10
Sehr hilfreiche Rezension
Sublimieren
Verfeinern, erhöhen, vergeistigen, veredeln... Mehr oder weniger wörtlich übersetzt, aber doch die Bedeutung treffend.
In der Psychonanalyse beschreibt das Sublimieren die Umwandlung von Triebenergie ins Kreative oder auch in intellektuelle Leistungen. Der Trieb wird also nicht unterdrückt, sondern verwandelt. Es entsteht kein neuer Mensch aus Fleisch und Blut, sondern ein geistiges Werk.
In der Physik beschreibt das Sublimieren ein Phänomen, das für uns eher ungewohnt ist. Jeder weiß, dass Eis schmilzt. Wasserdampf entsteht nur aus flüssigem Wasser. Schwefel hingegen schmilzt nicht. Er geht von einem festen Zustand direkt in einen gasförmigen über und überspringt die flüssige Phase. Was macht also der Schwefel? Er geht in die Höhe, ist erhaben = sublimis. EDIT
Schwefel kann doch schmelzen. Hab ich mich falsch erinnert. Das Element Bor sublimiert und Trockeneis ist sicher ein gutes Beispiel.
Tja, und unser Duft? Ihr ahnt es, ich gehöre zu den glücklichen TesterInnen und freue mich über jede Testgelegenheit, so auch über diese.
Der Begleittext der Probe erzählt, dass dieser Duft (oder meinen sie nur den Namen?) die quintessentielle Umwandlung sei. Vgl. meine kleinen, einleitenden Erläuterungen. Da landen wir in der Alchimie, der Vorgängerin der heutigen wissenschaftlichen Chemie. Heute wissen wir, dass wir Elemente (theoretisch) herstellen können, indem wir "einfach" die Protonenzahl der Atome ändern. Ein Proton im Kern = Wasserstoff. 92 Protonen = Uran.
Die Alchimisten suchten ein fünftes Element. Feuer, Wasser, Erde, Luft kannten sie. Das fünfte Element, der Stein der Weisen, sollte in der Lage sein, diese Elemente in Gold oder was auch immer zu verwandeln.
Dieser Duft will nach Marketingangaben eine Ode an diesen alchimistischen Vorgang sein.
Wenn ich diesen Werbetext als Maßstab nehme, kann ich mir das nur so erklären, dass das Duftergebnis recht einheitlich daherkommt, obwohl eine große Duftstoffliste dahintersteht. Vlt. ist es so gemeint, dass die vielen Einzelkomponenten zu einer Einheit verschmelzen. Dann wäre das Ziel erreicht.
Ich habe den Duft extra zweimal getestet. Meine Wahrnehmung war beim ersten Mal etwas anders als heute beim zweiten Mal. So gesehen wird er einer angestrebten Transformation gerecht. Ich empfand ihn beim ersten Mal etwas gefälliger und linearer. Heute war in der ersten halben Stunde so eine seifige Komponente drin, die subtil störend war. Ich meine, nicht richtig schlimm oder schlecht, aber... Heute entwickelt sich der Duft auch etwas... Wie heißt das Gegenteil von linear? Er ist etwas abwechslungsreicher.
Allerdings bleibt er seinem Grundmodus immer treu (ich habe jetzt extra Modus statt Essenz geschrieben, um die Begriffe nicht überzustrapazieren).
Dieser Grundmodus ist für mich pudrig, blumig, subtile Aldehydnoten, eine Prise frische Brise und alles umrahmt von einer süßen Aura.
Wenn ihr nun denkt "Joah, klingt nett, aber hab ich in dieser oder jenen Variante schon etliche Male gerochen." - dann habt ihr mein Hauptproblem mit diesem Duft erkannt!
Er ist nicht schlecht. Ich finde auch, dass man ihm seine Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe anmerkt. Nie hat er diese Flachheit, wie der eine oder andere Drogerie- oder sogar mancher Designerduft. Aber er bietet für seine 200 Euro/100 ml auch kein "Wowerlebnis", "Sowas hab ich ja noch nie gerochen", "Ich krieg nicht genug davon".
Nein, erhaben ist er nicht, erhoben wird man nicht, aber für ein irdisches Parfum tut er, was er soll.
