Blask Humięcki & Graef 2011
20
Top Rezension
Ein Fast-Oud!
Ein interessantes Interview gibt es auf Youtube: in dem besprechen die beiden sympathischen Herren von Humi?cki & Graef lange und ausführlich ihr neuestes Werk Blask. Die Geschichte ist etwas verworren - natürlich hat man auch bei Humi?cki & Graef den Oud-Hype bemerkt, und der stellte sie vor ein besonderes Problem. Das verpilzte arabische Holz mit dem schwülstigen Haremsgeruch passt zugegeben so gar nicht zu dieser Marke. Denn bei Humi?cki & Graef bemüht man sich, auf zeitgemäße Weise das Gefühlserleben westlicher Menschen zu reflektieren. Andererseits ist das kleine Wörtchen „Oud“ im Moment wohl doch das Sesam-öffne-dich zu den Geldbörsen vieler Parfumkunden.
Fernweh geht halt immer, wie beim Essen, so beim Parfum. Die Marke Humi?cki & Graef löste das Dilemma, indem sie ein Parfum herausbrachte, das dem Stil der aktuellen Oud-Parfums entspricht, aber gar kein Oud enthält. Wir dürfen also einen opulenten, tiefschwarzen Duft erwarten, der die gleichen Seiten zum Schwingen bringt wie etwa Montales Black Aoud - und dabei doch ganz anders ist.
Ich finde, mit Blask ist dieses Vorhaben bestens gelungen, wenngleich ich so einiges anzumerken habe. Statt klassischer Rose-Oud-Kombination begegnet uns im Kopf von Blask ein wildes Zusammenspiel von Rotwein-artigen Noten und einem herben, an Walnuss erinnernden Akkord. Das macht schon richtig was her und war so nach meiner Kenntnis noch nie dagewesen. Es hat vielleicht nicht die gleiche Sillage, wohl aber die gleiche Wasserverdrängung im deutschen Wortsinn wie ein kräftiges Oud-Parfum.
Für die Kopfnote – wenn man sie denn so bezeichnen darf - gebührt dem Parfumeur auf jeden Fall unser Lob. Allerdings: bei Humi?cki & Graef will man von dreigliedrigem Duftaufbau grundsätzlich nichts wissen, angeblich würden sich die Düfte „sternförmig“ entfalten. Wie dem auch sei, nichts ist von Dauer, und die verwegene Kombination entpuppt sich schnell als Aufreißer. Der weitere Duftverlauf ist dann von anderer Art – ich erkenne zwar Seltenes, aber dennoch mir Vertrautes.
In einigen wenigen Parfums ist mir die Note, die dann kommt, bereits begegnet. Ich bezeichne sie für mich mit dem Namen „Schwarze Schuhcreme“. Das ist gar nicht abwertend gemeint, auch wenn es ziemlich pervers klingt – aber ein bisschen pervers dürfen Oud-Parfums ja auch sein. Es handelt sich um den durchdringenden Geruch schwarzer Schuhwichse von ganz früher – jüngere Käufer werden vermutlich weder bei Douglas, noch bei Deichmann entsprechende Erfahrungen machen können. Dabei ist es ein sinnliches Vergnügen, sich mit so etwas die Martens-Boots einzuschmieren!
Diese schrecklich-schöne Note kann man ansonsten bewundern in Volo AZ 686 von Profvmvm Roma, wo sie mit Gardenie, Kokos und viel Vanille ins Extrem getrieben wurde. Deutlich zahmer, aber immer noch von Oud-artiger Intensität finden wir sie in Ajaccio Violets von Geo F. Trumper. Auch Pierre Guillaume hat sie aufgespürt und in „Bois de Copaiba“ verwendet. Dieser französische Parfumeur veröffentlicht so viele Düfte, doch an seinem Stand auf der Düsseldorfer Parfummesse sprach er mich ausgerechnet auf jenen damals bereits einige Jahre alten Duft an: ob ich den denn schon kenne. Ich glaube, er hielt diesen deutschen Besucher für einen Gelegenheitsnutzer, den man mit einem Wow-Effekt beeindrucken kann!
Ich hoffe, es wird deutlich: Blask ist durchgehend spektakulär, mehr geht kaum. Der wird seine Käufer finden, und wer genau hinschaut, kann die kleinen Dollarzeichen in den Augen der beiden Herren im Interview-Video deutlich sehen. Der Erfolg sei ihnen von Herzen gegönnt!
Ich selber fühle mich über diese Art Parfums hinaus. Die Spektakulären und die Exzentriker öffnen meine Brieftasche längst nicht mehr so schnell wie noch vor ein paar Jahren. Auch ich habe meinen Obolus für Parfums mit Wow-Effekt entrichtet, welche dann doch nur unbenutzt rumstehen. Parfumkauf ist eine emotionelle Angelegenheit – doch solange der Kopf noch klare Gedanken fassen kann, möge man sich stets fragen, zu welchen Gelegenheiten man das begehrte Parfum denn tatsächlich tragen würde.
