Pazuzu
21.03.2012 - 18:02 Uhr
7.5
Flakon
10
Sillage
7.5
Haltbarkeit
9
Duft

Es sprach der Scheich zum Emir: « Erst zahl’n wir und dann geh’n wir. »? ----------- Der Emir zu dem Scheiche: « Nur über meine Leiche! »

Bitter-fruchtig, zestig-frisch, die Kopfnoten von Emir lassen keine Zeit zum eingewöhnen. Sofort drängen sich Würze und Pfeffer in den Vordergrund. Von Zeit zu Zeit durchbrochen wird diese würzige Combo nur von einer zitrisch-bitteren Frische, wohl die der Pomelo. Einerseits ist da Frische, andererseits wird diese stark kontrastiert von trockener Würze. Oudh und Gewürze scheinen für mich eins zu sein. Beide Akkorde untrennbar vereint, strahlen eine unglaubliche Wärme, fast schon trockene Hitze aus. Eine Assoziation wie von rotem Staub entsteht ausgehend von Piment und Chili. Gepaart mit dem Charakter einer besonders pilzigen Variante des Adlerholzes liegen die Hauptakkorde wie ein Schleier über dem Rest der Komposition. Das Geraniumöl hat hier eine laubartige, fruchtig-minzige Prägung und ist längst nicht so dominant, wie in herkömmlichen Rose/Oudh zentrierten Düften. Eine leichte Ahnung von Orange vermute ich im Herzen auszumachen. In der Basis geben Zedernholz und Moschus den Ton und die Tiefe.

Auf den ersten Riecher scheint die Komposition linear, aber das liegt und darin glaube ich die Qualität zu erkennen, an der guten Verblendung der einzelnen Noten ineinander. Es tut sich sehr wohl Einiges, aber die Übergänge vom Kopf zur Basis sind weich, fließend und schwer als solche wahrnehmbar.
Den Micallef Hausakkord mochte ich bisher nicht besonders. Wie Apicius allerdings schon erwähnt hat, ist dieser in Emir zwar erkennbar, aber nicht so dominant und daher für mich weniger störend. Anders als es der schwere, kantige Flakon erahnen lässt, ist der Duft deutlich weicher und auf eine Art rund geschliffen. Er schmeichelt dem Träger, anstatt rau zu sein. Dennoch wirkt der Duft äußerst maskulin und lässt sich nicht ohne weiteres als Unisex bezeichnen. Hier im Abendland getragen ist man, dank der ausufernden Sillage, bald von reichen und komplexen Duftschwaden umgeben, weithin riechbar.

Wenn einem vor lauter Oudh-Neuerscheinungen mal die Übersicht abhanden zu kommen droht, kann man sicher sein in Geoffrey Nejman´s Emir eine qualitativ hochwertige Adlerholz Referenz zu haben. Und so wäre ich fast bereit dem Scheiche nachzugeben und den Preis für diesen Orientalen zu bezahlen, wenn ich doch nur einen Emir hätte, der für mich die Rechnungen begliche.

PS: Erst neulich habe ich Emir nicht mehr im alten Flakon, sondern in einem von Martine Micallef bekannten, runden, mit Strass dekorierten Flakon, vorgefunden.
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