Porto Vintage 2016

Taurus
11.12.2018 - 00:51 Uhr
10
Top Rezension
8
Flakon
7
Sillage
8
Haltbarkeit
7
Duft

Brückenkopfnotenblender

Damit keine weiteren Missverständnisse entstehen: bei diesem Eau de Parfum geht es nicht um Jahrgangs Portwein sondern um die Ponte Maria Pia in Porto, die seinerzeit von Gustave Eiffel geplant wurde und 1877 bei der Fertigstellung als größte Bogenbrücke der Welt galt.

Während der berühmte Pariser Eiffeltum immer noch in Betrieb ist, wurde die eingleisige Brücke seit 1991 nicht mehr von Zügen befahren und trotz späterer Instandhaltungsarbeiten nicht mehr genutzt.

So viel zum Namen und der Widmung. Dabei hat der Duft relativ wenig mit Porto oder Portugal zu tun. Nein, wie schon einige Vorschreiber berichteten kommt Porto Vintage sehr weihnachtlich rüber – zumindest zu Beginn. Gerade die Kopfnote besticht gekonnt durch Orangeat, also den kandierten Schalen von Bitterorangen, welches überwiegend in weihnachtlichem Gebäck wie Christstollen und Früchtebrot zu finden ist. Bisher habe ich kein Parfum kennen gelernt, bei dem diese Duftnote so intensiv ausgeprägt und authentisch wiedergegeben wurde wie hier.

Schon noch ein paar Atemzügen winken Anis sowie Kardamom und geben Porto Vintage einen würzigen Schlag. Wenn sich dann später noch Ingwer einschaltet, wird die Komposition ein wenig herber. Leider kann sich der angegebene Zimt nicht wirklich durchsetzen, obwohl er dringend gebraucht wird und ideal gepasst hätte.

Das weihnachtliche Flair verliert sich somit mehr und mehr, da kann auch die Basis mit versprochenem Grand Marnier (40%iger französischer Likör aus Bitterorangen) sowie Lebkuchen nichts mehr wettmachen, denn davon ist leider so gut wie nix wahrzunehmen.

Was bleibt ist ein leicht kratzig anstrengender fruchtig-würziger Mix, der auf mich weder wirklich gourmandig noch weihnachtlich oder winterlich schnuppert, sondern eher leicht bedenklich wirkt. Kann man zwar irgendwie tragen, aber von hinten schleicht sich bei mir insgeheim die Preisfrage samt Gegenwert an. Schade um das Potential in der Kopfnote, doch eine Überbrückung des Wohlgeruchs über die Herz- bis zur Basisnote ist m. E. gescheitert.
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