Dior Homme 2020 Eau de Toilette

Version von 2020
Profumo
26.01.2020 - 09:23 Uhr
42
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
5
Duft

Schluss damit!

Nein, schlecht ist er nicht.
Ein bisschen ‚Terre d’Hermès’ (RosaPfeffer/Iso E Super/Zeder/Vetiver), einige Fougère-Anleihen von ‚Bleu de Chanel’, etwas ‚Eau Sauvage Parfum’ (Bergamotte und Elemi), einen Hauch fluffigen Moschus, und fertig ist der neue vermeintliche Mega-Seller.
Kreativ geht anders, auch in Sachen Namensfindung und Flakondesign, aber was soll’s – ohne Cash-Cow bleibt das beste Parfumhaus nicht am Leben.
Das originale ‚Dior Homme’ war da schon aus anderem Holz geschnitzt: ein mutiger, innovativer Duft, in einem zur damaligen Homme-Couture von Hedi Slimane passenden schlichten Flakon. Allerorten wurde der Duft gepriesen und Luca Turin verlieh ihm gar 5-Sterne-Weihen, allein: die Verkaufszahlen ließen zu wünschen übrig.

Viele Jahre zuvor ereilte Chanel ein ähnliches Schicksal: das zunächst so gefeierte ‚Egoïste’ wurde ein derartiger finanzieller Flop, dass man von nun an auf Nummer-Sicher ging und den geneigten Konsumenten nur noch mit halbwegs Vertrautem begegnete.
Einer entsprechenden Devise folgt nun auch Dior.
Auf den eigenwilligen und mutigen ‚Dior Homme’ folgte das durch und durch kalkuierte, ranschmeißerische ‚Sauvage’, und nun das nicht minder kalkulierte, stromlinienförmige, und damit weltweit massentaugliche neue ‚Dior Homme’.
Doch warum um Himmels Willen trägt dieser so völlig auf Durchschnittlichkeit getrimmte Duft den Namen seines alles andere als durchschnittlichen Vorgängers? Möchte Dior da eine vermeintliche Scharte auswetzen? Schämt man sich gar der einstigen Extravaganz?

Schon der Name ‚Sauvage’ war ja eine ziemlich infame Camouflage, hatte der Duft doch Nullkommanull mit dem hauseigenen Roudnitska-Klassiker gleichen Namens zu tun. Immerhin hatte ‚Eau Sauvage’ aber schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, während das originale ‚Dior Homme’ lediglich ein paar Lenze zählt. Aber das Haus Dior scheint ohnehin zur Schnelllebigkeit zu neigen: die Geschwindigkeit mit der neue Düfte rausgehauen werden, und andere zugleich eingestellt, wird immer schwindelerregender. Mit der zunehmenden Atemlosigkeit verliert sich aber leider auch das Niveau der Düfte zusehends im Bodenlosen: so ist das einzig Exklusive an der sogenannten ‚Privée’-Reihe im Grunde nur noch der Preis. Waren die Düfte anfänglich noch anspruchsvoll und ausgefallen, sind sie nunmehr nur noch belanglos.
Das ganze Haus Dior befindet sich, zumindest die eigenen Düfte betreffend, derzeit so ziemlich im Niedergang. Das neue ‚Dior Homme’ ist ein gutes Beispiel dafür: alles an diesem Duft ist ‚safe’, alles. Er ist so ‚safe’ wie ein Nivea-Duschgel.

Aber, wie gesagt, um ein traditionsreiches Haus wie Dior am Leben zu halten, bedarf es vermutlich solch massentauglicher Düfte - sollen sich doch andere zur Abwechslung mal die Finger verbrennen!
So eröffnet sich auch wieder Raum für Kreativität und Innovation. Chanel, Hermès, Guerlain, Cartier, Armani und andere machen es vor: Massenmarkt hier, eine exklusive Nische dort.
Was ich mir aber dringend wünsche, liebe Leute von Dior: lasst die Finger von den alten Düften weg! Kreiert meinetwegen die banalsten aller banalen Düfte, aber findet gefälligst neue Namen und Flakons dafür. Und verlinkt sie nicht mit den Großtaten der Vergangenheit, die ihr damit nur diskreditiert.

Schluss damit, bitte!
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