Psychoterratica III 2020

Floyd
13.10.2020 - 11:39 Uhr
44
Top Rezension
7
Flakon
8
Sillage
8
Haltbarkeit
9
Duft

Psycho Pyromania

Keine Ahnung, wie lang er da schon drin ist, Kaffeebohnen kauend, kauernd, abgeschottet von der Außenwelt, eingesperrt in der Enge, in kritisch klaustrophobischer Konstitution. Das Behältnis beginnt zu beben. Es brodelt. Er zerrt an dem Schlauch, der Verbindung zum schwarzen Loch, das ihn zerreißen wird, als Nebel in eine parallele Welt werfen, ihn darauf loslassen. Er fleht. Fletscht. Es tut mir Leid. Er tut mir Leid. Ich tue es.
Pfeffer fliegt fliehend durch den Raum, scheinbar schwerelos schwebend, sich entzündend. Luft beginnt zu lodern. Alles ist feuchtes Feuer, facht flirrende grüne Gluten aus herben kokelnden Kräutern zu fliegenden Funken auf durchbrennende Biber und bitt're Wacholdersträucher. Das Haus aus Holz macht der Geist aus der Flasche zu ätherischer Asche. Ich kaue gebrannte Kaffeebohnen, spucke sie in die schwarze Schlacke auf meiner Haut und schaue, was passiert.
Wirklich glaube ich Gräser und Moose, deren Spitzen in Rauch und Asche zu sehn, kaum größer jedoch als Moleküle von Weihrauch, die wie Harze rot funkeln, wie ferne Sterne vergehn, die silbernen Streifen der Biber verglühn, das Pech auf der Haut erdig überziehn, lehmig rissig erodierend.
Nein, es tut ihm nicht Leid, alles verbrannt, geröstet, geteert, geerdet und darin neu geboren, treibt dahin als bittere Schicht schwarzer Asche auf warmem wüsten Boden.
Heftig wüten die Flammen zunächst, scheinbar im ganzen Raum, leiser knistert das Feuer schon bald, das gute sechs bis acht Stunden schwelt als pyromanischer Tagtraum.

(Mit Dank an Deadsoul)
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