03.01.2014 - 09:57 Uhr
Yatagan
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Yatagan
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Der letzte Mohikaner
Zunächst ein Literaturtip für aufgeschlossene Leser: James Fenimore Coopers (1789 - 1851) berühmter Roman aus dem Lederstrumpf-Zyklus „Der letzte Mohikaner“ (1826) war in Deutschland seit jeher nur als Jugendbuch erhältlich. Die Übersetzungen aus dem Englischen waren stellenweise nicht befriedigend, z.T. nur oberflächlich, der Roman wurde stets stark gekürzt, um ihn als Jugendlektüre aufzubereiten. Nun muss man wissen, dass Cooper diesen Roman keineswegs als Jugendbuch schrieb, sondern als Epos über den Untergang der nordamerikanischen Indianer durch das Vorrücken der weißen Siedler. Dieser historisch bedeutende und sprachgewaltige Roman wurde erst im Jahre 2013 adäquat ins Deutsche übersetzt. Wer den Roman nicht im englischen (d.h. amerikanischen) Original lesen wollte, kann erst jetzt ermessen, dass hier ein Jahrhundertwerk der amerikanischen Literaturgeschichte vorliegt.
Trotz der schwachen Übersetzungen ins Deutsche hat der Roman seit seiner ersten Übertragung im Jahre 1841 in Deutschland eine große Popularität erlangt. Das geflügelte Wort vom „letzten Mohikaner“ ist für den Letzten einer Gruppe im Wortsinne sprichwörtlich geworden.
Und da haben wir auch schon den Bezug zu Jacques Faths pour L‘Homme. Zwar ist der Duft im engeren Sinne nicht der letzte seiner Art. Dennoch drängt sich bei der Masse von gesichtslosen Mainstream-Düften dieser Gedanke bei einem Test auf. Wer außergewöhnliche, von gängigen Schablonen abweichende Düfte tragen möchte, dem bleibt häufig nur der sehr teure Griff zur Nische. Selbst bei Nischenherstellern hat sich jedoch, was könnte bei derart starker Konkurrenz näher liegen, der Trend zum „Nischenmainstream“ breit gemacht. Man denke nur an die inflationär verwendete Kombination aus Rose und Oud, Oud in vielfältiger Variation, (orientalische) Weihrauchdüfte...
Wer wirklich anders duften möchte, der hat dann allenfalls noch die Möglichkeit, auf seltene Klassiker zurück zu greifen. Die sind häufig nicht einmal besonders teuer und halten sich wohl vor allem deshalb am Markt, weil sie eine kleine, aber treue Stammkundschaft haben, deren kalkulierbares Kaufverhalten die Produktion solcher Düfte lohnend erscheinen lässt.
In der Vergangenheit habe ich solch ungewöhnliche, oft überraschende Düfte vor allem bei den english scents (D.R. Harris, Geo F. Trumper, Czech & Speake, Crown / Anglia, Woods of Windsor, Truefitt & Hill) gefunden, auch bei kleineren Familienunternehmen aus Grasse oder im (Neben-)Programm traditioneller, eher konservativer, meist französischer Dufthäuser wie Caron, Patou, Piver, Houbigant oder (dem österreichischen Dufthaus) Knize.
Einer der Dufthäuser, die bereits seit einer kleinen Ewigkeit auf dem Markt sind und mit ihrem Green Water einen der absoluten Must-haves für Herrencolognes im Programm führen, ist Jacques Fath.
Jacques Fath (1912 - 1954) war ursprünglich ein einflussreicher französischer Modeschöpfer. Nach seinem Tod ging das Unternehmen durch verschiedene Hände, die Duftsparte wurde bereits zu Lebzeiten Faths mit Düften wie Chasuble (1945), Green Water (1947), Torrent (1947) und Iris Gris (1947) begründet.
Der hier besprochene Duft ist ein Vertreter aus den späten 90ern. Gleichwohl erinnert er in Qualität und Originalität an einen wesentlich älteren Duft, an Herrenklassiker aus den 60er bzw. 70er Jahre, an Düfte, die nicht selten längst nur noch in der Erinnerung existieren oder teuer auf Ebay erstanden werden müssen, bei denen das Risiko groß ist, dass sie nicht mehr brauchbar sind. Pour L‘Homme ist ein letzter Mohikaner, einer der letzten Vertreter seiner Art.
