Illicit Jimmy Choo 2015

Nachmittag im Drogeriemarkt. Ich schnupper mich durch ca. 30 Parfums, die Verkäuferin fragt mich: "Können Sie sich nicht entscheiden?" Ich verstehe nicht recht, denn ich muss die Düfte doch alle ganz genau unter die Lupe nehmen? Ich habe die Reise extra mit einem Stift bewaffnet angetreten, um die Teststreifen beschriften zu können. Ich war sehr stolz auf mich.
Nun ja, der Flacon von Illicit hat mich optisch angesprochen, weil er einen Vintage-Vibe ausstrahlt und ich bisher nur sexy-düstere-mysteriöse Flacons in meiner bescheidenen Sammlung habe. Ich greife den Tester und schnupper am Flacon: Hm, riecht schön süßlich, aber nicht kitschig. Vielversprechend! Also wandert der Duft in Phase zwei auf den Teststreifen. Zuerst bin ich unsicher, irgendwie hat der Duft was, was mich an Frauen mitte 40 erinnert und so was kann ich doch nicht tragen, ich bin so nicht. Aber je öfter ich an dem Ölfleck auf dem weißen Papier rieche, desto besser gefällt mir, was da verdunstet. Irgendwie erinnert mich der Duft an frisch gewaschene Wäsche, aber er ist süßlich frisch mit einer sehr dezenten blumigen Note, die sogar mir gefällt (denn ich möchte nicht nach Garten riechen). In meiner Nase bleibt von dem Geruch noch ein Gefühl, ich kann es gar nicht richtig beschreiben... Es ist ein bisschen wie bei brausigen Raumduft-Stäbchen und ich muss mir eingestehen, ich finds toll. Es fällt mir zwar schwer, von meinem gewohnten Muster abzuweichen und ich schnupper noch weitere 10 Minuten an dem Testfleckchen, aber es wäre noch schwerer, diesen wunderschönen Frühlings-Sommerduft zurückzulassen. Also ab zur Kasse!

DUFT: In der Pyramide steht etwas von Ingwer, der klingt sehr spannend. Aber ehrlich gesagt rieche ich davon nichts. Es könnte aber auch sein, dass der Ingwer dieses Gefühl in meiner Nase verursacht, das ich so mag. Nach dem sehr spritzigen Auftakt wird der Duft blumig süß und angenehm unaufdringlich. Insgesamt ist der Duft ausgeglichen (passt jedoch nicht so recht zum Namen, es sei denn, der spielt auf die Ähnlichkeit zum Whiskeyglas an?), nichts sticht zu deutlich hervor. Jasmin hält sich eher im Hintergrund, Sandelholz bildet den Sockel auf dem die Kreation thront, und Amber ist der Kleber, der die Elemente alle verbindet und zusammenhält. Fazit: Gourmandiger frisch-blumiger Duft mit warmer sommeriger Süße.

HALTBARKEIT: Ist okay, aber ich habe schon günstigere Parfums mit deutlich besserer Haltbarkeit getestet, von denen ich nicht mehr als einen Sprühstoß vertrage. Das hier ist mit einer der ersten Düfte in meiner Laufbahn, die ich mehrfach täglich nachsprühen würde und von denen ich mindestens zwei mal auf den Pumpkopf drücken würde/werde. Fazit: Könnte besser sein.

SILLAGE: Kaum vorhanden. Man muss auch mal das Positive dabei hervorheben: Für Menschen, die unaufdringlich sein wollen und von großen Duftwolken Übelkeit oder Kopfschmerzen bekommen, ist diese kleine Sillage genau richtig. Aber ich liebe diesen Duft und möchte, dass nicht nur mein Partner den riecht und auch der muss richtig nah an mich ran, weil seine Nase nie ganz frei ist. Fazit: Mancher Leute frisch gewaschene Wäsche / Shampoo hat mehr Sillage als dieses Parfum. Schade, aber ich werde es trotzdem benutzen.

Warum bist du so leise, Illicit? Ich möchte dich so gern mehr und länger reden hören! Aber ich mag dich trotzdem sehr sehr gern.