Sportissimo Galimard Eau de Toilette
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Ein bewegender Zufall
Der Sportissimo Eau de Toilette ist ein Duft, der mich wohl für immer an eine bestimmte Zeit, einen bestimmten Ort und eine bestimmte Person in meinem Leben erinnern wird, auch wenn eher wahrscheinlich auf dufthandwerklicher Ebene weder ein Meilenstein noch ein richtig hochwertiges und teures Produkt ist.
Da dieses Parfum sehr unbekannt ist und das hier deshalb auch wahrscheinlich kaum jemand lesen wird, erlaube ich mir, ein bisschen auszuholen.
Die Zeit und den Ort, den ich in der Einleitung nannte, war, obwohl das gleichzeitig auch eigentlich keine leichte Zeit war, eine Klassenfahrt in der 10. Klasse an die Côte d’Azur, die ich als sehr schön in Erinnerung habe. Unsere Klassenlehrer haben wirklich ganze Arbeit geleistet, denn wir waren insgesamt, aber auch viele für sich, ein furchtbarer Haufen. Sie mochten uns aber trotzdem so sehr, dass sie eine Menge schöne Dinge für uns organisierten. Zugegebenermaßen war unser "Hotel" eher eine Bleibe, fast schon eine Absteige, aber es war nun mal fast direkt am Strand in der Nähe von Antibes. Außerdem hatten wir einige tolle Trips geplant. Einer war auch eine stundenlange Wanderung, von der mein damaliger Klassenlehrer total angetan war, von der die meisten von uns aber ziemlich genervt waren, weil es im Spätsommer dort noch so heiß war. Ein weiterer Ausflug ging nach Monaco. Und Monaco ist wirklich einfach sehr schön und auch einfach interessant aufgebaut. Es ist so klein und doch so voll mit Häusern und Menschen. Es ist wie eine Stadt, die in die Felsen gedrückt wurde, damit auch gerade genug Platz für alles ist, was man dort schönes sehen kann. Und dann gab es einen Abstecher nach Grasse zum Musée International de la Parfumerie. Dort in der Nähe hat Galimard seinen Hauptsitz und verkaufte dort auch einige Düfte. Einige von uns interessierten sich sehr dafür, andere deutlich weniger. Sicherlich war es für ein paar von uns auch der erste Schritt vom billigen, viel zu süßen Bodyspray oder vom billigen, häufig ebenfalls ziemlich süßen Axe-Deo zur Welt des Parfums. Und dieser Duft überzeugte mich so sehr, dass ich damals ungefähr 30 € für einen 100 ml Flakon bezahlte. Auch wenn ich wusste, dass das gar nicht viel Geld für ein Parfum war, war ich mir erst nicht ganz sicher mit dieser Ausgabe, weil ich irgendwie nicht genug Geld mitgenommen hatte, wir noch ein paar Abende vor uns hatten, an denen wir uns um Verpflegung kümmern mussten (Essen gab's keines in der kleinen Bungalowanlage) und ich mir auch nie gerne Geld geliehen habe. Ich kaufte ihn mir also, trug ihn in diesem Spätsommer bis Herbst, auch als ich von der Klassenfahrt zurückkam noch jeden Tag und mochte ihn wirklich sehr.
Nun also noch zu der Person, mit der ich dieses Parfum verbinde und daran wird sich wahrscheinlich nie mehr etwas ändern:
Mein Opa war auf eine Weise ein ganz normaler alter Mann. Er hatte häufig so seine Momente, in denen er, auch wenn er es wahrscheinlich gar nicht böse meinte, ganz schön herablassende Sachen sagen konnte. Er sprach gerne über das Gewicht von Verwandten, ob sie jetzt zu dünn oder dick für seinen Geschmack waren, hielt die meisten Menschen für deutlich weniger intelligent als sich und hat häufig ziemlich frauenfeindliche Witze abgelassen. Das alles war jetzt auch nichts, was "man ja heute nicht mehr sagen darf", sondern Aussagen, auf die man mit ein bisschen Feingefühl und Reflexion der eigenen Gedanken einfach gar nicht kommt, geschweige denn, sie ausspricht. Und trotzdem war er gerecht und nahm viele strukturelle Ungerechtigkeiten war, obwohl er ein ziemlich privilegierter Oberarzt war, reiste viel, kam mit allen möglichen Menschen in Kontakt und behandelte alle gleich gut oder vielleicht auch nur gleich..
Ohne jetzt aber Familiendramen hier zu hinterlassen, möchte ich langsam auf den Duft zurückkommen.
