Annie

Annie

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Annie vor 8 Jahren 11 2
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
7
Duft
Vergängliches Glück
Kennen wir uns?
Ich habe Dich schon öfter hier gesehen.

Es ist nur diese eine Sekunde, in der unsere Augen sich treffen.
Blinde Vertrautheit. In diesem Moment weiß ich alles von Dir.
Deine Gefühle, Ängste, Sehnsüchte – ich kann in Dein Herz blicken.
Seelenverwandt.

Dein Blick sagt mir, dass Du dasselbe denkst.
Du berührst ganz sanft meine Hand.
Eine flüchtige Geste.

Notarzt, Leichenwagen, Todesanzeige.
Ich weiß sofort, dass Du es bist. Warum?
Es schmerzt – mein Herz ist mit Dir gegangen.
Was bleibt, ist Trauer.

Vergängliches Glück.
__

Geste – schwere Kost. Ein Wechselbad der Gefühle. Freude, Trauer, Geborgenheit und Verlust sind das, was ich fühle, wenn ich Geste trage.
Kaum aufgetragen, drängen sich die Harze in den Vordergrund. Anfangs umweht mich eine kühle Aura. Fast wie ein Tag im Schnee. Auch die Duftfarbe passt dazu, denn Geste ist strahlend weiß.

Nachdem die Harzigkeit teilweise verflogen ist, drängen sich die Veilchen immer mehr in den Vordergrund. Amber und Moschus machen den Duft mit der Zeit immer runder und ein bisschen tiefgründiger. Vielleicht auch ein bisschen vertrauter. Man möchte sich anschmiegen, sich in ein strahlend weißes Handtuch kuscheln und wissen, dass einem nichts passieren kann. Geste gibt Sicherheit.

Wie mein Vorredner schon erwähnte, ist der Duft leider sehr, sehr trocken. Das ändert sich bedauerlicherweise auch im weiteren Duftverlauf nicht. Die Sillage ist allerdings bombig und auch die Haltbarkeit ist klasse.

Geste ist ein wirklich testenswerter Duft. Aber das Gefühlschaos, in das ich stürze, sobald ich ihn aufsprühe, ist es mir nicht wert. Dazu müsste er ein wenig mehr Süße und 'Feuchtigkeit' besitzen. Er wird zwar mit der Zeit wärmer, dennoch bleibt die Assoziation der Kältewüste vom Anfang. Außerdem habe ich festgestellt, dass ich mit Harzen nicht so gut kann. Sei es das Elemiharz in Olfactive Studios' Autoportait, oder das nicht gennante Harz in Geste.

Nichtsdestotrotz werde ich meine Abfüllung behalten und in stillen Momenten aufsprühen, alte Erinnerungen hervor kramen und eine Kerze anzünden.
2 Antworten
Annie vor 9 Jahren 10 3
6
Duft
Fred Feuerstein und die Entdeckung der Grapefruit
Terre d'Hermès gibt es seit 2009. Was aber keiner weiß...seine Entstehungsgeschichte reicht eigentlich viel weiter zurück. Sehr viel weiter. Genauer gesagt, bis in die Steinzeit. Ihr glaubt mir nicht? Dann überzeugt euch selbst.

Neulich in Steintal-Kieselhausen – Szenen einer Ehe:
„Wilmaaa“ hallt es durch den Schiefer- Neubau, der im schicken Vorort der Stadt Steintal steht. Im Moment hängt der Haussegen deutlich schief, denn Fred Feuerstein ist sauer. „Was hab' ich dir gesagt? Ich wollte das Eau d'Elephant von Wollnashorn & Sohn! Eau d'Elephant! Das in dem grünen Rüssel! Und was bringst du mir mit? Mammutwasser von 3610! Außer meinem verknöcherten Chef trägt das niemand mehr! Ich werde mich von Kopf bis Fuß blamieren“ grummelt das Oberhaupt der Familie Feuerstein in seinen nicht vorhandenen Bart.

Entnervt, dass ihr der doppelschwänzige Dodo schon zum dritten Mal aus dem Kochtopf entwischt ist, entgegnet die Angesprochene trocken „Fred, du kannst dich gar nicht 'mehr' blamieren. Wenn du deine wochenlang getragenen Socken nicht in deinem Tigerfell mir zur Arbeit schleppen würdest, würdest du auch mit einem weniger intensiven Duft auskommen“ und wendet sich wieder der Feuerstelle zu.