Fernweh geht halt immer, wie beim Essen, so beim Parfum. Die Marke Humi?cki & Graef löste das Dilemma, indem sie ein Parfum herausbrachte, das dem Stil der aktuellen Oud-Parfums entspricht, aber gar kein Oud enthält. Wir dürfen also einen opulenten, tiefschwarzen Duft erwarten, der die gleichen Seiten zum Schwingen bringt wie etwa Montales Black Aoud - und dabei doch ganz anders ist.
Ich finde, mit Blask ist dieses Vorhaben bestens gelungen, wenngleich ich so einiges anzumerken habe. Statt klassischer Rose-Oud-Kombination begegnet uns im Kopf von Blask ein wildes Zusammenspiel von Rotwein-artigen Noten und einem herben, an Walnuss erinnernden Akkord. Das macht schon richtig was her und war so nach meiner Kenntnis noch nie dagewesen. Es hat vielleicht nicht die gleiche Sillage, wohl aber die gleiche Wasserverdrängung im deutschen Wortsinn wie ein kräftiges Oud-Parfum.
Für die Kopfnote – wenn man sie denn so bezeichnen darf - gebührt dem Parfumeur auf jeden Fall unser Lob. Allerdings: bei Humi?cki & Graef will man von dreigliedrigem Duftaufbau grundsätzlich nichts wissen, angeblich würden sich die Düfte „sternförmig“ entfalten. Wie dem auch sei, nichts ist von Dauer, und die verwegene Kombination entpuppt sich schnell als Aufreißer. Der weitere Duftverlauf ist dann von anderer Art – ich erkenne zwar Seltenes, aber dennoch mir Vertrautes.
In einigen wenigen Parfums ist mir die Note, die dann kommt, bereits begegnet. Ich bezeichne sie für mich mit dem Namen „Schwarze Schuhcreme“. Das ist gar nicht abwertend gemeint, auch wenn es ziemlich pervers klingt – aber ein bisschen pervers dürfen Oud-Parfums ja auch sein. Es handelt sich um den durchdringenden Geruch schwarzer Schuhwichse von ganz früher – jüngere Käufer werden vermutlich weder bei Douglas, noch bei Deichmann entsprechende Erfahrungen machen können. Dabei ist es ein sinnliches Vergnügen, sich mit so etwas die Martens-Boots einzuschmieren!
Diese schrecklich-schöne Note kann man ansonsten bewundern in Volo AZ 686 von Profvmvm Roma, wo sie mit Gardenie, Kokos und viel Vanille ins Extrem getrieben wurde. Deutlich zahmer, aber immer noch von Oud-artiger Intensität finden wir sie in Ajaccio Violets von Geo F. Trumper. Auch Pierre Guillaume hat sie aufgespürt und in „Bois de Copaiba“ verwendet. Dieser französische Parfumeur veröffentlicht so viele Düfte, doch an seinem Stand auf der Düsseldorfer Parfummesse sprach er mich ausgerechnet auf jenen damals bereits einige Jahre alten Duft an: ob ich den denn schon kenne. Ich glaube, er hielt diesen deutschen Besucher für einen Gelegenheitsnutzer, den man mit einem Wow-Effekt beeindrucken kann!
Ich hoffe, es wird deutlich: Blask ist durchgehend spektakulär, mehr geht kaum. Der wird seine Käufer finden, und wer genau hinschaut, kann die kleinen Dollarzeichen in den Augen der beiden Herren im Interview-Video deutlich sehen. Der Erfolg sei ihnen von Herzen gegönnt!
Ich selber fühle mich über diese Art Parfums hinaus. Die Spektakulären und die Exzentriker öffnen meine Brieftasche längst nicht mehr so schnell wie noch vor ein paar Jahren. Auch ich habe meinen Obolus für Parfums mit Wow-Effekt entrichtet, welche dann doch nur unbenutzt rumstehen. Parfumkauf ist eine emotionelle Angelegenheit – doch solange der Kopf noch klare Gedanken fassen kann, möge man sich stets fragen, zu welchen Gelegenheiten man das begehrte Parfum denn tatsächlich tragen würde.
5 Antworten
Unterholz vor 13 Jahren
Haste schon Recht... Interessant und extravagant ist nicht immer was man dann auch gerne tragen möchte im Alltag. Trotzdem bin ich nun extrem neugierig geworden auf den Duft. Danke!
Eloise vor 14 Jahren
Toller Beitrag! Danke! Der letzte Absatz trifft genau mein Empfinden. Herzlich Eloise
Puck1 vor 14 Jahren
...Lorbeer und der schwarzen Schuhwichse übertroffen. Mir bereitet dieser Teil körperliche Beschwerden, mir wird übel. Bei genauerer Überlegung ähnelt er dem Bohnerwachsduft, den ich aus meiner Schulanfangszeit kenne.
Puck1 vor 14 Jahren
Ich danke Dir für Deine (wie immer) fundierte Auseinandersetzung mit diesem Duft. Ich mag "Bosque" sehr gern und war hochgespannt auf "Blask". Der Auftakt hat mich begeistert, ich finde die Walnuss wunderschön, auf meiner Haut wird sie aber bald von
Dannyboy vor 14 Jahren
Das macht ja mal neugierig. Ich werde Dich dann wissen lassen, ob mir ´ne Gelegenheit eingefallen ist. ;)

