La Collection 777

Qom Chilom 2014

Meggi
03.05.2020 - 14:57 Uhr
42
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7.5
Duft

Als die Tage Farben bekamen

Früher, als es nur drei Fernsehsender gab, wurden jene begleitet von einer übersichtlichen Anzahl an Programm-Zeitschriften. Meine Wochentage haben übrigens praktisch bis heute die Farben aus der „Hörzu“: Der Montag ist gelb, der Dienstag grün, Mittwoch blau usw.

In der Hörzu stand seinerzeit immer in kleinerer Schrift unter dem eigentlichen Eintrag, wann ein Spielfilm schon einmal ausgestrahlt worden war. Bei älteren bzw. verlässlich beliebten Streifen wie „Bettgeflüster“ konnte das eine durchaus stattliche Reihe von Jahreszahlen sein. Vielleicht hatte der im Jahrestakt zunehmende Platzbedarf irgendwann das Ende des seltsamen Brauchs erzwungen.

Gäbe es eine Auflistung dafür, in welchen anderen Düften die Em-eukal-Bonbons der Sorte Wildkirsche bereits vorkamen, enthielte diese bei mir spontan zwei Nennungen: das Lucas-Eigengewächs ‚Black Gemstone‘ sowie ‚Une Nuit à Bali - Suma Oriental‘; wenngleich ich beides nicht mehr nachprüfen kann, denn die entsprechenden Pröbchen sind längst verzogen. Und auch im vorliegenden Fall muss ein einziger Test genügen, das Probenröhrchen (vielen Dank an Ergoproxy!) rückte nämlich nur noch ein winziges Tröpfchen raus.

Besagte Bonbons werden nach rund einer halben Stunde unterlegt von Kuhstall-Leder-Oud. Aha - eine recht extravagante Zusammenstellung. Bald kommt die Oud-Note derart derb-ledrig daher (es lässt gar ‚Epic Man‘ grüßen), dass sich an eine womöglich ein bisschen überspannte, gleichwohl nicht un-originelle Spielart der Himbeer-Leder-Idee denken ließe.

Eine Spur heliotropig-bittermandeliger Süße löst allmählich das Bonbonhafte ab, ehe unsere Em-eukal binnen zwei Stunden Verstärkung erhalten: von Schattenmorellen aus dem Glas – sauer ist das. Im weiteren Verlauf des Vormittags wird die… „Frucht“ zurückhaltender, schlichtere Süße übernimmt (Vanille vor allem, meinetwegen Mandel). Die Beruhigung tut gut. Gestützt wird die Entwicklung von einer gewissen inhaltlichen Reduktion auf eine süße Ledrigkeit mit einer Ahnung von Bonbon, dazu gibt’s Patchouli-Kakao. Das wirkt nun nicht mehr ganz so aufgesetzt wie zuvor, die Fülle der Angaben führt erfreulicherweise in diesem Punkt in die Irre.

Im Fortgang gerate ich ein wenig ins Schwimmen. Eine ferne Erinnerung an das ältliche Obst aus ‚Red Hoba‘ von XerJoff regt sich und auch das Thema Kirsche bleibt präsent. Ab dem Nachmittag säuselt eine sacht be-oudlederte Süße still vor sich hin, ein etwas lahmer „Ausklang Teil 1“ vielleicht, mit dem nach acht Stunden im Wesentlichen Schluss ist. Immerhin gibt es – leider offenbar lediglich als Rausschmeißer – als Ausklang Teil 2 bis in den Abend hinein einen Teppich aus dunklem Moschus, sanft bonbonhaft-süß angefruchtet. Schön! Das hinterste Ende bzw. Teil 3 stellt Moschus auf einem Rest Vanille.

Fazit: Per saldo ansprechend, aber nicht vollends meine Baustelle.
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