Jasmine Sambac & Marigold 2018

Mina33
22.08.2021 - 16:02 Uhr
13
Hilfreiche Rezension
10
Duft

Die Stadt des Lichts

Ein winziger Sprüher nur.
Augen schließen.
Tief einatmen.

Ich bin wieder da. Ich bin wieder an jenem Ort, an dem ich vor elf Jahren war. Der Ort, dessen Eindrücke ich tief im Herzen eingeschlossen hatte. Erinnerungen, die ich im hektischen Alltag nicht wachzurufen vermag. Mit nur einem Sprüher bin ich wieder da, oh Kashi, du Stadt des Lichts.

Ich erinnere mich an die Düfte des Räucherwerks an jeder Ecke, den Duft der schwülen Luft, die Gerüche der bunten Marktstände vermischt mit Gewürzen aus jeder Gasse. Dazu gesellen sich die Düfte aus den Tempeln mit ihren Heiligen Gaben von Süßigkeiten, Blumen, Reis und Milch. Die Melange vermengt sich mit immer neuen Dufteindrücken. Chai kommt hinzu und der bezeichnete rauchige Geruch der Ghats während der Verbrennungen. Abends sitze ich im Garten, die Sonne ist längst untergegangen, eine Dämmerung gibt es nicht, keine Vorwarnung, dass sich der Tag dem Ende neigt. Genau so wenig gibt es eine Vorbereitung auf dieses olfaktorische Erlebnis, welches ich in diesem Garten sitzend Revue passieren lasse. Ein Garten voller Jasminblüten, die ihren Duft erst in der Dämmerung zu verströmen beginnen. Dieser klare, intensive Duft erdet mich, alles entspannt sich, das trubelige Treiben des Tages verklingt, alles scheint auf einmal weit entfernt, dringt nur noch dumpf zu mir durch. Ich komme bei mir an im „Soweitweg“.

Ich schließe die Augen.
Ich atme tief ein.
In diesem Moment möchte ich für immer genau in diesem Garten in „meiner“ Stadt des Lichts bleiben. Oh Kashi, du Schöne, du Wilde, du Heilige.

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Ich kann zu diesem Duft außer meines wahren Dufterlebnisses kaum noch mehr hinzufügen. Aber eines möchte ich noch anmerken: Es ist der authentischste Jasmin Duft, der mir je begegnet ist. Exakt so riecht es zur Dämmerung in Indien in der schwülen Luft eines Gartens. Traumhaft.
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