16.07.2014 - 17:34 Uhr

Palonera
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Palonera
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33
...weil er gar nicht anders kann
Um ein Haar hätte ich einen Platzverweis kassiert.
Um ein Haar – und das am Abend jenes denkwürdigen 13. Juli 2014, jenes Abends, an dessen Ende die Welt nicht mehr dieselbe sein sollte.
Dabei war es noch gar nicht angepfiffen, das Spiel, stand noch kein Spieler, rollte noch kein Ball über den geheiligten Rasen in Rio – ein wenig gesprüht hatte ich nur, hatte telepathisch-aromatherapeutisch Kraft, Größe, ruhige Gelassenheit und innere Stärke transportieren wollen dorthin, wo sie mir brauchbar erschienen.
Nicht nur drüben in Brasilien, wo an diesem Abend ein wochenlang währendes Drama seinen Höhepunkt finden sollte – auch der Mann an meiner Seite hibbelte und knibbelte, schwankte ungewohnt sanguinisch zwischen überschäumender Euphorie und bestürzendem Pessimismus, ganz so, als ginge es auch für ihn um Ruhm und Ehre und einen grüngoldenen Pokal.
"Askew" würde helfen, dessen war ich sicher – dieser krautig-kräftig-männliche Duft mit seiner tiefen Emotionalität, seiner gezähmt-gebündelten Urgewalt würde genau die richtigen Signale aussenden und den Abend in geordnete Bahnen lenken.
Dachte ich.
Und verstand fünf Minuten später die Welt nicht mehr: "Was riecht denn hier so aufdringlich? Das bist doch hoffentlich nicht du?!"
Strafender Blick, gerümpfte Nase, ostentatives Abrücken.
Undeutliches Genuschel, "Achtziger Jahre" und "alte Herren" - wovon sprach dieser Mensch?!
Doch sicher nicht von mir, doch sicher nicht von "Askew"?
Nicht von "Askew", das so herb, markant und männlich auf meiner Haut eröffnet und mir für einen kurzen Augenblick den Eindruck vermittelt, diesen Duft schon oft gerochen zu haben, sehr oft.
Herrendüfte aus den Siebzigern, den Achtzigern, auch noch den Neunzigern kommen mir in den Sinn, jene, die keinen Zweifel daran ließen, für welches Geschlecht sie geschaffen worden waren.
Doch schon nach wenigen Sekunden arbeitet sich eine deutliche Zitrone durch die Phalanx aus herbbitteren Akkorden, paart sich mit einer Kanne Pfefferminztee und ein paar Rauchschwaden vom noch nicht lange erloschenen Holzfeuer im Hintergrund.
Grün und krautig, kraftvoll und doch transparent, sehr naturnah und ganz gewiß männlich.
Lange bleibt "Askew" in diesem Stadium, bevor sehr sacht, sehr behutsam dunklere Töne erklingen, würziger, holziger, bestimmender, kantiger auch und massiver, körperlicher und – ja: erotischer.
"Testostérone!" – und tatsächlich, je weiter sich "Askew" auf meiner Haut entwickelt, umso stärker werden meine Assoziationen zu diesem raubtierhaft-dunkel-ledrigen Sentifique, der die Gemüter ähnlich spaltet, wie "Askew" es zu tun scheint.
Nach eineinhalb Stunden hat sich alles Fruchtige, alles Harmlos-Kräuterige verzogen, umgeben mich birkenteerige Dunkelheit, trockenes Holz und salzige Würze.
Ein Mann, ohne Zweifel.
Ein großer, ruhiger, kraftvoller Mann, gebündelt und geerdet, wissend, wollend, wartend.
Ein Mann mit Körper, Geist und Seele, mit Werten und Wünschen, der seinen Weg ohne Zögern, ohne Zweifel geht.
In den Highlands und in Rio, in der Wüste und im Himalaya, am Verhandlungstisch wie auf dem Fußballplatz.
Und der am Ende gewinnt – weil er gar nicht anders kann.
Wer "Askew" trägt, fällt auf – unausweichlich.
Ob positiv oder negativ, ist nicht zuletzt eine Frage der Dosierung.
Vor dem Finale hatte ich dreimal gesprüht – zweimal zuviel, wie ich drei Testtage später weiß.
"Askew" zeigt Präsenz, umgibt seinen Träger wie eine Aura, ohne Räume zu fluten, ohne sich in den Vordergrund zu drängen – und doch drehten sich Köpfe, folgten mir Blicke von Männern und Frauen, ein wenig irritiert, ein wenig fasziniert.
Und der Liebste?