Irgendwann vergaß ich dieses Parfum und trug es nicht mehr, wahrscheinlich weil ich irgendwelche anderen Interessen entwickelte oder auch schon andere Düfte hatte, die ich nun lieber trug. Ich erinnere mich nicht genau. Als mein Opa aber Ende 2017 starb und wir in den darauffolgenden Monaten seinen Haushalt auflösten, kam ich wieder zu diesem Parfum. Ich muss gestehen, dass ich schon ziemlich traurig war, das aber damals nicht gut zeigen konnte. Von seinen Enkeln war ich wahrscheinlich der, der noch am meisten mit ihm unternahm, aber ich konnte es den anderen auch nicht verübeln. Mich nahm das alles doch ein wenig mit. Daher war ich eher selten in seinem Haus, um dabei zu helfen, es zu entrümpeln. Als ich aber dann mal dabei war und alle möglichen gebunkerten Kartons, Taschen und Tüten öffnete, fand ich in einem dieser Kartons einen angefangenen und einen originalverpackten Flakon vom Sportissimo Eau de Toilette.
Ich hatte ihm aber nie von diesem Duft erzählt und eigentlich auch niemand anderes. Jetzt, wo ich weiß, wie viele verschiedene Düfte es auf der ganzen Welt zu kaufen gibt, finde ich es umso krasser, wie wir beide denselben Duft besaßen und offensichtlich auch gerne trugen.
Nun zum eigentlichen Duft: Er ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Irgendwie ist er ja frisch, aber er hat auch eine würzige Süße und eine dezente Zitrik. Er startet auf jeden Fall schon recht süß mit diesen frischen, herben Noten und wird dann eher erstmal zahmer, bevor er im Drydown fast ein bisschen holzig wird.
Seine Haltbarkeit und Sillage sind für den Preis eigentlich ganz gut. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aber besonders gut. Wie gesagt, habe ich damals für 100 ml vom Eau de Toilette 30 € ausgegeben. Und ich habe gerade mal nachgeguckt und er ist immer noch gleich teuer.
Falls das hier mal irgendwer liest und dann auf die Idee kommen will, den zu probieren, kann man sich für den Preis also eigentlich gleich einen ganzen Flakon kaufen.
Meine einzige Angst ist, dass ich diesen Duft fast ausschließlich aus nostalgischen Gründen so toll finde und irgendwann jemand tatsächlich wegen mir dieses Parfum ausprobiert und es ganz scheußlich findet. Dazu wird es wohl aber ohnehin nicht kommen..
Da dieses Parfum sehr unbekannt ist und das hier deshalb auch wahrscheinlich kaum jemand lesen wird, erlaube ich mir, ein bisschen auszuholen.
Die Zeit und den Ort, den ich in der Einleitung nannte, war, obwohl das gleichzeitig auch eigentlich keine leichte Zeit war, eine Klassenfahrt in der 10. Klasse an die Côte d’Azur, die ich als sehr schön in Erinnerung habe. Unsere Klassenlehrer haben wirklich ganze Arbeit geleistet, denn wir waren insgesamt, aber auch viele für sich, ein furchtbarer Haufen. Sie mochten uns aber trotzdem so sehr, dass sie eine Menge schöne Dinge für uns organisierten. Zugegebenermaßen war unser "Hotel" eher eine Bleibe, fast schon eine Absteige, aber es war nun mal fast direkt am Strand in der Nähe von Antibes. Außerdem hatten wir einige tolle Trips geplant. Einer war auch eine stundenlange Wanderung, von der mein damaliger Klassenlehrer total angetan war, von der die meisten von uns aber ziemlich genervt waren, weil es im Spätsommer dort noch so heiß war. Ein weiterer Ausflug ging nach Monaco. Und Monaco ist wirklich einfach sehr schön und auch einfach interessant aufgebaut. Es ist so klein und doch so voll mit Häusern und Menschen. Es ist wie eine Stadt, die in die Felsen gedrückt wurde, damit auch gerade genug Platz für alles ist, was man dort schönes sehen kann. Und dann gab es einen Abstecher nach Grasse zum Musée International de la Parfumerie. Dort in der Nähe hat Galimard seinen Hauptsitz und verkaufte dort auch einige Düfte. Einige von uns interessierten sich sehr dafür, andere deutlich weniger. Sicherlich war es für ein paar von uns auch der erste Schritt vom billigen, viel zu süßen Bodyspray oder vom billigen, häufig ebenfalls ziemlich süßen Axe-Deo zur Welt des Parfums. Und dieser Duft überzeugte mich so sehr, dass ich damals ungefähr 30 € für einen 100 ml Flakon bezahlte. Auch wenn ich wusste, dass das gar nicht viel Geld für ein Parfum war, war ich mir erst nicht ganz sicher mit dieser Ausgabe, weil ich irgendwie nicht genug Geld mitgenommen hatte, wir noch ein paar Abende vor uns hatten, an denen wir uns um Verpflegung kümmern mussten (Essen gab's keines in der kleinen Bungalowanlage) und ich mir auch nie gerne Geld geliehen habe. Ich kaufte ihn mir also, trug ihn in diesem Spätsommer bis Herbst, auch als ich von der Klassenfahrt zurückkam noch jeden Tag und mochte ihn wirklich sehr.
