L'Être Aimé Femme von Divine

L'Être Aimé Femme 2008

Undine
11.03.2012 - 20:55 Uhr
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
9
Duft

Beleuchtungskünste für Auftritte aller Art

Das Kopfkino rattert. Die Landschaften, Räume, Szenen, die es liefert, sind allesamt durchflutet von goldenem Leuchten. Und während ich imaginäre Bilder betrachte, habe ich mich unwillkürlich auf dem Stuhl zurechtgerückt, Kopf hoch, Schultern zurück, Körperspannung, Atemstütze. So ähnlich macht es eine Sängerin, ehe sie vor den Vorhang tritt, oder ein Redner auf dem Weg zum Podium. Ich sitze bloß am Schreibtisch – es liegt allein am Duft, dass ich das kleine "Auftritts"-Ritual absolviert habe. Holla.

Und der Duft selber? Am auffälligsten finde ich das Leuchten. Es bleibt bis zum Schluss (sprich: über Stunden, der Duft hält lange), wandelt sich dabei von Hell- zu Rotgold, langsam intensiver, wärmer werdend; unterwegs blitzt hie und da ein Extrafunke auf. Den Duftverlauf haben Turandot und Florblanca schon wunderbar beschrieben, so beschränke ich mich auf Ergänzungen: Mich fasziniert, wie hier mit leichter Hand Gegensätzliches verschmolzen ist. Üppige Blumigkeit wirkt leicht; Herbheit kommt weich und weiblich daher; das streng durchgehaltene Thema – Florblancas "goldener Faden" – bindet Vielfältiges, Überraschendes zusammen. Immer mit goldenem Licht, die Szenerie für den "Auftritt" ist hell und freundlich ausgeleuchtet. Theatralik ist aber nicht dabei. Schon gar kein protziges Glitzern – der Duft ist vernehmlich, doch er drängt sich nicht auf. Und ist, bei aller Raffinesse, schnörkellos schlicht. Der Auftritt, zu dem er einlädt, hat nichts mit Pose zu tun, sondern einfach mit Präsenz: so dasein, dass andere einen nicht übersehen.

Kann frau gebrauchen. Beim großen Anlass sowieso. Und auch bei Auftritten ohne Gala und "Robe": für die Empfangsdame an der Hotelrezeption, die Ärztin beim Fachkongress, die Handwerkerin bei der Übergabe des Meisterbriefs, die Außendienstlerin beim Kundenbesuch, die Geschäftsfrau bei heiklen Verhandlungen oderoder.

Für mich ist das ein Duft fürs Selbstbewusstsein. Und einer, der Weiblichkeit betont – im Sinne von "Ich bin eine Frau, und ich genieße das", nicht weniger, nicht mehr, alles andere ist offen. Im Job vielleicht ein Gegenpol/ eine Alternative zu Chanels No. 19 & Co. (ich vermute, dass manche Französin oder Italienerin der feminineren Spielart den Vorzug geben wird…).

Auf meiner Duft-für-besondere-Anlässe-Liste steht L'Etre aimé derzeit ganz oben. Auch wenn ich dem Bild, das Florblanca von der Trägerin des Duftes gezeichnet hat, kein bisschen ähnlich sehe ;-).
6 Antworten
CosmicLoveCosmicLove vor 8 Jahren
Ich finde Deine Zeilen passen wunderbar passend.
CallasCallas vor 13 Jahren
Ich rieche leider lange, lange nur Würziges, fast keine Blumen :-( Schöner Kommi von Dir!
UndineUndine vor 13 Jahren
Danke euch für die "Blümchen" :-)! Stimmt natürlich, Medusa, ein Tickchen anstrengend ist der Duft schon (je nachdem, wie frau grad drauf ist). Falls ich ihn mir tatsächlich zulege, wird's der kleinste Flakon, der zu kriegen ist ;-).
InalaInala vor 13 Jahren
KLasse wie Du ihn beschreibst, ich empfinde ihn sehr ähnlich.
Medusa00Medusa00 vor 13 Jahren
Leider ging er mir nach einer Weile sehr auf die Nerven
FlorblancaFlorblanca vor 13 Jahren
Danke, wunderbar beschrieben. Und auch wenn Du meinem gezeichneten Bild der Frau nicht ähnelst - Ausnahmen bestätigen die Regel ;-)))