24.06.2015 - 13:24 Uhr
Meggi
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Meggi
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25
Auf Abstand
Warum fällt mir im Zusammenhang mit diesem Duft meine Frau ein? Vordergründig könnte das an der Konstellation ältere Frau/jüngerer Mann liegen, auf die sich das Marketing beruft. Immerhin ist meine Frau einen ganzen Monat älter als ich. Doch das ist es natürlich nicht; vielmehr erinnert mich Geste mit seinem strengen und gleichwohl luftigen, angedeutet-floral umspielten Harz charakterlich an die Schwarze-Johannisbeer-Nasfeige namens Pierre de Lune, einer ihrer Lieblingsdüfte. Habe ich womöglich die Chance, ihr mit Geste camouflage-mäßig einen harzigen Duft nahezubringen? Das wäre ein unendlich wertvoller Schritt in Richtung Weihrauch-Akzeptanz.
Leider hat das nicht funktioniert. Sie hat gewissermaßen den Harz-Braten gerochen und behauptet außerdem, ich hätte ihr Geste in Lubners lauschigem Lädchen bereits vorgeführt. Ich weiß zwar, dass das nicht so ist, aber – wie mir alle (Ehe)-Männer sicher bestätigen werden – es nützt nun einmal nichts, wenn man(n) das weiß. Tja, das wird nichts.
Zur Annäherung an eine Beschreibung dieses sperrigen Harzes fällt mir allenfalls Mastix ein, meine einzig ungemochte Harz-Variante. Es passt auch nicht recht, Geste ist nicht grünlich-bitter, sondern weiß-streng. Es bedarf vor allem zu Beginn einigen Abstands von der Haut, um die Strenge abzumildern; obendrein bildet sich allein in der Projektion der Ansatz einer hellen, synthetisch-holzigen Note. Als sagte der Duft: „Komm‘ mir nicht zu nah!“. Vorsichtige Dosierung empfiehlt sich ohnehin dringend.
Und mit eben dem geforderten Abstand umgibt der Duft die Trägerin (ich sehe ihn herstellerkonform eher bei Frauen) mit einer Art Schleier oder Nebel, einer unsichtbaren Barriere. Im Laufe des Vormittags mildert sich das ein wenig in der Weise ab, dass die Bezeichnung Amber gerechtfertigt ist. Allerdings steht dieser Amber – analog zu den Angaben – komplett neben der anderen Harz-Note und entwickelt sich nicht etwa daraus. Zudem gelingt es ihm kaum, nennenswerte Milde oder gar Süße in den Duft zu tragen.
Tatsächlich setzt ein stiller, heimlicher und doch gnadenloser Kampf zweier harz-orientierter Duftrichtungen ein, der bis zum Mittag anhält. Selbst dann wird der Kampf freilich keineswegs entschieden oder geschlichtet. Stattdessen drückt eine Art vollkommen un-erdiger Patchouli-Staubigkeit dem Duft jetzt ihren Stempel auf, drängt die übrigen Noten unwiderstehlich zur Seite, lässt mit ihnen gleichermaßen die Strenge zurückweichen und ersetzt sie durch Distanz.
Am Nachmittag (nach rund acht Stunden) scheint mir besagte Staubigkeit vollends dominant, lediglich in der Projektion erweckt sie einen harzig-holzigen Eindruck, der an die vordere Hälfte des Duftverlaufs erinnert. Erst die Schlussphase nach ungefähr zehn Stunden ist vergleichsweise amberig-versöhnlich und im Ansatz moschus-mild. Nach geschlagenen zwölf Stunden entsteht endlich ein süßlicher Amberduft. Am Schluss siegt halt offenbar immer die Liebe.
