Sauvage 2018 Eau de Parfum

Skylab
03.02.2018 - 07:39 Uhr
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Top Rezension

Der Depp zieht blank / EDP vs. EDT

Es war so sicher, wie das Amen in der Kirche, doch zogen ganze zweieinhalb Jahre ins Land, ehe Dior die „Abendausgabe“ von Sauvage lanciert(e). In dieser Zeit hat das Eau De Toilette ziemlich viel Schläge einstecken müssen. So kontrovers diskutiert war hier schon lange kein Duft mehr! Man hat Sauvage abgearbeitet, entweder in vollem Verriss oder mit neutralen Rettungsversuchen. Man könnte meinen, Sauvage birgt den olfaktorischen Untergang des Abendlandes...die Erwartungshaltung war riesig, das Ergebnis für viele ernüchternd, anfänglich auch für mich.

Sauvage hat das Rad nicht neu erfunden, ist nicht revolutionär und schon gar nicht spektakulär, es reiht sich gekonnt in die Reihe der neuen Aquaten Generation, die mit Bleu De Chanel eingeläutet und mit Invictus losgetreten wurde...Sauvage war schlicht Dior’s Antwort, was der Trend vorgibt!

Sauvage ist mein Complimentgetter Number One, alle Frauen, die ich kenne stehen drauf und seit einem verhaltenen Start im Sommer 2015 mein absoluter Lieblings und Signatur Duft! Ich habe bereits innerhalb weniger Monate einen 100ml Flakon vernichtet, einen weiteren angerissen! Ich trug keinen Duft so lange hintereinander, wie Sauvage! Ich habe die komplette Pflegeserie inklusive 200ml Bunker Flakon! Ich bestritt sogar meine kirchliche Trauung mit ihm! Ich gründete eine Facebook Fanseite mit über 20.000 Followern! Mein Credo dort: „Be Sauvage“

Nachdem Johnny Depp seinen Indianerschmuck vergraben hat, zieht er nun die Bluse aus und „heult“ mit den Wölfen in der Dämmerung um die Wette...das suggeriert zumindest die Printkampagne - überspitzt natürlich :-)
Der Style und die Optik sind so ähnlich aufgemacht, ich denke damals hat man gleich beide Kampagnen geschossen! Das spart Zeit und Geld! Verwunderlich, dass Dior nach all den Eskapaden Captain Jack Sparrow noch nicht fallen gelassen hat...egal, es geht um das neue Sauvage Kapitel.

Ähnlich wie das EDP von Bleu De Chanel, ist das Eau De Parfum von Sauvage keine langatmigere, oder gar opulentere Version des EDT. Im Gegenteil, das EDT hält an mir wesentlich länger und ich nehme es auch besser an mir wahr! Sauvage EDP ist die sinnlichere und schmeichelndere Ausgabe des Originals, vielleicht der Duft zum Smoking, aber der Reihe nach. Ohne den Duft zu sezieren...ein knapper Direktvergleich:

Sauvage EDP startet dumpfer und zurückhaltender als das EDT. Die Bergamotte wirkt hier zurückgenommen.

Die kristalline Anmutung des EDT fehlt hier gar völlig. Die exklusivere? Vanille hüllt die DNA in ein samtig, cremigeres Kleid. Es wirkt weniger hell und weniger grün.

Im weiteren Verlauf schimmert eine medizinische (Sternanis?) Note am duftenden Horizont und verleiht dem Parfum mehr Tiefe.

Auch das EDP hat holzige Akkorde nicht zu knapp, wirkt aber alles nicht so kratzig.

Letztendlich ist das EDP eine sinnlichere, leicht süßere Version des Originals.
Weniger kernig, ne Nuance dunkler und ne Spur würziger. Das EDT ist herber, kantiger und strahlender, in der Basis etwas flacher.

Auf der Haut konnte ich jedoch keine wesentlichen Unterschiede erkennen. Ich habe lediglich festgestellt, dass sich Sauvage EDP mit einer geringeren Sillage zufrieden gibt und auch die Haltbarkeit ist deutlich eingeschränkter! An mir nehme ich es leider nur 6-7 Stunden wahr, wobei das EDT deutlich langatmiger ist!

Sauvage Hater und Kritiker des Duschgel Vibes werden das Sauvage EDP auch nicht mögen! Fans und Liebhaber, wie ich einer bin, lässt mich das EDP aber etwas fragend zurück, denn als ich gestern den Duft das erste Mal auf Papier sprühte und anschließend trug, hatte ich nie die Auffassung, nun das Sauvage EDP zu tragen...ich suchte vergeblich die Differenzen, die mir erst im Vergleich mit dem EDT aufgezeigt wurden. Somit fehlt mir etwas Eigenständigkeit. Vielleicht erwartet uns daher in weiteren zwei Jahren ein Sauvage Parfum...vielleicht ist das so sicher, wie das Amen in der Kirche...
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