Les Mille et Une Nuits

Armani Privé - Oud Royal 2010

noirceur
14.07.2015 - 17:48 Uhr
27
Top Rezension
10
Flakon
7.5
Haltbarkeit
10
Duft

Meine ganz persönliche Kapitulationserklärung

Für mich kommt es stets einem Zugeständnis kreativer Einfallslosigkeit gleich, wenn Autoren sich des naheliegendes Paradoxons bedienen, ihrer Leserschaft ausbreiten, worüber sie den jeweilig vorgelegten Text nicht verfassen möchten.

Und trotzdem. Lange hatte ich überlegt dieses Review damit zu beginnen, dass ich die überwiegende Mehrheit an Designerdüften unnötig finde. Dass hier zumeist nicht die Duftkunst im Mittelpunkt steht, sondern die dem bösen Kapitalismus zugrunde liegende bloße Gewinnmaximierung. Dass ich vor diesem Hintergrund für das Gros der exklusiven Luxuslinien aus Designerhäusern nur abfälliges Kopfschütteln übrig habe. Dass ich Oud Royal nur deswegen entdeckte, weil ich aufgrund meiner Schwäche für kalte Rauchwerke für Bois d'Encens ein Auge zudrücken wollte, mich in der Parfumerie dann aber leider nur noch daran erinnern konnte, dass es sich um einen Armani Privé handelte, ich daher die gesamte Linie durchschnupperte und mich Oud Royal auf der Stelle überrumpelt hatte.

Im zweiten Anlauf fand ich zunehmend Gefallen daran einen Vergleich zwischen dem vorliegenden Werk und exquisitem Rotwein zu bemühen. Extrem trocken. Definitiv nicht gefällig. Etwas worüber Kenner stundenlang philosophieren können und was den Neuling ratlos und bisweilen angewidert zurück lässt. Etwas, wofür die englische Sprache den Ausdruck eines 'acquired taste' parat hat. Dann las ich weiter unten, dass sowohl Turandot als auch DaveGahan101 diese Assoziation bereits treffend geschildert hatten.

Sicherlich hatten Oud Royal und ich das Glück, dass wir uns nicht gleich zu Beginn meines Dufthobbys kennenlernten. Das wäre damals wohl nicht gut ausgegangen. In einer Phase allerdings, in der mich nahezu jede zitrische, fruchtige, blumige, süße oder aquatische Note enervierte, schlug Armanis rigoroses Kontrastprogramm bei mir ein wie eine Bombe.

Ich finde es sehr schwierig diesen Dufteindruck in Worte zu fassen. Was ich rieche ist extrem trocken. Da ist nichts frisches. Nichts helles. Wenn da überhaupt Licht ist, dann das einer Glühbirne, die so weit heruntergedimmt ist, dass bereits das Flackern eingesetzt hat. Safran meine ich noch in recht klaren Konturen identifizieren zu können. Danach wird es schwieriger. Holzig, ja, in Maßen. Das alles wie gesagt extremst trocken. Ein wenig balsamisch auch. Oud nehme ich ebenfalls nur schüchtern angedeutet wahr, keinesfalls aber so exponiert, wie es der Name zu suggerieren versucht. Auch finde ich hier die oud-typische pelzige Herbe nicht wieder. Ich rieche einfach keine mir bekannte und klassifizierbare Note heraus, die den Duft dominiert. Rauchig finde ich ihn bei aller Dürre nicht. Und als würzig würde ich ihn auch nicht unbedingt bezeichnen. Und so langsam geht mir dann auch das Vokabular aus.

Bei aller Abstraktheit strahlt Oud Royal für mich eine heimelige Wärme aus. Zusammen mit seiner olfaktorischen Sperrigkeit lässt dies bei mir den Eindruck einer geheimnisvollen Aura entstehen, in die er sich um seinen Träger herum manifestiert.

Vielleicht kann man es so formulieren: Oud Royal ist ein europäisierter Orientale der mutigeren Sorte. Vielleicht kein leuchtendes Beispiel an Innovation. Aber das war es tut, macht er richtig. Und zwar richtig gut. Für mich ist Oud Royal ein bärenstarker Duft, dessen einziges Manko für mich in der Gewissheit liegt, dass sich meine Umwelt wohl nur in Einzelfällen so entzückend an dem Duft wird erfreuen können wie ich.

Und somit führt Oud Royal meine sämtlichen Vorurteile ad absurdum. Und gibt mich der Lächerlichkeit preis, weil ich es obendrein nicht schaffe, meine Begeisterung für diesen Dufteindruck konkret festzumachen. Aber gut. Manchmal muss man eben anerkennen, dass der Gegner übermächtig ist. Dies möchte ich hiermit tun. Und zwar neidlos: Herzlichen Glückwunsch Oud Royal, ich kapituliere!
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