30.03.2023 - 02:52 Uhr
JoHannes
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JoHannes
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Interpretation einer Interpretation
Alessandro Gualtieri: Leidenschaftsbesessener, Abgrunddeuter, Himmelsflaneur, Bilderjongleur, Provocateur olfactif, Suchtmeister, künstlerische Blendgranate, Sehnsuchtsführer, MannsBild, Verführungsschelm.
Alessandro Gualtieri hat es mit SADONASO auf die Spitze getrieben, hat seine Gemeinde auf die Spitze getrieben. Sozusagen auf eine Eisbergspitze während des Klimawandels, mit Versprechen des raschen Abschmelzens.
Und damit ist für mich seine Präsentation (und nur diese) von SADONASO ein (zugegeben zeitgeistiger) Geniestreich:
Schein und Sein.
Verpackung und Inhalt.
Aussen und innen.
Haut und Herz.
Bei SADONASO lohnt es für mich jedoch nicht, hinter die erzählte Geschichte/die Bilder zu sehen. Der Duft passiert im sozusagen optisch, kann mit den Augen erfasst werden. Der Geruchssinn ist hier für mich nicht wesentlich.
Und somit ist SADONASO mMn viel mehr eine zeitgeistige Versuchsanordnung als ein Duft. Der Duft, bzw. die erzählte Geschichte, spiegelt für mich den Weg, den wir als Menschen gehen. Viel Fake, viel Oberfläche (wie ich letztes Jahr schmerzlich erlebt habe, dass etwas anderes vorgespielt wird), viel Interpretation (einer Interpretation). Und wie oft in diesen Zeiten bleibt Vieles im Aussen. Mit viel Sehnsucht nach tragenden Innenwelten.
Es geht Alessandro Gualtieri mMn hier fast nur um Provokation und vielleicht auch, uns einen Spiegel vorzuhalten (dann wäre es wieder richtig gut). Papp auf Mist ein Label drauf, mach es teuer oder erzähl irgend eine Geschichte - und die Menschen laufen dir hinterher. Wie harlekineske Lemminge, aber real. Tiki-toki mit Insta-Move.
Also erzählt Gualtieri eine Geschichte aus Lack und Leder und S/M und lädt zur Vorstellung des Duftes zu einer S/M-Party. Er geht sogar soweit, einen Penisverschluss als Sonderedition zu verkaufen. Kostet mehr, ist dann natürlich mehr wert. Fakewert. Und schickt seine Fans mit diesen Bildern in den Duft. Und das Gehirn übernimmt und interpretiert den Duft. Der ohne diese Information einfach nur süss und ein bissl synthetisch plastikmässig daherkommt (ich habe das gestern in der Kneipe an "menschlichem Material" aka Human Resources ausprobiert: ich habe SADONASO mit und ohne Vorinformation riechen lassen. Was soll ich sagen: 2 ziemlich verschiedene Wahrnehmungen).
Ja, der Duft (ohne diese Untenrum-Geschichte drumherum): karamellig, süss, synthetisch, plastikafin. Angelehnt an BARAONDA. Gefällig mit Hintertürchen. Und doch irgendwie Mainstream. Das wars. Hält hautnah 5 bis 6 Stunden.
Buchtipp: Elias Canetti "Masse und Macht"
Musiktipp: Heller/Qualtinger "Bei mir seids alle im Oarsch daham"
Alessandro Gualtieri hat es mit SADONASO auf die Spitze getrieben, hat seine Gemeinde auf die Spitze getrieben. Sozusagen auf eine Eisbergspitze während des Klimawandels, mit Versprechen des raschen Abschmelzens.
Und damit ist für mich seine Präsentation (und nur diese) von SADONASO ein (zugegeben zeitgeistiger) Geniestreich:
Schein und Sein.
Verpackung und Inhalt.
Aussen und innen.
Haut und Herz.
Bei SADONASO lohnt es für mich jedoch nicht, hinter die erzählte Geschichte/die Bilder zu sehen. Der Duft passiert im sozusagen optisch, kann mit den Augen erfasst werden. Der Geruchssinn ist hier für mich nicht wesentlich.
Und somit ist SADONASO mMn viel mehr eine zeitgeistige Versuchsanordnung als ein Duft. Der Duft, bzw. die erzählte Geschichte, spiegelt für mich den Weg, den wir als Menschen gehen. Viel Fake, viel Oberfläche (wie ich letztes Jahr schmerzlich erlebt habe, dass etwas anderes vorgespielt wird), viel Interpretation (einer Interpretation). Und wie oft in diesen Zeiten bleibt Vieles im Aussen. Mit viel Sehnsucht nach tragenden Innenwelten.
Es geht Alessandro Gualtieri mMn hier fast nur um Provokation und vielleicht auch, uns einen Spiegel vorzuhalten (dann wäre es wieder richtig gut). Papp auf Mist ein Label drauf, mach es teuer oder erzähl irgend eine Geschichte - und die Menschen laufen dir hinterher. Wie harlekineske Lemminge, aber real. Tiki-toki mit Insta-Move.
Also erzählt Gualtieri eine Geschichte aus Lack und Leder und S/M und lädt zur Vorstellung des Duftes zu einer S/M-Party. Er geht sogar soweit, einen Penisverschluss als Sonderedition zu verkaufen. Kostet mehr, ist dann natürlich mehr wert. Fakewert. Und schickt seine Fans mit diesen Bildern in den Duft. Und das Gehirn übernimmt und interpretiert den Duft. Der ohne diese Information einfach nur süss und ein bissl synthetisch plastikmässig daherkommt (ich habe das gestern in der Kneipe an "menschlichem Material" aka Human Resources ausprobiert: ich habe SADONASO mit und ohne Vorinformation riechen lassen. Was soll ich sagen: 2 ziemlich verschiedene Wahrnehmungen).
Ja, der Duft (ohne diese Untenrum-Geschichte drumherum): karamellig, süss, synthetisch, plastikafin. Angelehnt an BARAONDA. Gefällig mit Hintertürchen. Und doch irgendwie Mainstream. Das wars. Hält hautnah 5 bis 6 Stunden.
Buchtipp: Elias Canetti "Masse und Macht"
Musiktipp: Heller/Qualtinger "Bei mir seids alle im Oarsch daham"
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