Terre d'Hermès 2009 Parfum

Annie
11.10.2015 - 13:52 Uhr
10
Hilfreiche Rezension
6
Duft

Fred Feuerstein und die Entdeckung der Grapefruit

Terre d'Hermès gibt es seit 2009. Was aber keiner weiß...seine Entstehungsgeschichte reicht eigentlich viel weiter zurück. Sehr viel weiter. Genauer gesagt, bis in die Steinzeit. Ihr glaubt mir nicht? Dann überzeugt euch selbst.

Neulich in Steintal-Kieselhausen – Szenen einer Ehe:
„Wilmaaa“ hallt es durch den Schiefer- Neubau, der im schicken Vorort der Stadt Steintal steht. Im Moment hängt der Haussegen deutlich schief, denn Fred Feuerstein ist sauer. „Was hab' ich dir gesagt? Ich wollte das Eau d'Elephant von Wollnashorn & Sohn! Eau d'Elephant! Das in dem grünen Rüssel! Und was bringst du mir mit? Mammutwasser von 3610! Außer meinem verknöcherten Chef trägt das niemand mehr! Ich werde mich von Kopf bis Fuß blamieren“ grummelt das Oberhaupt der Familie Feuerstein in seinen nicht vorhandenen Bart.

Entnervt, dass ihr der doppelschwänzige Dodo schon zum dritten Mal aus dem Kochtopf entwischt ist, entgegnet die Angesprochene trocken „Fred, du kannst dich gar nicht 'mehr' blamieren. Wenn du deine wochenlang getragenen Socken nicht in deinem Tigerfell mir zur Arbeit schleppen würdest, würdest du auch mit einem weniger intensiven Duft auskommen“ und wendet sich wieder der Feuerstelle zu.

„Aber Schatz...“ Peinlich berührt setzt Fred sich in den Sessel - allerdings nur, um gleich wieder aufzustehen, denn sein Nachbar und Kumpel Barney steht vor der Tür. „Yo! Fred, altes Haus! Ich hab die Blumen, die du für Wilma bestellt hast. Rosen mit ein paar Patchouliblüten, so wie sie es mag. Betty meinte, dass ich noch ein paar Rosengeranien für die Steinterrasse mitbringen soll. Die hab ich schon im Garten platziert, wollte dir beim pflanzen helfen, hehehehe.“
Fred grinst ihn an und zeigt Richtung Garten, aber nicht ohne Barney vorher eine Flasche Felsenbier (das mit der grünen Note) zu reichen. „Hier, nimm alter Freund. Du weißt doch: Das schönste an der Gartenarbeit ist das 'Gießen'“ schmunzelt Fred und setzt zum Trinken an. Doch auf einmal hält er inne und lässt den Blick in den grünen Teil des Gartens schweifen. „Du Barney, sag mal, weißt Du, was das für Kugeln an dem Baum da sind?“ Aber als auch sein Kumpel nur ein ratloses Grunzen von sich gibt, beschließt er, sich das mal genauer anzusehen. Fünf Minuten später hat Fred eine der orangen Kugeln in der Hand und hält sie fachmännisch in die Sonne. 'Ob sich dieses Bällchen auch zu etwas eignet? Vielleicht als Spielzeug für Pebbles....' Dieser Gedanke wird allerdings schnell wieder verworfen, denn sein Töchterchen, gerade in der oralen Phase, soll das Ding nicht in den Mund bekommen.

Ganz in Gedanken, die Kugel noch in der Hand, schlendert Fred zum Haus zurück und bemerkt dabei nicht, dass Barney noch am Baum steht und mit seinen viel zu kurzen Armen versucht, auch noch so eine Kugel zu erhaschen.

