Ambre Tabac

Spencer89
23.04.2024 - 14:10 Uhr
2
9
Preis
9
Flakon
8
Sillage
9
Haltbarkeit
9
Duft

Eine süß-gourmandige Umarmung

Lasst mich euch in ein kleines Szenario entführen, welches vielen von Euch so oder so ähnlich bestimmt bekannt vorkommt: Es ist Sonntagnachmittag. Eure Eltern haben zum gemeinsamen Kaffeetrinken mit der Familie eingeladen. Ihr tretet über die Türschwelle und werdet aufs Herzlichste von eurer Mutter begrüßt und umarmt. Es geht in die gemütliche Küche, wo euer Vater bereits am gedeckten Kaffeetisch sitzt und euch breit lächelnd heranwinkt. Ihr nehmt Platz, und schon kommt Muttern mit frisch gebackenen belgischen Waffeln angelaufen. Frisch aus dem Waffeleisen dampfen sie noch heiß vor sich hin. Ihr beladet euren Teller. Nun fehlen noch die Toppings, die aus einer Waffel eure perfekte Waffel machen. Wieder tritt eure Mutter an den Tisch heran. Dieses Mal bringt sie einen Topf voll mit heißen Kirschen und dazu Puderzucker. Ihr atmet das Aroma der Kirschen, welches euch eindringlich in die Nase steigt. Mit Vorfreude auf das bevorstehende Gaumenspektakel greift ihr zu. Ein ordentlicher Klecks heiße Kirschen auf die Waffel und on top der schneeweiße Puderzucker. Es kann losgehen.
Na, wer fühlt es auch? Und was soll ich euch bitteschön sagen. Ziemlich genau dieses Gedankenspiel vermochte der Ambre Tabac in mir zu triggern, als ich ihn das erste Mal in der Nase hatte. Warum? Weil ich tatsächlich diese Impression eines herrlich aromatisch-gourmandigen Duftes wie von heißen Kirschen mit einem extra Sprinkle angenehmer, glitzernder Süße wie von Puderzucker bekam. So vertraut, so herzerwärmend, so nostalgisch, so wunderbar. Aus den aufgeführten Duftnoten lässt sich das kaum herleiten, und doch kriege ich immer wieder aufs Neue diese Assoziation, wenn der Ambre Tabac ins Spiel kommt.
Es soll übrigens nicht so herüberkommen, als wäre er gar klebrig vor Süße. Das ist mit Nichten der Fall. Überhaupt geht Diese im weiteren Duftverlauf ein klein wenig zurück, wodurch der Ambre Tabac im Gegenzug an Würze und Wärme gewinnt. Jetzt kann ich auch den Tabak allmählich ausmachen, der dem Duft schließlich seinen Namen gibt. Nichts wirkt hier holprig oder artifiziell. Im Gegenteil ist Daniel Josier hier ein ausgesprochen rund und vollendet wirkendes Parfüm gelungen. Eben echte Nischenqualität und überdies noch zu einem wirklich mehr als fairen Preis. Auch der Flakon zeigt keinen Anflug eines Rotstiftes. Er wirkt vertrauenerweckend gewichtig, ist elegant geformt, lässt mit seiner fancy Sprühkopfkappe sogar echtes Luxusfeeling im Handling aufkommen und weiß noch dazu mit einem ordentlich performenden Zerstäuber zu überzeugen. Dass weiterhin auch noch die Performance stimmt, er lange hält und gut wahrgenommen wird, macht ihn für mich endgültig zu einer absoluten Blind Buy-Empfehlung. Der Ambre Tabac schreit geradezu darum, ihn bei kühlem, ungemütlichen Wetter zu tragen. Er eignet sich jedenfalls ausgezeichnet für den Herbst und einen nicht zu kalten Winter. Ein famoser Kuschelduft mit Klasse, der zu verführen weiß.
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