Die Konzeption des Duftes ist in der Tat sehr konservativ, dürfte jüngere Träger eher abschrecken, könnte aber auch als Beispiel dafür gelten, welche große Qualität Düfte einstmals hatten, wie außergewöhnlich auch heute noch Düfte sein könnten, denn Jacques Fath pour L‘Homme wird nach wie vor produziert und ist im Netz bei einigen wenigen Anbietern preiswert erhältlich. Mehr als 45,00 Euro muss niemand für den Duft bezahlen, oftmals ist er sogar billiger zu haben.
Überzeugend ist schon die Umverpackung: brauner Hochglanzkarton mit silbernem Wappen und geschwungenem Schriftzug. Der Flakon ist klassisch schlicht gehalten, so wie ich es mag, und wird von der typischen schweren Verschlusskappe des Unternehmens geziert. Alles erscheint hochwertig und qualitativ einwandfrei.
Der Duft selbst wird vor allem von einem Gewürzton dominiert, eröffnet aber zunächst makellos klassisch mit einer Lavendelnote. In der Duftpyramide ist als frische Komponente auch Minze angegeben, die ich aber selbst nicht unterscheiden kann. Stattdessen erscheinen schon bald holzige und säuerlich-frisch-blumige Noten, die noch vom Lavendel herrühren könnten, die vielleicht aber auch durch andere Blütenkomponenten oder die angegebenen Zitrusfrüchte entstehen könnten. Dabei sind die zitrischen Komponenten nicht so frisch wie in vielen Herrendüften der späten 90er, sondern eher warm, weich, sonnig und eher süß. Bei den Gewürzen scheint mir Zimt enthalten zu sein, eine Note, die auch von Galimard, einem kleinen Hersteller aus Grasse, gerne verwendet wird, die stellenweise geradezu ein Markenzeichen seiner Herrendüfte ist und die sich in Jacques Faths Duft wieder findet, so dass man fast annehmen könnte, dass Fath seinen Duft bei Galimard entwickeln ließ oder produzieren lässt.
Jacques Fath hat m.E. eine recht wuchtige Sillage. Man sollte den Duft nicht zu stark dosieren. Bei maßvoller Dosierung ist er jedoch ein idealer Begleiter für den ganzen Tag: vom Büro bis zum großen Abendereignis, da er zwischen dezenter Lavendelfrische, Würze und Wärme (Amber) changiert.
Der Charakter des Dufte ist so originell, so im engeren Wortsinne anders, so wenig mit den meisten aktuellen Herrendüften vergleichbar, dass ich eigentlich nur nachdrücklich einen Test empfehlen kann. Meine erste Assoziation war allerdings trotz der Entwicklungszeit (1998) eine Zeitreise in die 60er oder 70er.
Ein Duft für Gentlemen, für Connaisseure alter Düfte, für Liebhaber origineller Herrenparfums, fast schon ein letzter Mohikaner - und mein Duft für das Jahr 2014.
Trotz der schwachen Übersetzungen ins Deutsche hat der Roman seit seiner ersten Übertragung im Jahre 1841 in Deutschland eine große Popularität erlangt. Das geflügelte Wort vom „letzten Mohikaner“ ist für den Letzten einer Gruppe im Wortsinne sprichwörtlich geworden.
Und da haben wir auch schon den Bezug zu Jacques Faths pour L‘Homme. Zwar ist der Duft im engeren Sinne nicht der letzte seiner Art. Dennoch drängt sich bei der Masse von gesichtslosen Mainstream-Düften dieser Gedanke bei einem Test auf. Wer außergewöhnliche, von gängigen Schablonen abweichende Düfte tragen möchte, dem bleibt häufig nur der sehr teure Griff zur Nische. Selbst bei Nischenherstellern hat sich jedoch, was könnte bei derart starker Konkurrenz näher liegen, der Trend zum „Nischenmainstream“ breit gemacht. Man denke nur an die inflationär verwendete Kombination aus Rose und Oud, Oud in vielfältiger Variation, (orientalische) Weihrauchdüfte...
Wer wirklich anders duften möchte, der hat dann allenfalls noch die Möglichkeit, auf seltene Klassiker zurück zu greifen. Die sind häufig nicht einmal besonders teuer und halten sich wohl vor allem deshalb am Markt, weil sie eine kleine, aber treue Stammkundschaft haben, deren kalkulierbares Kaufverhalten die Produktion solcher Düfte lohnend erscheinen lässt.