Im Haus angekommen möchte er seiner Frau Wilma voller Stolz von seiner Entdeckung berichten, aber soweit kommt es erst gar nicht, denn das Chaos nimmt seinen Lauf. „Schau mal Schatz, ich hab da heute was entdeckt. Ich glaube, ich nenne es Cakkotarra. Meinst du, das ist giftihiiiiiii.....“ Just in diesem Moment stolpert Fred über den schlafenden Hausdino, der sich vor der Feuerstelle ein gemütliches Plätzchen zum schlafen ausgesucht hat. Dieser jault natürlich laut auf und beißt ihm ins Bein. Vor lauter Schreck lässt Fred die gerade neu getaufte Cakkotarra Kugel in den Topf fallen. Der doppelschwänzige Dodo aber, kann sein Glück nicht fassen und sucht schnellstens das Weite.

Wilma, die sich die Szene aus sicherer Entfernung angesehen hatte kann ihre Wut über die Unbedachtheit ihres Mannes nicht mehr verstecken und schnappt sich den Rosenstrauß, woraufhin ein paar Rosenblätter und Patchoulifasern in den Topf fallen, und geht damit drohend auf ihren Mann zu. „Du hast uns schon wieder um das Mittagessen gebracht! Ich musste drei Stunden für diesen Vogel anstehen und was machst Du? Verhilfst ihm mit deiner Dummheit zur Flucht! Alles wegen so einer blöden Tarra- Terra- Dingsda- Kugel. Ich habe keine Lust mehr. Du findest mich bei Betty. Wenn Du Hunger hast: Das Essen steht im Kochbuch.“

„Wilmaaaaa....!“

Niemand bemerkte den Wohlgeruch, der an diesem schicksalhaften Tag aus dem Topf strömte. Niemand, bis auf die kleine Pebbles, die gerade an Dinos Schwanz herum kaute. Er brannte sich in ihr junges Gedächtnis und ließ sie nicht los, bis sie es geschafft hatte, genau diesen Duft zu rekonstruieren....aber das ist eine andere Geschichte.

Und wenn sie nicht gestorben sind, steht Barney noch immer beim besagten Baum und versucht, eine Grapefruit zu pflücken.
Die Handlung ist natürlich frei erfunden.

Jean-Claude Ellena - ein Nachfahre von Pebbles Feuerstein...? Man weiß es nicht.
Terre d'Hermès ist ein interessanter Duft. Weiß und rein, auf der einen Seite - dreckig und trocken auf der anderen. Mit der Zeit wandelt sich der Duft auf der Haut vom Kopfschmerzproduzenten zum weißen Duschtuch. Er bleibt sich dabei aber selber immer treu.

Vor allem in der Kopfnote machen sich Patchouli und die Zitrusfrüchte, ebenso wie der Feuerstein (inklusive Staub und Dreck) bemerkbar. Allein das reicht mir schon, um schnellstens zum Waschbecken zu rennen und mir den Duft abzuwaschen. Mit der Zeit wird Terre d'Hermès aber weicher und auch ein bisschen wärmer und pudriger. Man merkt, wie sich nun die Rosen einschalten und den Duft ein bisschen gefälliger und auch tragbarer machen.

Der Ausklang ist dann wesentlich sanfter als der Beginn. Von einem versöhnlichen Ende zwischen uns beiden möchte ich aber nicht sprechen – dafür ist mir die Patchoulinote zu präsent und der Duft viel zu sauer. Positive Dinge sind jedoch die Sillage und die Haltbarkeit. Auch nach dem Duschen konnte ich Terre d'Hermès noch deutlich wahrnehmen.

Ich vermute, Fred Feuerstein hätte Gefallen an dem Duft gefunden. Passt er, meiner Ansicht nach, doch perfekt in dessen Zielgruppe. Kerniger Mann mittleren Alters. Wenigstens müsste er dann nicht das Mammutwasser von 3610 aufbrauchen. Eher lässt Wilma ihn nämlich keinen neuen Duft kaufen.

Terre d'Hermès ist ein interessanter, ausgefallener Duft. Interessant – mehr aber auch nicht.

*Cakotara - Grapefruit auf Hindi
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