Fazit: Puh. Schwierig. Mir kommt Geste mehr wie ein Experimental-Duft vor, als wie etwas, das ich selbst tragen möchte. So faszinierend und fraglos besonders er ist, so mutig ich ihn finde und so begeistert ich bin, dass derlei entworfen wird, mir persönlich bleibt er fern und fremd und ich kann nicht nachvollziehen, wie er zu einigen derart berührend-berührten Kommentaren inspirieren konnte. Mithin bleibt Geste im doppelten Sinne für mich ein Duft des Abstands. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Ich bin darob nicht übermäßig betrübt, denn zweifellos habe ich bei Humiecki & Graef noch manches zu entdecken.
Ich bedanke mich bei Dobbs für die Probe.
Leider hat das nicht funktioniert. Sie hat gewissermaßen den Harz-Braten gerochen und behauptet außerdem, ich hätte ihr Geste in Lubners lauschigem Lädchen bereits vorgeführt. Ich weiß zwar, dass das nicht so ist, aber – wie mir alle (Ehe)-Männer sicher bestätigen werden – es nützt nun einmal nichts, wenn man(n) das weiß. Tja, das wird nichts.
Zur Annäherung an eine Beschreibung dieses sperrigen Harzes fällt mir allenfalls Mastix ein, meine einzig ungemochte Harz-Variante. Es passt auch nicht recht, Geste ist nicht grünlich-bitter, sondern weiß-streng. Es bedarf vor allem zu Beginn einigen Abstands von der Haut, um die Strenge abzumildern; obendrein bildet sich allein in der Projektion der Ansatz einer hellen, synthetisch-holzigen Note. Als sagte der Duft: „Komm‘ mir nicht zu nah!“. Vorsichtige Dosierung empfiehlt sich ohnehin dringend.
Und mit eben dem geforderten Abstand umgibt der Duft die Trägerin (ich sehe ihn herstellerkonform eher bei Frauen) mit einer Art Schleier oder Nebel, einer unsichtbaren Barriere. Im Laufe des Vormittags mildert sich das ein wenig in der Weise ab, dass die Bezeichnung Amber gerechtfertigt ist. Allerdings steht dieser Amber – analog zu den Angaben – komplett neben der anderen Harz-Note und entwickelt sich nicht etwa daraus. Zudem gelingt es ihm kaum, nennenswerte Milde oder gar Süße in den Duft zu tragen.
Tatsächlich setzt ein stiller, heimlicher und doch gnadenloser Kampf zweier harz-orientierter Duftrichtungen ein, der bis zum Mittag anhält. Selbst dann wird der Kampf freilich keineswegs entschieden oder geschlichtet. Stattdessen drückt eine Art vollkommen un-erdiger Patchouli-Staubigkeit dem Duft jetzt ihren Stempel auf, drängt die übrigen Noten unwiderstehlich zur Seite, lässt mit ihnen gleichermaßen die Strenge zurückweichen und ersetzt sie durch Distanz.
Am Nachmittag (nach rund acht Stunden) scheint mir besagte Staubigkeit vollends dominant, lediglich in der Projektion erweckt sie einen harzig-holzigen Eindruck, der an die vordere Hälfte des Duftverlaufs erinnert. Erst die Schlussphase nach ungefähr zehn Stunden ist vergleichsweise amberig-versöhnlich und im Ansatz moschus-mild. Nach geschlagenen zwölf Stunden entsteht endlich ein süßlicher Amberduft. Am Schluss siegt halt offenbar immer die Liebe.
Fazit: Puh. Schwierig. Mir kommt Geste mehr wie ein Experimental-Duft vor, als wie etwas, das ich selbst tragen möchte. So faszinierend und fraglos besonders er ist, so mutig ich ihn finde und so begeistert ich bin, dass derlei entworfen wird, mir persönlich bleibt er fern und fremd und ich kann nicht nachvollziehen, wie er zu einigen derart berührend-berührten Kommentaren inspirieren konnte. Mithin bleibt Geste im doppelten Sinne für mich ein Duft des Abstands. Das ist schade, aber nicht zu ändern. Ich bin darob nicht übermäßig betrübt, denn zweifellos habe ich bei Humiecki & Graef noch manches zu entdecken.
Ich bedanke mich bei Dobbs für die Probe.
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