L'Oeuvre Noire

A Taste of Heaven Absinthe Verte 2007 Perfume

Pazuzu
27.03.2012 - 18:37 Uhr
7.5
Flakon
7.5
Sillage
10
Haltbarkeit
8
Duft

A taste of Youthfulness

Calice Becker hat sich hier, im Auftrag von Kilian Hennessy, an eine Neuinterpretation des schwierigen Lavendel-Vanille Themas herangewagt, welches eigentlich schon von schwergewichtigen Klassikern wie zum Beispiel Caron´s Pour un Homme belegt ist.

Calice Becker versteht uns Jungs und Mädchen, denn wir wollen nicht nach Papa, oder Mama riechen. Sie hat es geschafft den Duft von jeglichen väterlichen, bzw. mütterlichen Assoziationen zu befreien, ohne sich zu weit vom eigentlichen Thema zu entfernen. Doch was macht den Unterschied aus zwischen Jugendlichkeit und gealtertem Charme? Dazu muss man sich zuerst klarmachen, was bei dem neuen Duft im Vergleich zu Caron´s Pour un Homme weggelassen wurde.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass es A taste of Heaven an der extremen Würze fehlt. TVC15 bezeichnete Pour un Homme bereits als einen „Urknall im Kräutergarten“. Im Vergleich dazu riecht Calice Becker´s Duft längst nicht so kratzig wie sein Vorgänger, sondern ist breiter und weicher angelegt. Ja, auch A Taste of Heaven startet mit einer ordentlichen Portion Lavendel, doch die sonst so charakteristische, kantige Frische dieser Note hat hier eine unerwartete, dunkel-cremige Qualität. Das mag auch an der vierfachen Nutzung verschiedener Lavendel-Konzentrationen liegen. Angefangen mit zwei Lavendel-Ölen, über Absolue, bis hin zum Concrete.

Die anderen Herznoten, wie Patchouli und Rose, scheinen nicht mehr als Statisten zu sein und tragen der Komposition Komplexität und Tiefe bei. Eine etwas bedeutendere Nebenrolle spielt der dunkelgrüne, holzige Absinth, den ich aber einzeln eher nur unterschwellig wahrnehmen kann. Entfernt betrachtet kann ich sogar die schon berichtete Assoziation mit Waldmeister nachvollziehen. Phasenweise erweckt die Gesamtkomposition den Eindruck, als hätte man sich Berliner Weiße (grün) aufs Hemd gekippt. Leicht beschwipst, doch nie trunken. Zurück zur Hauptrolle, die ist dem Lavendel-Vanille Akkord vorbehalten. Doch anders als in Pour un Homme ist die Vanille kein Solitär, der im zweiten Akt die Führung übernimmt, sondern Lavendel und Vanille sind im weiteren Duftverlauf gleichermaßen dominant. Honigartig-milchig, doch nicht übersüß wurde die Vanille mit ergänzenden Noten, wie Amber und Tonka Bohne, gezähmt. Animalische Noten und Eichenmoos geben in der Basis ein zartes, nie aggressives Geschmäckle.

Durch all diese Aspekte wurde meiner Meinung nach eine bessere Balance erzeugt. Ohne den Klassiker herabwürdigen zu wollen, aber By Kilian´s Duft ist um einiges harmonischer in der Wirkung. Und vielleicht ist dies ja auch ein großer Teil des Erfolgsgeheimnisses, um das Wohlwollen der jungen Generation zu gewinnen. Einfach störende Ecken und Kanten abschleifen, die in Caron´s Pour un Homme sowohl den Reiz ausmachen, als auch Störpotential enthalten und durch ein Mehr an barocker Üppigkeit ersetzen.
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