John Galliano 2008 Eau de Parfum

Fran
11.01.2011 - 14:50 Uhr
2.5
Flakon
7.5
Sillage
7.5
Haltbarkeit
4
Duft

Getragen

Ich weiß, dass die Spenderin dieser Probe ein großer Fan dieses Duftes ist (Wink an Mari!), das setzt einen Kommentator ja immer etwas unter Druck. Aber ach, an der Wahrheit führt trotzdem kein Weg vorbei: bei mir wird der Galliano nichts. Bzw. er wird eine ganze Menge, nur nicht das, was meine Nase mag.

Ich kann mich nämlich gleich zu Clarissa in die Kirchenbank setzen, wo der Weihrauch wabert und all die Damen aufgedonnert ihren Wohlstand zur Schau tragen. Mit teuren Mänteln, die nur sonntags aus dem Schrank geholt werden, kostbarem Schmuck, der nur zu besonderen Gelegenheiten getragen wird, und viel Make-up. Sehr viel Make-up. Man zeigt, was man hat. Und am wichtigsten ist, dass die anderen sehen, was man hat. In die Kirche geht man schließlich nicht nur zum Beten.

Die Kopfnote von John Galliano ist überraschend samtig-fruchtig und verwirrt dabei ganz kurz durch eine Art Aldehyd-Akkord, der hier aber sehr modern-extravagant ist. Recht schnell kommt die Herznote dazu. Vor allem Iris und Veilchen „zaubern“ diesen Geruch nach Schminke, nach Lippenstift, nach etwas „oll“. Bei weitem nicht so stark wie bei Moulin Rouge, aber ein deutlicher Anklang ist da. Und mir reicht er schon, um die Nase zu rümpfen. Vielleicht verstärkt der Lavendel diesen Eindruck noch, denn Lavendel und ich, das ist keine große Liebe.

Und kaum hat man den ollen Schminkegeruch verdaut, kommt knallhart der Weihrauch dazu. Wie man vielleicht weiter oben schon vermutet hat, bin ich in dieser Hinsicht etwas (ich drücke es mal neutral aus) vorbelastet und bei mir löst Weihrauch emotionale pawlowsche Reflexe aus, die ich jetzt nicht unbedingt brauche. Im Grunde ein betörender Duft wie nicht von dieser Welt, riecht Weihrauch in Parfums für mich sehr kratzig, sehr sperrig, sehr bissig.

Denn eigentlich hat dieses Parfum eine ganz weiche, wohlige, dunkelsamtiglilane Grundidee, die der Weihrauch jedoch erheblich stört. Und der Schminkegeruch macht John Galliano so seltsam unmodern und so gediegen, so „getragen“.
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