22.12.2018 - 13:12 Uhr
Yatagan
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Aurora borealis: ein Duftkrimi
Von Green Water besitze bzw. besaß ich alle Varianten. Von der Version von 1947 stand mutmaßlich einst ein Mini in meiner Sammlung (im Netz ersteigert, doch längst gekippt), der wenigstens die gleiche Form hatte wie der dort abgebildete Flakon. Ob der Duft so roch oder bereits eine Neuformulierung war, kann ich natürlich nicht beurteilen. Die ohne Jahreszahl vermerkte Version im stelenartigen Seventies-Flakon steht noch immer in meinem Schrank, ebenso die Variante von 1993, die ich immer besonders schätzte.
Nun erschien im Jahr 2016 in der durchwachsenen Essentials-Serie von Jacques Fath eine neue Formulierung, die wieder an das ursprüngliche Original aus dem Jahr 1947 anknüpfen soll. Tatsächlich habe man bei Fath, so in großer Ausführlichkeit in Luca Turins neuem Guide geschildert, keine Kosten und Mühen gescheut, die Originalformel nachzubilden. Vincent Roubert (u.a. Knize Ten und Fath Iris Gris), der den Duft komponierte, gab die Originalformel an Jean Kerléo, zeitweise Nase von Patou (1000, Eau de Patou, Joy, Patou pour Homme - und damit Schöpfer einige der besten Düfte aller Zeiten) und Gründer der berühmten Osmothèque, jenes Duftmuseums, in dem alle bedeutenden Düfte mir ihrer Originalrezeptur vorgehalten werden. Da Kerléo die Komposition jedoch offenbar selbst der Ursprungsmarke Fath nicht offen legen wollte, blieb für Cécile Zarokian (aktiv für die Marken Jourquin, Bijon, Amouage, Jovoy und viele andere), beauftragt mit der Neukomposition des Originalduftes, nur die Möglichkeit, vor Ort in der Osmothèque durch wiederholte Tests der Ursprungskomposition nachzuspüren. Klingt wie ein Duftkrimi und das ist es auch. Denn erlaubt sind nur Dufteindrücke auf Duftstreifen in den Räumen der Osmothèque, Abfüllungen dürfen nicht entnommen werden.
Schenkt man der Schilderung Glauben, sei es letztendlich gelungen, der Originalformel von 1947 so nahe wir irgend möglich zu kommen, auch unter Verwendung vergleichsweise teurer Inhaltsstoffe, was den durchaus ambitionierten Preis für diesen eher schlichten, frischen Duft erklären mag.
Trotz einiger Unterschiede zwischen allen mir bekannten Versionen hat Green Water dabei seinen Charakter ohnehin immer behalten: Zitrus (diverse Hesperidien) und Minze in ausgewogenen Verhältnis, Neroli, viele krautige und würzige Akzente, eine Basis aus Vetiver und Moos, diese allerdings sehr dezent und deutlich zurückgenommen.
Damit wären wir bei einem Duft, den man wirklich nur eingeschränkt beschreiben kann, weil das oben Genannte allzu schlicht klingt, so als hätte man das alles schon zigfach gerochen. Dass das so nicht ist, lässt sich bei einem Test prinzipiell ergründen. Lieber mag ich dabei übrigens nach wie vor die Variante von 1993, die ich auch den Vorgängerversionen vorziehe. Der Vorteil dabei: Den 1993er Jahrgang gibt es besonders preiswert als Restposten in den Tiefen des Netzes. Die Anschaffung der neuen, hier besprochenen, aufwändig nachkreierten Version lohnt nicht unbedingt den aufgerufenen Preis, es sei denn man ist - so wie ich - ein ausgesprochener Freund dieser charakteristischen Komposition und will sie der Vollständigkeit halber haben.
Ein letztes Wort zur Überschrift. Meinen frühen Kommentar (03.10.2012) zur Version von 1947 habe ich mit "Grünes Leuchten" überschrieben. Die Assoziation zum Polarlicht (Aurora borealis) drängt sich auf und fasst zusammen, was evident ist: einige fasziniert das grüne Leuchten, andere berührt es nicht.
Frohe Weihnachten!
Nun erschien im Jahr 2016 in der durchwachsenen Essentials-Serie von Jacques Fath eine neue Formulierung, die wieder an das ursprüngliche Original aus dem Jahr 1947 anknüpfen soll. Tatsächlich habe man bei Fath, so in großer Ausführlichkeit in Luca Turins neuem Guide geschildert, keine Kosten und Mühen gescheut, die Originalformel nachzubilden. Vincent Roubert (u.a. Knize Ten und Fath Iris Gris), der den Duft komponierte, gab die Originalformel an Jean Kerléo, zeitweise Nase von Patou (1000, Eau de Patou, Joy, Patou pour Homme - und damit Schöpfer einige der besten Düfte aller Zeiten) und Gründer der berühmten Osmothèque, jenes Duftmuseums, in dem alle bedeutenden Düfte mir ihrer Originalrezeptur vorgehalten werden. Da Kerléo die Komposition jedoch offenbar selbst der Ursprungsmarke Fath nicht offen legen wollte, blieb für Cécile Zarokian (aktiv für die Marken Jourquin, Bijon, Amouage, Jovoy und viele andere), beauftragt mit der Neukomposition des Originalduftes, nur die Möglichkeit, vor Ort in der Osmothèque durch wiederholte Tests der Ursprungskomposition nachzuspüren. Klingt wie ein Duftkrimi und das ist es auch. Denn erlaubt sind nur Dufteindrücke auf Duftstreifen in den Räumen der Osmothèque, Abfüllungen dürfen nicht entnommen werden.
Schenkt man der Schilderung Glauben, sei es letztendlich gelungen, der Originalformel von 1947 so nahe wir irgend möglich zu kommen, auch unter Verwendung vergleichsweise teurer Inhaltsstoffe, was den durchaus ambitionierten Preis für diesen eher schlichten, frischen Duft erklären mag.
Trotz einiger Unterschiede zwischen allen mir bekannten Versionen hat Green Water dabei seinen Charakter ohnehin immer behalten: Zitrus (diverse Hesperidien) und Minze in ausgewogenen Verhältnis, Neroli, viele krautige und würzige Akzente, eine Basis aus Vetiver und Moos, diese allerdings sehr dezent und deutlich zurückgenommen.
Damit wären wir bei einem Duft, den man wirklich nur eingeschränkt beschreiben kann, weil das oben Genannte allzu schlicht klingt, so als hätte man das alles schon zigfach gerochen. Dass das so nicht ist, lässt sich bei einem Test prinzipiell ergründen. Lieber mag ich dabei übrigens nach wie vor die Variante von 1993, die ich auch den Vorgängerversionen vorziehe. Der Vorteil dabei: Den 1993er Jahrgang gibt es besonders preiswert als Restposten in den Tiefen des Netzes. Die Anschaffung der neuen, hier besprochenen, aufwändig nachkreierten Version lohnt nicht unbedingt den aufgerufenen Preis, es sei denn man ist - so wie ich - ein ausgesprochener Freund dieser charakteristischen Komposition und will sie der Vollständigkeit halber haben.
Ein letztes Wort zur Überschrift. Meinen frühen Kommentar (03.10.2012) zur Version von 1947 habe ich mit "Grünes Leuchten" überschrieben. Die Assoziation zum Polarlicht (Aurora borealis) drängt sich auf und fasst zusammen, was evident ist: einige fasziniert das grüne Leuchten, andere berührt es nicht.
Frohe Weihnachten!
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