Hat mir "Askew" geklaut.
PS: Dankeschön mit Kußhand an Ergoproxy!
Um ein Haar – und das am Abend jenes denkwürdigen 13. Juli 2014, jenes Abends, an dessen Ende die Welt nicht mehr dieselbe sein sollte.
Dabei war es noch gar nicht angepfiffen, das Spiel, stand noch kein Spieler, rollte noch kein Ball über den geheiligten Rasen in Rio – ein wenig gesprüht hatte ich nur, hatte telepathisch-aromatherapeutisch Kraft, Größe, ruhige Gelassenheit und innere Stärke transportieren wollen dorthin, wo sie mir brauchbar erschienen.
Nicht nur drüben in Brasilien, wo an diesem Abend ein wochenlang währendes Drama seinen Höhepunkt finden sollte – auch der Mann an meiner Seite hibbelte und knibbelte, schwankte ungewohnt sanguinisch zwischen überschäumender Euphorie und bestürzendem Pessimismus, ganz so, als ginge es auch für ihn um Ruhm und Ehre und einen grüngoldenen Pokal.
"Askew" würde helfen, dessen war ich sicher – dieser krautig-kräftig-männliche Duft mit seiner tiefen Emotionalität, seiner gezähmt-gebündelten Urgewalt würde genau die richtigen Signale aussenden und den Abend in geordnete Bahnen lenken.
Dachte ich.
Und verstand fünf Minuten später die Welt nicht mehr: "Was riecht denn hier so aufdringlich? Das bist doch hoffentlich nicht du?!"
Strafender Blick, gerümpfte Nase, ostentatives Abrücken.
Undeutliches Genuschel, "Achtziger Jahre" und "alte Herren" - wovon sprach dieser Mensch?!
Doch sicher nicht von mir, doch sicher nicht von "Askew"?
Nicht von "Askew", das so herb, markant und männlich auf meiner Haut eröffnet und mir für einen kurzen Augenblick den Eindruck vermittelt, diesen Duft schon oft gerochen zu haben, sehr oft.
Herrendüfte aus den Siebzigern, den Achtzigern, auch noch den Neunzigern kommen mir in den Sinn, jene, die keinen Zweifel daran ließen, für welches Geschlecht sie geschaffen worden waren.
Doch schon nach wenigen Sekunden arbeitet sich eine deutliche Zitrone durch die Phalanx aus herbbitteren Akkorden, paart sich mit einer Kanne Pfefferminztee und ein paar Rauchschwaden vom noch nicht lange erloschenen Holzfeuer im Hintergrund.
Grün und krautig, kraftvoll und doch transparent, sehr naturnah und ganz gewiß männlich.
Lange bleibt "Askew" in diesem Stadium, bevor sehr sacht, sehr behutsam dunklere Töne erklingen, würziger, holziger, bestimmender, kantiger auch und massiver, körperlicher und – ja: erotischer.
"Testostérone!" – und tatsächlich, je weiter sich "Askew" auf meiner Haut entwickelt, umso stärker werden meine Assoziationen zu diesem raubtierhaft-dunkel-ledrigen Sentifique, der die Gemüter ähnlich spaltet, wie "Askew" es zu tun scheint.
Nach eineinhalb Stunden hat sich alles Fruchtige, alles Harmlos-Kräuterige verzogen, umgeben mich birkenteerige Dunkelheit, trockenes Holz und salzige Würze.
Ein Mann, ohne Zweifel.
Ein großer, ruhiger, kraftvoller Mann, gebündelt und geerdet, wissend, wollend, wartend.
Ein Mann mit Körper, Geist und Seele, mit Werten und Wünschen, der seinen Weg ohne Zögern, ohne Zweifel geht.
In den Highlands und in Rio, in der Wüste und im Himalaya, am Verhandlungstisch wie auf dem Fußballplatz.
Und der am Ende gewinnt – weil er gar nicht anders kann.
Wer "Askew" trägt, fällt auf – unausweichlich.
Ob positiv oder negativ, ist nicht zuletzt eine Frage der Dosierung.
Vor dem Finale hatte ich dreimal gesprüht – zweimal zuviel, wie ich drei Testtage später weiß.
"Askew" zeigt Präsenz, umgibt seinen Träger wie eine Aura, ohne Räume zu fluten, ohne sich in den Vordergrund zu drängen – und doch drehten sich Köpfe, folgten mir Blicke von Männern und Frauen, ein wenig irritiert, ein wenig fasziniert.
Und der Liebste?
Hat mir "Askew" geklaut.
PS: Dankeschön mit Kußhand an Ergoproxy!
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