Play 2008 Eau de Toilette

Montgomery
12.01.2011 - 14:50 Uhr
8

Keine Besserung in Sicht

Es kommt äußerst selten vor, wenn ich eine regelrechte Abneigung gegen ein Parfum verspüre. Play ist bisher der einzige Duft, welchem diese Stellung zuteil ist und so sind dies meine ersten null Prozent, die ich einem Parfum anlaste. Selbst die viel gescholtenen Joop Homme und Le Mâle kamen besser davon. Dass eine solche Extrembewertung eine Rechtfertigung verlangt, stellt für mich eine Selbstverständlichkeit dar. Hass auf die Träger oder auf das Image des Duftes sind aber nicht meine Gründe.

Genauso wie es Düfte gibt, die beim ersten Schnuppern grenzenlosen Enthusiasmus hervorrufen können, gibt es Düfte, die einen unverzüglich mit abscheulichem Ekel peitschen. Wo schlecht riechende Düfte sonst allenfalls für ein müdes Lächeln oder ein regungsloses Zurückstellen des Fläschchens sorgen, hat mich Play ziemlich angewidert. Ich war schockiert, dass ich eine solch ausgeprägte Abneigung empfand, wo dieser Duft doch im Grunde nichts Schlechtes darstellt. Er mutet lediglich etwas gewöhnlich an.

Zum Flakon, pardon, zum multifunktionalen Musikspieler mit Vaporisateur-App, braucht man keine großen Worte verlieren. Die Aufmachung ist, wie mein Vorredner DerThomyDer bereits erwähnte, dem allseits beliebten 1 Million recht ähnlich und soll wohl selbige Klientel ansprechen.

Kopfnote: Der Auftakt des Duftes zeigt Zitrisch-Saures, eingebettet in einer dazu unpassenden Cremigkeit. Hier habe ich die Assoziation einer Zitronenscheibe in einer Dose Penaten-Creme. Dieser Eindruck entsteht wohl durch die Kombination aus Bitterorange, Grapefruit und Tabakblüte. Kurz darauf kommt eine scharfe und würzige Note hinzu: Mit etwas Phantasie ist der angegebene schwarze Pfeffer wohl glaubwürdig. Das Leitmotiv dieses Duftes ist jedoch, von Beginn an, ein Konstrukt aus wechselhaft ausgeprägter, aber permanent wahrnehmbarer Süße und Pudrigkeit, das durch die Reihe alle Duftnuancen verunziert.

Herznote: Etwa eine halbe Stunde nach dem Aufsprühen mischt sich eine bittere Note hinzu. Die Empfindung ist der Kombination aus Patchouli und Pfeffer geschuldet. Die Duftnoten für sich genommen, können schon in manchen Parfums etwas bitter wirken, da sie aber im Kontrast zur Süße stehen, wird dieser Eindruck intensiver wahrgenommen. Im weiteren Verlauf differenziert sich die Tabakblüte und erinnert nun ein wenig an Dolce & Gabbana’s The One for Men. Dies wird von einer kurzzeitig sehr dominanten, herb-süßen Kaffee-Note begleitet.

Die Kopf- und Herznoten von Play wirken sehr inhomogen. Man versucht hier verschiedene Duftrichtungen zu einem Duft zusammenzuführen. Hier ist Zitrisch-Saures, Süßes, Würziges und Pudriges zu riechen. Das kann – sofern gut komponiert – ein Parfum vorerst einheitlich, bei genauerer Betrachtung aber ungemein facettenreich erscheinen lassen. Bei Play ähnelt dies aber vorwiegend der mittelalterlichen Hinrichtungsart der Vierteilung.

Basisnote: Der Duft wird im Verlauf ein wenig besser, wenngleich das nicht reicht, um über den Gesamteindruck hinwegzutäuschen. Vetivergras und Patchouli können die beklemmende Süße nur ein wenig auflockern. Sie umgibt die anderen Duftnoten weiterhin wie ein zähflüssiger Sirup, in den sie langsam ihre Duftstoffe abgeben. Die großen Gegensätze lösen sich langsam in der einheitlichen Süße auf, die Basis wirkt runder, bleibt aber zuckersüß und pudrig.

Selbst wenn ich Play niemals tragen würde, so toleriere ich jeden Menschen, der dieses Parfum sein eigen nennt und das auch zur Schau stellt. Jedoch soll es Leute geben, die meinen, Play im Sommer tragen zu müssen. Diese Ansicht kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Der süße Brei klebt förmlich auf der Haut und hat obendrein eine unverschämt solide Halbwertszeit. Einem mit Play parfümierten Mitmenschen möchte ich nicht im Sommer bei 30°C in der U-Bahn oder im Aufzug begegnen müssen.

Wie rechts zu sehen ist, gibt es momentan lediglich einen User, der diesen Duft besitzt. Ich möchte mich dennoch bei allen Liebhabern dieses Duftes entschuldigen und darum bitten, meine Meinung zu akzeptieren. Die Duftbeschreibung sollte mit etwas Vorsicht genossen werden. Ich habe in meinem Eifer wohl ein wenig übertrieben.

Fazit: Jetzt geh' ich erstmal duschen!
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