In der Vergangenheit habe ich solch ungewöhnliche, oft überraschende Düfte vor allem bei den english scents (D.R. Harris, Geo F. Trumper, Czech & Speake, Crown / Anglia, Woods of Windsor, Truefitt & Hill) gefunden, auch bei kleineren Familienunternehmen aus Grasse oder im (Neben-)Programm traditioneller, eher konservativer, meist französischer Dufthäuser wie Caron, Patou, Piver, Houbigant oder (dem österreichischen Dufthaus) Knize.
Einer der Dufthäuser, die bereits seit einer kleinen Ewigkeit auf dem Markt sind und mit ihrem Green Water einen der absoluten Must-haves für Herrencolognes im Programm führen, ist Jacques Fath.
Jacques Fath (1912 - 1954) war ursprünglich ein einflussreicher französischer Modeschöpfer. Nach seinem Tod ging das Unternehmen durch verschiedene Hände, die Duftsparte wurde bereits zu Lebzeiten Faths mit Düften wie Chasuble (1945), Green Water (1947), Torrent (1947) und Iris Gris (1947) begründet.
Der hier besprochene Duft ist ein Vertreter aus den späten 90ern. Gleichwohl erinnert er in Qualität und Originalität an einen wesentlich älteren Duft, an Herrenklassiker aus den 60er bzw. 70er Jahre, an Düfte, die nicht selten längst nur noch in der Erinnerung existieren oder teuer auf Ebay erstanden werden müssen, bei denen das Risiko groß ist, dass sie nicht mehr brauchbar sind. Pour L‘Homme ist ein letzter Mohikaner, einer der letzten Vertreter seiner Art.
Die Konzeption des Duftes ist in der Tat sehr konservativ, dürfte jüngere Träger eher abschrecken, könnte aber auch als Beispiel dafür gelten, welche große Qualität Düfte einstmals hatten, wie außergewöhnlich auch heute noch Düfte sein könnten, denn Jacques Fath pour L‘Homme wird nach wie vor produziert und ist im Netz bei einigen wenigen Anbietern preiswert erhältlich. Mehr als 45,00 Euro muss niemand für den Duft bezahlen, oftmals ist er sogar billiger zu haben.
Überzeugend ist schon die Umverpackung: brauner Hochglanzkarton mit silbernem Wappen und geschwungenem Schriftzug. Der Flakon ist klassisch schlicht gehalten, so wie ich es mag, und wird von der typischen schweren Verschlusskappe des Unternehmens geziert. Alles erscheint hochwertig und qualitativ einwandfrei.
Der Duft selbst wird vor allem von einem Gewürzton dominiert, eröffnet aber zunächst makellos klassisch mit einer Lavendelnote. In der Duftpyramide ist als frische Komponente auch Minze angegeben, die ich aber selbst nicht unterscheiden kann. Stattdessen erscheinen schon bald holzige und säuerlich-frisch-blumige Noten, die noch vom Lavendel herrühren könnten, die vielleicht aber auch durch andere Blütenkomponenten oder die angegebenen Zitrusfrüchte entstehen könnten. Dabei sind die zitrischen Komponenten nicht so frisch wie in vielen Herrendüften der späten 90er, sondern eher warm, weich, sonnig und eher süß. Bei den Gewürzen scheint mir Zimt enthalten zu sein, eine Note, die auch von Galimard, einem kleinen Hersteller aus Grasse, gerne verwendet wird, die stellenweise geradezu ein Markenzeichen seiner Herrendüfte ist und die sich in Jacques Faths Duft wieder findet, so dass man fast annehmen könnte, dass Fath seinen Duft bei Galimard entwickeln ließ oder produzieren lässt.
Jacques Fath hat m.E. eine recht wuchtige Sillage. Man sollte den Duft nicht zu stark dosieren. Bei maßvoller Dosierung ist er jedoch ein idealer Begleiter für den ganzen Tag: vom Büro bis zum großen Abendereignis, da er zwischen dezenter Lavendelfrische, Würze und Wärme (Amber) changiert.
Der Charakter des Dufte ist so originell, so im engeren Wortsinne anders, so wenig mit den meisten aktuellen Herrendüften vergleichbar, dass ich eigentlich nur nachdrücklich einen Test empfehlen kann. Meine erste Assoziation war allerdings trotz der Entwicklungszeit (1998) eine Zeitreise in die 60er oder 70er.
Ein Duft für Gentlemen, für Connaisseure alter Düfte, für Liebhaber origineller Herrenparfums, fast schon ein letzter Mohikaner - und mein Duft für das Jahr 2014.
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