„Aber Schatz...“ Peinlich berührt setzt Fred sich in den Sessel - allerdings nur, um gleich wieder aufzustehen, denn sein Nachbar und Kumpel Barney steht vor der Tür. „Yo! Fred, altes Haus! Ich hab die Blumen, die du für Wilma bestellt hast. Rosen mit ein paar Patchouliblüten, so wie sie es mag. Betty meinte, dass ich noch ein paar Rosengeranien für die Steinterrasse mitbringen soll. Die hab ich schon im Garten platziert, wollte dir beim pflanzen helfen, hehehehe.“
Fred grinst ihn an und zeigt Richtung Garten, aber nicht ohne Barney vorher eine Flasche Felsenbier (das mit der grünen Note) zu reichen. „Hier, nimm alter Freund. Du weißt doch: Das schönste an der Gartenarbeit ist das 'Gießen'“ schmunzelt Fred und setzt zum Trinken an. Doch auf einmal hält er inne und lässt den Blick in den grünen Teil des Gartens schweifen. „Du Barney, sag mal, weißt Du, was das für Kugeln an dem Baum da sind?“ Aber als auch sein Kumpel nur ein ratloses Grunzen von sich gibt, beschließt er, sich das mal genauer anzusehen. Fünf Minuten später hat Fred eine der orangen Kugeln in der Hand und hält sie fachmännisch in die Sonne. 'Ob sich dieses Bällchen auch zu etwas eignet? Vielleicht als Spielzeug für Pebbles....' Dieser Gedanke wird allerdings schnell wieder verworfen, denn sein Töchterchen, gerade in der oralen Phase, soll das Ding nicht in den Mund bekommen.

Ganz in Gedanken, die Kugel noch in der Hand, schlendert Fred zum Haus zurück und bemerkt dabei nicht, dass Barney noch am Baum steht und mit seinen viel zu kurzen Armen versucht, auch noch so eine Kugel zu erhaschen.

Im Haus angekommen möchte er seiner Frau Wilma voller Stolz von seiner Entdeckung berichten, aber soweit kommt es erst gar nicht, denn das Chaos nimmt seinen Lauf. „Schau mal Schatz, ich hab da heute was entdeckt. Ich glaube, ich nenne es Cakkotarra. Meinst du, das ist giftihiiiiiii.....“ Just in diesem Moment stolpert Fred über den schlafenden Hausdino, der sich vor der Feuerstelle ein gemütliches Plätzchen zum schlafen ausgesucht hat. Dieser jault natürlich laut auf und beißt ihm ins Bein. Vor lauter Schreck lässt Fred die gerade neu getaufte Cakkotarra Kugel in den Topf fallen. Der doppelschwänzige Dodo aber, kann sein Glück nicht fassen und sucht schnellstens das Weite.

Wilma, die sich die Szene aus sicherer Entfernung angesehen hatte kann ihre Wut über die Unbedachtheit ihres Mannes nicht mehr verstecken und schnappt sich den Rosenstrauß, woraufhin ein paar Rosenblätter und Patchoulifasern in den Topf fallen, und geht damit drohend auf ihren Mann zu. „Du hast uns schon wieder um das Mittagessen gebracht! Ich musste drei Stunden für diesen Vogel anstehen und was machst Du? Verhilfst ihm mit deiner Dummheit zur Flucht! Alles wegen so einer blöden Tarra- Terra- Dingsda- Kugel. Ich habe keine Lust mehr. Du findest mich bei Betty. Wenn Du Hunger hast: Das Essen steht im Kochbuch.“

„Wilmaaaaa....!“

Niemand bemerkte den Wohlgeruch, der an diesem schicksalhaften Tag aus dem Topf strömte. Niemand, bis auf die kleine Pebbles, die gerade an Dinos Schwanz herum kaute. Er brannte sich in ihr junges Gedächtnis und ließ sie nicht los, bis sie es geschafft hatte, genau diesen Duft zu rekonstruieren....aber das ist eine andere Geschichte.

Und wenn sie nicht gestorben sind, steht Barney noch immer beim besagten Baum und versucht, eine Grapefruit zu pflücken.
Die Handlung ist natürlich frei erfunden.

Jean-Claude Ellena - ein Nachfahre von Pebbles Feuerstein...? Man weiß es nicht.
Terre d'Hermès ist ein interessanter Duft. Weiß und rein, auf der einen Seite - dreckig und trocken auf der anderen. Mit der Zeit wandelt sich der Duft auf der Haut vom Kopfschmerzproduzenten zum weißen Duschtuch. Er bleibt sich dabei aber selber immer treu.