In der Psychonanalyse beschreibt das Sublimieren die Umwandlung von Triebenergie ins Kreative oder auch in intellektuelle Leistungen. Der Trieb wird also nicht unterdrückt, sondern verwandelt. Es entsteht kein neuer Mensch aus Fleisch und Blut, sondern ein geistiges Werk.
In der Physik beschreibt das Sublimieren ein Phänomen, das für uns eher ungewohnt ist. Jeder weiß, dass Eis schmilzt. Wasserdampf entsteht nur aus flüssigem Wasser. Schwefel hingegen schmilzt nicht. Er geht von einem festen Zustand direkt in einen gasförmigen über und überspringt die flüssige Phase. Was macht also der Schwefel? Er geht in die Höhe, ist erhaben = sublimis. EDIT
Schwefel kann doch schmelzen. Hab ich mich falsch erinnert. Das Element Bor sublimiert und Trockeneis ist sicher ein gutes Beispiel.
Tja, und unser Duft? Ihr ahnt es, ich gehöre zu den glücklichen TesterInnen und freue mich über jede Testgelegenheit, so auch über diese.
Der Begleittext der Probe erzählt, dass dieser Duft (oder meinen sie nur den Namen?) die quintessentielle Umwandlung sei. Vgl. meine kleinen, einleitenden Erläuterungen. Da landen wir in der Alchimie, der Vorgängerin der heutigen wissenschaftlichen Chemie. Heute wissen wir, dass wir Elemente (theoretisch) herstellen können, indem wir "einfach" die Protonenzahl der Atome ändern. Ein Proton im Kern = Wasserstoff. 92 Protonen = Uran.
Die Alchimisten suchten ein fünftes Element. Feuer, Wasser, Erde, Luft kannten sie. Das fünfte Element, der Stein der Weisen, sollte in der Lage sein, diese Elemente in Gold oder was auch immer zu verwandeln.
Dieser Duft will nach Marketingangaben eine Ode an diesen alchimistischen Vorgang sein.
Wenn ich diesen Werbetext als Maßstab nehme, kann ich mir das nur so erklären, dass das Duftergebnis recht einheitlich daherkommt, obwohl eine große Duftstoffliste dahintersteht. Vlt. ist es so gemeint, dass die vielen Einzelkomponenten zu einer Einheit verschmelzen. Dann wäre das Ziel erreicht.
Ich habe den Duft extra zweimal getestet. Meine Wahrnehmung war beim ersten Mal etwas anders als heute beim zweiten Mal. So gesehen wird er einer angestrebten Transformation gerecht. Ich empfand ihn beim ersten Mal etwas gefälliger und linearer. Heute war in der ersten halben Stunde so eine seifige Komponente drin, die subtil störend war. Ich meine, nicht richtig schlimm oder schlecht, aber... Heute entwickelt sich der Duft auch etwas... Wie heißt das Gegenteil von linear? Er ist etwas abwechslungsreicher.
Allerdings bleibt er seinem Grundmodus immer treu (ich habe jetzt extra Modus statt Essenz geschrieben, um die Begriffe nicht überzustrapazieren).
Dieser Grundmodus ist für mich pudrig, blumig, subtile Aldehydnoten, eine Prise frische Brise und alles umrahmt von einer süßen Aura.
Wenn ihr nun denkt "Joah, klingt nett, aber hab ich in dieser oder jenen Variante schon etliche Male gerochen." - dann habt ihr mein Hauptproblem mit diesem Duft erkannt!
Er ist nicht schlecht. Ich finde auch, dass man ihm seine Hochwertigkeit der Inhaltsstoffe anmerkt. Nie hat er diese Flachheit, wie der eine oder andere Drogerie- oder sogar mancher Designerduft. Aber er bietet für seine 200 Euro/100 ml auch kein "Wowerlebnis", "Sowas hab ich ja noch nie gerochen", "Ich krieg nicht genug davon".
Nein, erhaben ist er nicht, erhoben wird man nicht, aber für ein irdisches Parfum tut er, was er soll.
10 Antworten
Ich teile deinen Dufteindruck. Er ist ganz schön, aber für den Preis auch keine Offenbarung.
Gut geschrieben!