Office for Men 2019

SmellingLord
24.09.2019 - 14:32 Uhr
21
Top Rezension
5
Flakon
6
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

We should leave the church in the village

… würde der Engländer bestimmt nicht sagen ;-)

Auf der Suche nach dem perfekten Duft habe ich es gewagt, diesen hier blind zu bestellen (ich weiß, es ist immer etwas gefährlich, aber ich hab dem guten Jeremy mal vertraut). Ich kann mich meinem Vorredner Steee über weite Strecken anschließen, möchte jedoch meine Gedanken zu dem Duft in Worte fassen, und zwar ohne große Emotionen:

Ich gestehe, dass ich seit Jahren Subscriber von Jeremy bin.
Ich gestehe, dass mich Jeremy zum Teil auch in die Duftwelt eingeführt und mir viele Düfte näher gebracht hat, die ich nicht gekannt habe.
Ich gestehe, dass er mir in letzter Zeit einfach zu abgehoben ist (die alten Videos von ihm waren einfach authentisch und sympathisch, daher ist auch seine Community so rasant gewachsen).
Ich gestehe aber auch, dass ich weiterhin seine Videos gucke, auch wenn ich mit solchen Menschen real kaum Berührungspunkte habe, da er einen gewissen Unterhaltungsfaktor hat.
Ich gestehe schließlich, dass ich einfach gespannt auf seine erste Duftkreation war, weshalb ich mir diese bestellt habe.

Es war klar, dass dieser Duft polarisieren wird, und zwar nicht wegen dem Duft an sich, sondern der Person, die dahinter steht. Man mag von Jeremy halten, was man will, aber er ist ein Duftkenner im Mainstream-Bereich und ein toller Geschäftsmann. Das Hauptproblem bestand bekanntlich darin, dass er seinen Duft im Vorfeld als den weltbesten Duft bezeichnet hat (ich erinnere mich noch: "the best Juice", "high quality ingridients", "the best bottle", "the best package" ...).

Wenn man solche Ankündigungen von sich gibt, dann kann man auf der einen Seite nur Enttäuschung hervorrufen, da allen klar ist, dass er diese Erwartungen nicht erfüllen kann. Auf der anderen Seite, was soll ein Geschäftsmann über sein Produkt sagen … kein Mensch, der etwas vertreiben will, wird irgendetwas Negatives über sein Produkt kommunizieren, daher muss man diese Ausführungen in Relation sehen. Es muss aber trotzdem möglich sein, den Duft fair und neutral zu bewerten, was ich hiermit versuche.

Zum Duft:

Ich war natürlich sehr gespannt auf den Duft, wiewohl mir bewusst war, dass dies ein Mainstream-Duft werden wird. Der Duft beginnt mit einer unglaublich frischen, zitrischen Note, die leider nach etwa 15 min verfliegt. Danach wird der Duft schwächer, wobei sich eine holzige Note, gepaart mit pinkem Pfeffer dazu gesellt. Meiner Meinung nach ist die Kopfnote eine der besten, die ich kenne, und diese wirkt auch natürlich. Inwieweit diese aus "natürlichen Zutaten" stammt, lässt sich schwer sagen.

Wenn man sich die Inhaltsstoffe bei diesem Duft ansieht, dann sind natürlich diverse synthetische Stoffe angeführt. Vergleicht man die Inhaltsangaben jedoch mit jenen eines anderen Duftes aus dem Designerbereich, wie die genannten Dior sauvage oder Blue de Chanel, so wird man feststellen, dass bei diesem Duft deutlich weniger an synthetischen Stoffen enthalten ist.

Es gibt insgesamt 5 mir bekannte Düfte, die bei mir Kopfschmerzen verursachen: One Million, Dior Sauvage, Blue de Chanel, Boss bottled, Pure Havane (keine Ahnung, wieso gerade der letzte). Ich kann nicht sagen, woran das im Detail liegt, bei Office for men spüre ich das nicht. Der Duft kommt mir daher viel natürlicher vor, als die genannten Düfte, mit denen er oft verglichen wird.

Aus meiner Sicht ist der Duft am ehesten mit Creed Aventus vergleichbar, wenngleich der Aventus deutlich mehr Tiefgang und Komplexität aufweist. Der Office-Duft verblasst ziemlich rasch, wobei eine angenehme, zitrisch/holzige Note bleibt, die niemanden stört, aber auch keinen weiteren Verlauf nimmt. Der Duft ist gut gemacht, aber nichts Besonderes.

Ich kann mich nur Steee in seinem Kommentar anschließen: Wenn es sich hierbei um den neuen Duft von Dior Sauvage parfum oder Blue de Chanel parfum handeln würde, wären die meisten Kommentare ganz anders ausgefallen. Daher ist die Bewertung sicher auch der Person Jeremy geschuldet, aber der Duft ist sicher nicht ein 10/10 fragrance. Er ist einfach ein angenehmer Büro-Duft, der nicht stört; wenn das die Intention war, dann hat er den Zweck erfüllt.

Zu der Haltbarkeit:

In diesem Punkt kann ich meinen Vorrednern nicht ganz zustimmen. Die tolle Kopfnote verschwindet nach etwa 15 min, wobei der Duft für etwa 3 Stunden gut präsent ist. Danach wird er sehr körpernah und strahlt kaum noch aus. Auf der Kleidung hält er tatsächlich deutlich länger, ist auch noch am nächsten Tag wahrnehmbar, allerdings nur "kleidungsnah". Ich hätte mir noch einen Ticken mehr erwartet, zumal hier immer das Thema Haltbarkeit betont wird.

Zu dem Preis:

Die Preisgestaltung ist natürlich eine Unverschämtheit. Der Preis von etwa EUR 160,-- ist natürlich durch nichts vertretbar, zumal der gute Jeremy vor ein paar Wochen ein Video gepostet hat, in dem er die Zusammensetzung des Preises eines Duftes unter Berücksichtigung von Inhaltsstoffen, Produktionskosten, Flakon, Verpackung, usw. beschrieben hat und dabei auf Gesamtkosten von etwa EUR 15,-- pro Flasche gekommen ist. Auch wenn die Inhaltsstoffe wohl qualitativ hochwertiger als bei einem durchschnittlichen Designerduft sind, so ist die Preisgestaltung wohl nur auf ökonomische Gründe zurückzuführen.

Fazit: Ein guter Designer-Duft mit einer tollen Kopfnote, solider Haltbarkeit und mäßiger Sillage zu einem Nischenpreis! Also bitte die Kirche im Dorf lassen.
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