Vor allem in der Kopfnote machen sich Patchouli und die Zitrusfrüchte, ebenso wie der Feuerstein (inklusive Staub und Dreck) bemerkbar. Allein das reicht mir schon, um schnellstens zum Waschbecken zu rennen und mir den Duft abzuwaschen. Mit der Zeit wird Terre d'Hermès aber weicher und auch ein bisschen wärmer und pudriger. Man merkt, wie sich nun die Rosen einschalten und den Duft ein bisschen gefälliger und auch tragbarer machen.

Der Ausklang ist dann wesentlich sanfter als der Beginn. Von einem versöhnlichen Ende zwischen uns beiden möchte ich aber nicht sprechen – dafür ist mir die Patchoulinote zu präsent und der Duft viel zu sauer. Positive Dinge sind jedoch die Sillage und die Haltbarkeit. Auch nach dem Duschen konnte ich Terre d'Hermès noch deutlich wahrnehmen.

Ich vermute, Fred Feuerstein hätte Gefallen an dem Duft gefunden. Passt er, meiner Ansicht nach, doch perfekt in dessen Zielgruppe. Kerniger Mann mittleren Alters. Wenigstens müsste er dann nicht das Mammutwasser von 3610 aufbrauchen. Eher lässt Wilma ihn nämlich keinen neuen Duft kaufen.

Terre d'Hermès ist ein interessanter, ausgefallener Duft. Interessant – mehr aber auch nicht.

*Cakotara - Grapefruit auf Hindi
3 Antworten
Annie vor 9 Jahren 16 1
10
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
9
Duft
Die Frauen von Jaipur
Ich habe lange überlegt, ob und wie ich diesem Duft in Form einer Eloge Rechnung tragen kann. Zwar habe ich noch immer das Gefühl, nicht die richtigen Worte gefunden zu haben – dennoch möchte ich es gerne einmal versuchen.

Wenn ich an Indien denke, kommen mir als Laie, der diesen Teil der nördlichen Hemisphäre nur aus dem Atlas kennt, nur Rikschas, Chai, Curry und Bollywood in den Sinn (und 'Devon ke Dev...Mahadev' (eine TV Serie)– aber das ist eine andere Geschichte). Im Verhältnis zu diesem riesigen, unglaublich vielfältigen Land ist das noch nicht mal ein Sandkorn an Wissen. Dementsprechend wenig kann ich über Rajasthan sagen. Außer, dass dies ein Bundesstaat Indiens ist, der im Nordwesten an Pakistan grenzt.

Was hat das nun mit dem Duft zu tun? Nunja, sehr viel. Dazu aber gleich.

Zunächst muss ich einer der Kommentarschreiberinnen unter mir zustimmen. Auch ich dachte nach dem ersten Auftragen an englische Rosen. Und an fein gekleidete englische Damen, die in gehobenen sozialen Kreisen verkehren. Daraufhin kommen mir die 'Frauen von Stepford' (einige von Euch kennen den Film bestimmt) in den Sinn. Jene Damen die, zumindest für einen kurzen Zeitraum, die Perfektion in Person sind. Glatt gebügelt, gefällig und fehlerlos erledigen sie alles, was man von ihnen verlangt. Sie sind perfekt funktionierende Maschinen. Ebenso perfekt erscheint mir Rajasthan zu Beginn. Die perfekte Rose, ohne den kleinsten Makel. Dass Rajasthan so viel mehr ist, fiel mir erst bei meinem nächsten Test auf.

Rajasthan war früher eines DER Gewürzzentren Indiens. Neben Muskat, Vanille, Ingwer und vielen weiteren Gewürzen wurde auch Pfeffer gehandelt. Daher ist es wenig verwunderlich, dass der Duft neben Vogelknöterich und einer aromatisch duftenden Rose, mit einer intensiven Pfeffernote startet. Ebenso die spritzige Zitrone, die im weiteren Verlauf die Lebensgeister der Trägerin heraus kitzelt, kann ich deutlich heraus riechen.

Bald gesellen sich auch die süße Akazie und eine wundervoll duftende Zistrose, ein Malvenartiges Gewächs, hinzu. All diese Pflanzen fühlen sich in trockenen, wärmeren Gefilden sehr wohl, sodass es kein großes Wunder ist, dass Etro sich gerade für diese Blüten als Duftbestandteil entschieden hat. Seit 2007 exportiert der Bundesstaat Rajasthan sogar Rosen, die weltweit für die Herstellung von Parfums verwendet werden - vielleicht auch deshalb die Rosenlastigkeit...

