Miss Dior Le Parfum 2012

Grapesoda
15.02.2015 - 07:34 Uhr
2
10
Flakon
7.5
Sillage
5
Haltbarkeit
3
Duft

Belanglose Vanilleduftkerze

Vor einigen Monaten war ich mal wild entschlossen, mir einen der Miss Dior Düfte zuzulegen. Also sprühte ich bei jedem Ausflug in die Parfümerie entweder das Eau de Parfum oder das Le Parfum auf mein Handgelenk. Ich erwartete Großes, denn ich war schon ewig um die Flakons rumgeschlichen, hatte mich aus Furcht vor aufdringlichen Verkäuferinnen mit meinen 17 Jahren aber nie getraut, mir auch mal etwas von dem für mich damals unerschwinglichen Miss Dior aufzusprühen. Also schnupperte ich damals immer nur kurz am Sprühkopf und nahm einen angenehmen Duft wahr.
Letzten Herbst, zwei Jahre später, informierte ich mich auf Parfumo über die Miss Diors und traute ich mich sogar, die beiden relativ ausgiebig in den örtlichen Parfümerien zu testen. Ich muss gestehen, dass ich vor dem Galliano-Debakel 2012, wegen besagter Schüchternheit was die hochpreisigen Düfte betraf, noch nie die Chance hatte, das alte Miss Dior Chérie zu testen. Also ging ich unvoreingenommen an meine Testreihe heran.

Das Miss Dior Le Parfum ist sehr schwer und kommt ziemlich orientalisch rüber, auch wenn ich ihre kleine Schwester, das Eau de Parfum, eher als Girlie-Chypre bezeichnen würde. Die zitrischen Noten im Le Parfum habe ich fast gar nicht bemerkt, viel zu sehr wurden sie von dem kräftigen, fast schon öligen Rosengeruch überdeckt, der aber bald vom Amber abgelöst wurde. Diese Wandlung vollzog sich innerhalb einer halben Stunde auf der Innenseite meines Handgelenks, während ich mir vorkam, als hätte ich in Parfum gebadet, obwohl ich nur einen Spritzer aufgetragen hatte.
Nach dieser halben Stunde passierte erneut ein Umschwung: ein Sprung vom Amber zur Vanille. Aber es war keine feine, angenehme Vanille, die nach frisch aufgeschnittenen Vanilleschoten riecht, sondern eine, die mir bekannt vorkam. Fast schon verdächtig. Nach etwa fünf Minuten fiel der Groschen und ich merkte, dass ich gerade wie eine Vanille-Duftkerze roch. Exakt wie eine dieser beigen, billigen Duftkerzen von Ikea, die nach Vanille riechen sollen, aber eher eine schlechte Nachahmung dieses Geruchs darstellen. Und ich roch so, nachdem ich mir ein Parfum aufgesprüht hatte, dessen Grundpreis pro 100 ml die 200 €-Marke übersteigt, wenn man von der kleinsten Größe (40 ml) ausgeht.
Nach circa vier bis fünf Stunden war der Spuk auch schon wieder vorbei und von dem Miss Dior Le Parfum auf meinem Arm Gott sei Dank nur noch ein ganz schwacher Hauch vorhanden. Zusammenfassend kann ich sagen, dass mich dieser Duft sehr enttäuscht hat. Ich hatte etwas mehr als diesen penetranten Duftkerzenmief erwartet. Wahrscheinlich waren meine Erwartungen aber gesteigert, da ich schon so lange um diesen Duft herumgeschlichen bin und auch weil der Flakon gleichzeitig so wunderschön und niedlich ist.
Ihre Schwester, die Miss Dior Eau de Parfum, muss ich mir aber noch einmal genauer ansehen, da sie als rosa Chypre etwas mehr in mein Beuteschema passt.
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