Twilly d'Hermès Eau Poivrée Hermès 2019

Oh, Twilly hat ein Neues! Der Inhalt gefällt meinem Auge farblich besser als der des Urspungsduftes. Freches Pink statt sanftes Orange. Duft aus dem Regal genommen und aufgesprüht. Der gefällt meiner Nase auf der Haut besser als auf dem Teststreifen. Kommt nicht oft vor.
Zuhause angekommen und immer noch von einer leichten Wolke umgeben. Wohlfühlfaktor Check.
Und plötzlich ruft der Duft etwas in mir hervor, oh liebste Oma, bist du es?
Nein, nicht wie ihr jetzt denkt. Twilly Poivree ist ganz und gar kein Duft für alte Ladys (vielleicht auch, aber nicht nur ;) ). Vielmehr erinnert er mich an meine Oma in jungen Jahren, was ich nur aus Erzählungen und Fotos nachempfinden kann. So wie sie in meiner Vorstellung existiert hat:

Eine freche junge Frau, naturrotes Haar, Schmetterlingsbrille, braunes Kleid mit weißen Punkten. Stets gut gekleidet, immer fröhlich und energiegeladen, wie der rosa Pfeffer, der sich während der Duftentfaltung als erstes bemerkbar macht und keineswegs verfehlbar ist.

Sie wusste was sie wollte. Selbstsicher und souverän. Immer getrieben von Mut, Wagnis und Stärke. Ihre Ziele verfolgte sie leidenschaftlich und mit Herz. Die junge Rose als Zeichen der Passion in der Herznote verleiht dem Duft eine leidenschaftliche Richtung, durch die der Duft verführerisch und warm wird.

Ihre Sommersprossen und ihre Zahnlücke ließen die Menschen sie wiedererkennen. Ihre freche, markante Art blieb im Gedächtnis. Über ihr vorlautes Wesen sahen wohl die meisten hinweg, hatte sie doch so viel Charme, dass ihr alles zum Guten ausgelegt wurde. Patchouli in der Basisnote verleiht dem Duft Eigensinn. Zugegeben - er ist intensiv und nicht jedermanns Sache. Aber im Zusammenspiel mit rosa Pfeffer und Rose wirkt er ungewöhnlich harmonisch und fast sanftmütig. Eben so, dass man ihn - zumindest in dieser Kombination - mögen muss.

Warum ich bei genauer Duftprobe plötzlich an meine Oma denken musste, wird mir nun klar. Twilly Eau Poivree stellt exakt dar, wie ich mir meine Oma in jugendlichen Jahren vorstellte. Und vielleicht ist es das Zusammenspiel von Pfeffer und Patchouli, das eine Assoziation mit Opium von Yves Saint Laurent (1977) in mir erweckt. Diesen Duft hatte sie immer getragen. Ob sie auch in ihrer Jugend ein Parfüm auflegte, wage ich zwar zu bezweifeln, aber Eau Poivree hätte ihr bestimmt gefallen.

Sehr gern hätte ich ihr das Twilly Eau Poivree gezeigt, was leider nicht mehr geht. Vielleicht ist es nun meine Aufgabe als Enkelin Twilly Eau Poivree mit Hingabe, Leidenschaft und Stolz zu tragen und mich dabei immer ein wenig an sie zu erinnern. Eben so, wie Twilly Eau Poivree an eine scheinbare Enkelin des Opiums erinnert.

Meine Oma - eine Powerfrau. Hermes Twilly Eau Poivree - ein Esprit Duft mit Wiedererkennungswert!

PS. Die bisher mittelmäßige Zufriedenheit mit diesem Duft erkläre ich mir so, dass er nicht allen Hauttypen steht. Bei manchen entfaltet er sich tatsächlich nicht so schön. Also testen lohnt sich, vielleicht wählt er noch mehrere potenzielle Trägerinnen für sich aus. :)