Man kann während des gesamten Duftverlaufs Moschus und Amber heraus riechen. Allerdings bekommen sie ihren großen Auftritt erst in der Basis und machen den Duft zu einem runden, cremigen und floralen Allrounder. Die Haltbarkeit und Sillage liegen im mittleren Bereich, dafür ist Rajasthan in jeder Jahreszeit und zu jeder Tages- und Nachtzeit tragbar.

Mein zweiter Test, hat meinen ersten Eindruck von Rajasthan völlig umgekrempelt. Für mich anfangs ein Langweiler, ist er nun zu einer meiner duftenden Energiequellen geworden. Erquickend, lebensfroh und ständig in Bewegung- also das komplette Gegenteil. So lebendig und kontrastreich wie die Farben der eleganten Saris der Frauen von Jaipur.

Und auch der Flakon ist eine Augenweide. Diesen ziert ein Paisley- Muster, welches sich ins 16. Jahrhundert nach Persien zurück verfolgen lässt. Vielleicht spielt auch hier die Nachbarschaft Rajasthans zu Persien eine Rolle. Die Farben sind in Orange- und Pinktönen gehalten. Dies mag eine Anlehnung an den Palast der Winde sein, der in der Hauptstadt Rajasthans, Jaipur steht.

Ich kann nur darüber spekulieren, welche Intention die Kreateure von Etro bei der Konzeption des Duftes hatten. Fest steht, dass Rajasthan ein toller Immergeher ist und ich ihn jeder Frau ans Herz legen würde, die einen unaufgeregten, aber dennoch lebendigen Duft für alle Lebenslagen sucht.
1 Antwort
Annie vor 9 Jahren 9 4
5
Flakon
5
Sillage
5
Haltbarkeit
8
Duft
Der Stoff, aus dem die Träume sind.
Schon länger habe ich das Gefühl, eine Lanze für diesen Duft brechen zu müssen. So schlimm, wie im unteren Kommentar beschrieben, ist Vanilla & Cedarwood nämlich gar nicht. Zumindest nicht für mich. Müsste ich den ersten Eindruck beschreiben, würde ich es 'Sympathie auf den ersten Riecher' nennen.

Direkt nach dem Auftragen umwehen mich eine zarte, überraschend unsüße, aber dennoch blumige Vanille und grünes, würziges Zedernholz. Ähnlich wie bei den Molekülsträngen der DNA- Doppelhelix tänzeln sie umeinander herum, immer darauf bedacht, dem anderen Element seinen Platz zu lassen und nicht aus der Reihe zu tanzen. In einem Moment ist es die Vanille, die in den Vordergrund rückt, im nächsten übernimmt das Zedernholz den dominanteren Part. Allerdings vermischen sich die beiden Bestandteile mit der Zeit und bilden ein cremiges Ganzes. Die Haltbarkeit ist leider eher durchschnittlich.

Wäre Vanilla & Cedarwood eine Frau, würde man den Duft zu Beginn als freundlich distanziert, introvertiert, oder gar ein wenig kühl beschreiben. Lernt man sie aber besser kennen, erlebt man eine komplett andere Persönlichkeit. Körpernah, warm, einlullend und Trost spendend- wie die Kuscheldecke, in die ich mich an kalten Abenden einwickele. Entgegen der Parfumo- Einordnung kann ich mir Vanilla & Cedarwood an Männern nicht wirklich vorstellen.

Vanilla & Cedarwood ist ein warm-trockener, linearer Duft und macht, bis auf die Transformation vom Seidenkleid zur Kuscheldecke, keine große Duftentwicklung durch. Aber das muss er auch gar nicht. Durch das Zedernholz wirkt er geerdet und stellt einen schönen Kontrast zu vielen, momentan auf dem Markt kursierenden, hochpreisigen Wässerchen dar. Vielleicht ist Vanilla & Cedarwood gerade deshalb auch ein schöner Geheimtipp für Leute, die einen pudrig zarten, nicht allzu süßen und relativ femininen Vanilleduft suchen und dabei nicht zuviel ausgeben möchten.

