Terre d'Hermès 2006 Eau de Toilette

Tigerjana
12.12.2015 - 20:09 Uhr
19
Top Rezension
5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
10
Duft

Was macht Frau, wenn sie schon alles hat? In fremden Gefilden wildern natürlich!

Ich gehöre zu den Frauen, die seit sie mit 17 Antaeus entdeckte, gerne Herrendüfte trägt, zumindest war das in den 80ern bis Mitte der 90er so. Doch dann muss ich das irgendwie vergessen haben oder vielleicht waren auch die Herrendüfte zu beliebig geworden? Ich erinnere mich an eine Flut von höchst unangenehmen synthetischen Bomben à la Boss & Co. Und ich wurde ja auch erwachsen und hatte nicht mehr so viel Bedürfnis nach Revolution und Anarchie und wollte vielleicht auch mehr Mädchen sein.

Aber meine Nase ist ein tückisches kleines Ding, sie will immer Neues riechen sonst langweilt sie sich. Und wenn sie anfängt sich zu langweilen, weiß ich, dass es höchste Zeit ist, ein neues Parfum zu kaufen. Also auf zur Parfumerie und zum Test der neuen Düfte. Was mich da erwartete war jedoch nur eines: Zuckerwasser mit unterschiedlichen zugemixten Aromen von unterschiedlichen Marken. Ich war verzweifelt. Dann fiel irgendeiner Verkäuferin ein, es gäbe doch den Hermès Voyage, immerhin ein Unisex Duft und definitiv kein Zuckerwasser. Gesagt, probiert, gekauft. Ich wähnte mich glücklich....aber Voyage ist zwar nett, aber leider auch nicht mehr. Und hier ist auch der Name Programm, denn er tritt eine Reise an, wahrscheinlich ins Nirvana, denn er verfliegt extrem schnell. Also war meine Nase nach kürzester Zeit wieder unglücklich.

Einige Zeit später stand ich im Büro mit einer Kollegin auf dem Gang als ein Kollege vorbeieilte und nur eine Staubwolke, ach nein, Duftwolke zurück ließ. Und da war er: Der Duft, den ich seit Monaten gesucht hatte und der im Voyage ein bisschen einen Anfang genommen hatte. Ich rannte also am gleichen Tag in die Parfumerie und roch mich durch alle möglichen Herrendüfte, aber ich fand ihn nicht. Ich verließ enttäuscht den Laden und setzte mich in ein Café in der Nähe. Ganz plötzlich roch ich ihn wieder, "meinen" Duft. Ich schaute mich um und weit und breit war niemand zu sehen. Dann kam der Besitzer an den Tisch um die Bestellung aufzunehmen und ich roch es, er war es, der "meinen" Duft hatte. Er verriet mir den Namen und ich sauste zurück in die Parfumerie.

Als ich der Verkäuferin mein Anliegen vortrug schaute sie mich sehr zweifelnd an und sagte: "Aber Sie sind doch eine Frau *prüfender Blick hoch und runter* und wollen sich DAS aufsprühen?" Ja, und ich tat es. Es roch als ob ich bei 50 Grad unter einem Orangenbaum auf der von Schieferplatten durchzogenen Erde liegen würde. Fruchtig, erdig, aber auch ein wenig brenzlig (dieser etwas verbrannte Geruch erinnert mich an Comme des Garcons 2). Definitiv kein Zuckerwasser und auch kein verreisender kleiner Parfumbruder der Familie Hermès.

Ich nahm also meinen neuen Freund mit nach Hause und er reihte sich friedlich neben seinen Vorgängern Antaeus, Aramis900, Zino Davidoff, Azzaro, Drakkar Noir und Pacco Rabanne ein und sobald ich mal wieder Tage habe, an denen ich ein junger Gott sein möchte, der über angebrannte Orangen auf Schieferboden läuft, greife ich zu einem meiner Herrendüfte und lächele stillvergnügt in mich hinein sobald ich wieder einer Frau mit Zuckerwasserduft begegne.
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