Idyllwild 2017

Vrabec
05.03.2021 - 06:21 Uhr
18
Top Rezension
6
Preis
7
Flakon
7
Sillage
7
Haltbarkeit
8
Duft

Authentisch tiefer Wald

Ineke Rühland, Parfumeurin in den USA hat sich vorgenommen, die Namen ihrer Kreationen alphabetisch zu sortieren. Das heißt der Anfangsbuchstabe eines neuen Duftes folgt der Reihenfolge des Alphabets. Was es nicht alles gibt..
Meiner Meinung nach etwas unkreativ, hat aber an sich nichts mit ihren Düften zu tun. Und dort scheint sie bewandert, hat zumindest recht intensiv die Parfumeurskunst in Frankreich studiert.

Idyllwild selbst ist nach einer Stadt in den kalifornischen Bergen, die wohl vor allem dafür bekannt zu sein scheint, einen Golden Retriever namens Max zum Mayor gewählt zu haben. Kein Scheiß.
Dies war jedoch nachdem Ineke auf die Idee kam, ihr Parfum nach dieser Ortschaft zu taufen und es scheint als hätte eher die umliegende traumhaft schöne Natur sie dazu veranlasst. Idyllwild ist nämlich ein Waldduft.
Startet dampfig, spritzig, sauer. Eine grüne Eisbergsalatnote wird von gute Laune Rhabarber überdeckt. Grapefruit ist kaum wahrnehmbar, dafür kommt der Lavendel balsamisch, wohltuend, beruhigend.
Ich trete in einen immergrünen Wald, natürlich, brachial. Über dem saftigen Gebüsch am Boden schwebt Nebel, aber durch die kräftige durchs Blattwerk brechende Sonne ist es angenehm warm, ohne dass der Nebel für Schwüle sorgen würde. Die leichte Fruchtigkeit der hier verwendeten Erdnote, welche wohl der geheime Star dieser Kreation ist, wandelt sich in harzige Holznoten. Kein trockenes, geräuchertes Holz, sondern der tief beeindruckende Duft von massiven, altehrwürdigen vor Größe strotzenden Bäumen. Hier handelt es sich durchaus um einen Mischwald, die Prise Orientalik, welche sich dazu mischt sorgt wirklich authentisch für einen mit Nadeln besprengelten Waldboden, ohne dass dieser dadurch nicht mehr atmen könnte. Die Basisinoten sind wesentlich weniger kräftig vertreten, als man beim Lesen vermuten würde, aber machen das Waldbild rund und geben den Waldbewohnern ihren Platz. Dieser ist jedoch weit im Dickicht, nicht auf Sichtweise zum eindringenden Menschen, also stinkt hier auch nichts.
Idyllwild schafft es tatsächlich wie keiner vor ihm, in mir eine glaubhafte Assoziation von einem unberührten Nationalpark zu schaffen. In der Ferne hör ich die Wildnisse durchs Unterholz knacken. Auf der Lichtung wachsen Blumen und Beerensträucher. Die Sonne lacht, ich habe Leichtigkeit im Bauch, der Wald ist kräftig, gesund und gedeiht. So wie es sein sollte.
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