Norvège 2010

Meggi
05.09.2019 - 14:44 Uhr
27
Top Rezension
7
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
4
Duft

For en mann – duften Sie wie ein gepflegter Wikinger!

Eine beißend-bittere Plastiknote. Derlei mag rauskommen, wenn der Geruch meiner Sommer-Magnolie destilliert und konzentriert wird – ich glaube nämlich, mit diesem Bitter-Geruch ist Magnolie gemeiNT, obwohl er mit dem, was i(n meine)m Garten rumsteht, wenig gemeiN hat. Der verunglückte Start wird bald von Vanille und Lavendel eingefangen. Zudem werden die Ausdünstungen von Holz, gemäß Epoche oder Umfeld konserviert, zumindest vorstellbar. Um mal irgendeinen Bezug zu nördlicheren Gefilden zu versuchen: Es lässt sich an das Nydam-Boot auf Schloss Gottorf bei Schleswig denken. Den ersten Erhaltungs-Anstrich dafür dürften bereits die Wikinger ersonnen haben, das Moor hat ihm den zweiten verpasst, die Wissenschaft mit all ihren Labor-Möglichkeiten den dritten. Dreifach konserviert – mehr geht nicht. Das ist das Holz in ‚Norvège‘.

Gleichzeitig düfteln sandelig-cremig-vanillige Wärme und ätherische, diffuse Würze, die jedenfalls ich nicht präzise wie die Angaben zuspitzen kann. Bisher mischt sich das etwas unstet und unglücklich. Nach langer Grübelei, woran mich das erinnert, fällt endlich der Groschen: Es riecht wie Carons ‚Pour un Homme‘, grotesk verfremdet mit Plastik, lackiertem Holz etc.

Aha, die „Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf“ goes offenbar merchandising! Zwei Produkte sind seit neuestem im Souvenir-Laden erhältlich: 1. ‚For en mann‘ – „Duften Sie wie ein gepflegter Wikinger aus Norwegen auf Raubzug in Südfrankreich“. Daneben steht (2.) eine unfreiwillige Karikatur besagten Wikingers in Gestalt einer nachlässig bemalten Made-in-China-Figur aus billigem Plastik und mit Hörnern auf dem Helm. Na super.

Sicherlich ist auch eine genuin zitrische Note beteiligt (Bergamotte o. Ä.) und nicht allein das entsprechende Vermögen des Korianders. Und siehe da, Zitrone ist ja sogar genannt! Versteckt sich verschämt an ungewohntem Örtchen: in Herznotenhausen ganz hinten. Bin ich aber ehrlich von selbst drauf gekommen. Ziemlich unfruchtig, primär sauer und bitter. Nicht wirklich frisch. Im Stil ähnlich dem Auftakt von Tauers ‚Vetiver Dance‘.

Vor allem jedoch komme ich vom Plastik einfach nicht weg. Ich kann nur vermuten, dass hier vorwitzig ausgestreckte Sandelfinger und stumpf-bittere Zitrus-Säure ein ungutes Komplott geschmiedet haben. Es hilft mir nichts, dass gegen Mittag anderes Gewürz, insbesondere Thymian, mit zu einem kollektiven Übertünch-Versuch antritt. Dazu bleibt der Angang zu zaghaft und am Ende gewinnt wieder der Geruch einer frisch ausgepackten Spielfigur billigster Art.

Bis zum Schluss, in den Abend hinein, verfolgt mich der fies-bergamottige Stich und schafft es schließlich, dass ich unvermittelt an sacht bekotztes Wachs denken muss. Eine Weile überlege ich noch lustlos, ob nunmehr ein Rest von anderer Frucht im Spiel ist, weniger spitz als die Zitrone - vielleicht nimm2-Neroli. Und womöglich außerdem ein Hauch Florales und ein bisschen von unserer Sandelcreme. Egal.

Fazit: Unrund zusammengeworfen und obendrein von miesepetriger Grundstimmung. Mir gefällt das nicht.

Ich bedanke mich bei Ergoproxy für die Probe.
24 Antworten