Nun also noch zu der Person, mit der ich dieses Parfum verbinde und daran wird sich wahrscheinlich nie mehr etwas ändern:
Mein Opa war auf eine Weise ein ganz normaler alter Mann. Er hatte häufig so seine Momente, in denen er, auch wenn er es wahrscheinlich gar nicht böse meinte, ganz schön herablassende Sachen sagen konnte. Er sprach gerne über das Gewicht von Verwandten, ob sie jetzt zu dünn oder dick für seinen Geschmack waren, hielt die meisten Menschen für deutlich weniger intelligent als sich und hat häufig ziemlich frauenfeindliche Witze abgelassen. Das alles war jetzt auch nichts, was "man ja heute nicht mehr sagen darf", sondern Aussagen, auf die man mit ein bisschen Feingefühl und Reflexion der eigenen Gedanken einfach gar nicht kommt, geschweige denn, sie ausspricht. Und trotzdem war er gerecht und nahm viele strukturelle Ungerechtigkeiten war, obwohl er ein ziemlich privilegierter Oberarzt war, reiste viel, kam mit allen möglichen Menschen in Kontakt und behandelte alle gleich gut oder vielleicht auch nur gleich..
Ohne jetzt aber Familiendramen hier zu hinterlassen, möchte ich langsam auf den Duft zurückkommen.
Irgendwann vergaß ich dieses Parfum und trug es nicht mehr, wahrscheinlich weil ich irgendwelche anderen Interessen entwickelte oder auch schon andere Düfte hatte, die ich nun lieber trug. Ich erinnere mich nicht genau. Als mein Opa aber Ende 2017 starb und wir in den darauffolgenden Monaten seinen Haushalt auflösten, kam ich wieder zu diesem Parfum. Ich muss gestehen, dass ich schon ziemlich traurig war, das aber damals nicht gut zeigen konnte. Von seinen Enkeln war ich wahrscheinlich der, der noch am meisten mit ihm unternahm, aber ich konnte es den anderen auch nicht verübeln. Mich nahm das alles doch ein wenig mit. Daher war ich eher selten in seinem Haus, um dabei zu helfen, es zu entrümpeln. Als ich aber dann mal dabei war und alle möglichen gebunkerten Kartons, Taschen und Tüten öffnete, fand ich in einem dieser Kartons einen angefangenen und einen originalverpackten Flakon vom Sportissimo Eau de Toilette.
Ich hatte ihm aber nie von diesem Duft erzählt und eigentlich auch niemand anderes. Jetzt, wo ich weiß, wie viele verschiedene Düfte es auf der ganzen Welt zu kaufen gibt, finde ich es umso krasser, wie wir beide denselben Duft besaßen und offensichtlich auch gerne trugen.
Nun zum eigentlichen Duft: Er ist gar nicht so leicht zu beschreiben. Irgendwie ist er ja frisch, aber er hat auch eine würzige Süße und eine dezente Zitrik. Er startet auf jeden Fall schon recht süß mit diesen frischen, herben Noten und wird dann eher erstmal zahmer, bevor er im Drydown fast ein bisschen holzig wird.
Seine Haltbarkeit und Sillage sind für den Preis eigentlich ganz gut. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist aber besonders gut. Wie gesagt, habe ich damals für 100 ml vom Eau de Toilette 30 € ausgegeben. Und ich habe gerade mal nachgeguckt und er ist immer noch gleich teuer.
Falls das hier mal irgendwer liest und dann auf die Idee kommen will, den zu probieren, kann man sich für den Preis also eigentlich gleich einen ganzen Flakon kaufen.
Meine einzige Angst ist, dass ich diesen Duft fast ausschließlich aus nostalgischen Gründen so toll finde und irgendwann jemand tatsächlich wegen mir dieses Parfum ausprobiert und es ganz scheußlich findet. Dazu wird es wohl aber ohnehin nicht kommen..
RoteNelke
