verbunden mit in die jahre gekommendem Holz und reines Harz, das kann was! Es wirkt aber mit der Zeit dann nicht mehr so ernst, sondern bewusst fließender. Schöne, warme Akkorde, allen voran dieser dezente Geruch von Heu, wirbeln den Staub im Kopf auf. Lack, so geschmeidig, als würde man gerade mit den warmen Fingerspitzen über die Geige streichen.

Was für eine Wucht! Dazu auch noch mit einer imposanten Haltbarkeit, wobei ich jetzt nicht weiß, ob mir das Gehirn hier einen Streich spielt und mich einfach länger in dieser Duftblase hält. Weil Erinnerung. Weil Großvater. Weil nie kennengelernt.

Ein toller, zeitloser Duft, der mich in die Vergangenheit bringt.
Glücklich darüber, etwas gefunden zu haben, wo ich mich erinnern kann.
Danke, ich habe fertig und bedanke mich bei dem anonymen Spender
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