Vor kurzem ist der dritte Flakon bei mir eingezogen. Nachdem ich mich knapp anderthalb Jahre anderen Düften gewidmet habe, die mir interessanter erschienen, habe ich mich erneut in Vanilla & Cedarwood verliebt. Ich freue mich nun schon auf den gemeinsamen Herbst, denn im Sommer ist er, meiner Meinung nach, zu intensiv und nur teilweise tragbar.
4 Antworten
Annie vor 9 Jahren 14 10
5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft
Auf der Suche nach Weihnachten
Und wieder ist Dezember, mitten im Advent,
die Kinder können kaum erwarten, dass die vierte Kerze brennt.
Durch die geschmückten Straßen zieht wieder dieser Duft,
tausend unerfüllte Träume liegen in der Luft.

Rolf Zuckowski - Auf der Suche nach Weihnachten

Es ist der 21. Dezember, kurz vor Heiligabend. Die Fußgängerzonen sind voll von Menschen, die überhastet noch die letzten Geschenke besorgen. Gestresst drein blickende Gesichter, versteckt unter dicken Schals und Mützen, fragen sich, ob sie nicht irgendetwas oder irgendjemanden vergessen haben. Die Weihnachtsgans ist längst bestellt, Oma und Opa wurden für den zweiten Feiertag eingeladen und den Roboter, den Klein- Maxi sich so sehr wünscht, hat die Post schon vorgestern geliefert. Aber war da nicht noch etwas? Auf dem Weihnachtsmarkt trifft man die Nachbarn, die für Tante Gundel noch einen Eierkocher kaufen wollen, trinkt zusammen einen Glühwein und sinniert über den Stress, den man sich jedes Jahr zu Weihnachten macht.

Ganz anders sind da die Kinder, deren Augen glänzen, wenn sie das erste Kläppchen aus dem Adventskalender öffnen dürfen, wenn sie dazu eingeladen werden, sich im Kaufhaus auf den Schoß des Weihnachtsmannes zu setzen, oder die Geschenke auspacken, die das Christkind unter den Weihnachtsbaum gelegt hat. Diese Magie geht mit zunehmendem Alter und Sorgen leider verloren. UCE bringt mir diese vorweihnachtliche Magie aber ein kleines bisschen zurück.

Un Crime Exotique versetzt mich wieder in meine Kindheit. Wenn ich den Duft auftrage, stehe ich auf einmal wieder in unserer weihnachtlich dekorierten Küche. Es duftet nach Nelken und Zimt und an der Wand hängen, neben dem Adventskalender, getrocknete Biedermeiersträußchen, die meine Mutter damals so sehr mochte. Auf dem runden Tisch steht eine Kanne Ostfriesentee, zu der gleich Lebkuchen und Spritzgebäck gereicht werden, welche frisch aus dem Ofen kommen.

Ich kann schon seit Tagen vor lauter Aufregung nicht mehr schlafen, vor lauter Vorfreude, was mir das Christkind denn dieses Jahr bringen wird. An Heiligabend stehen meine Eltern in der Küche und bereiten das Weihnachtsessen, schlesische Weißwurst und Mohnklöße, vor. Wir beginnen immer mit dem Essen, wenn der erste Stern am Himmel zu sehen ist. Und irgendwann, nach dem Abwasch, klingelt dann auch das Glöckchen.

Vieles ist heute auch noch so. Aber die kindliche Vorfreude ist den Sorgen des Alltags und des Erwachsenseins gewichen. Umso mehr freue ich mich, dass ich mir mit dem Duft kleine Inseln der Geborgenheit zurück holen kann.

UCE ist für mich Weihnachten, Sorgenfreiheit, Wärme und Geborgenheit in einem. Während die getrockneten Nelken und Zimt die Kopfnote dominieren, schleichen sich im weiteren Duftverlauf fast ungesehen Mate- Tee und Osmanthus in die Mischung. Der Tee gibt dem Duft eine gewisse Herbe und Dunkelheit, die ihn, trotz seiner deliziösen Noten, sehr erwachsen und auch ein bisschen melancholisch macht. Dies lässt mich an vergangene Zeiten und Menschen denken, die vielleicht nicht mehr da sind. Nach einer Stunde wird der Duft cremig, vanillig, ohne aber viel von der weihnachtlichen Zimtnote zu verlieren. Fast wie ein leckeres Weihnachtsplätzchen, direkt aus dem Ofen.

Un Crime Exotique ist vor allem eins: Genuss. Sich erlauben zu schlemmen, den Stress der letzten Tage und Wochen von sich abfallen zu lassen, Zeit mit seinen Lieben zu verbringen. Oder alleine. Sich einfach mal etwas gönnen. Egal ob materiell oder immateriell. Und darum geht es letztendlich an Weihnachten ja eigentlich auch.

In diesem Sinne: Frohe Weihnachten Euch allen!
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