23.04.2015 - 14:50 Uhr
Meggi
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Wer zahlt denn jetzt die Zeche?
Mein erster richtiger Micaleff-Test, sprich: anhand eines Pröbchens im Alltag. Für die Möglichkeit dazu gilt mein Dank MisterE.
Der Auftakt lässt mich sogleich an Honig denken, mit dem Eindruck stehe ich nicht allein, wie ich festgestellt habe. Aber schon nach ein paar Sekunden scheint mir der Emir zu zerfallen, nämlich in Zitrusfrucht auf der einen und Oud auf der anderen Seite. Holziges Oud, konzentriert, dunkel. Sehr edel. Wohltuend anders empfinde ich es im Vergleich beispielsweise zu der anstrengenderen Montale-Variante. Nur: Was sollen die Hesperidien dabei? Diese Mischung finde ich etwas unglücklich.
Nach einer Stunde rollt ganz allmählich eine kräftige Rosengeranie heran. Nach zwei Stunden gefällt sie mir in Kombination mit dem Oud zunächst gut. Der Honigton ist auch zurückgekehrt. Damit muss man ja immer ein bisschen vorsichtig sein, doch im vorliegenden Fall ist es gelungen.
Allerdings entwickelt sich diese Rosengeranie im Fortgang nicht gerade unproblematisch. Sie ist vermutlich verantwortlich für den „Ungewaschen“-Eindruck, der bereits bemängelt wurde. Ich habe an einem entsprechenden Öl mal gerochen, das wirkte regelrecht gebraucht-tabakartig stinkig und riecht dann hier wie wahrscheinlich Sam Spade nach dreitägiger Dauer-Ermittlung inklusive Pausenlos-Gequalme. Mit dieser Portion Körper-Würze wird leider eine Zehe über eine gewisse Grenze gesetzt. Wirklich nachhaltig ungewaschen riecht natürlich noch schlimmer. Gelegentlich gibt es im Supermarkt im untersten Stock unseres Büro-Gebäudes im bunten Hamburg-Altona Kostproben davon. Lassen wir das.
Während nun etwa bei Immortal Beloved von YS UZAC ein Spannungsverhältnis aus Rose und Gebraucht-Tabak dezent und angedeutet erzeugt wird und damit, wie ich finde, eine Form von Erotik entsteht, ist es bei unserem Kandidaten Honig (tatsächlich weniger das Oud) und Stinketabak, und wird überdies allzu intensiv gegeigt. Erotisch geht anders. Oder es ist eine Form, die ich nicht verstehe. Zum Thema Erotik von Männergestank müssten sich ggf. die Fachleute äußern.
Nach rund fünf Stunden bekommt der Duft einen noch holzigeren Charakter. Auf Zeder hätte ich nicht getippt, eher Sandelholz, wenngleich unwürziger. Das wäre recht angenehm, wäre da nicht…. Hm. Ein ziemlicher Muff ist weiterhin nicht zu leugnen. Nein, sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Der stinkt gewaltig. Eben ungewaschen. Vielleicht nicht waschgelegenheitslos in Altona 2015, sondern dreinächteermittelnd in San Francisco 1930-1941. Trotzdem: Ungewaschen.
Nanu, ein Hauch von Minze am frühen Nachmittag? Nicht wirklich Minze, bloß eine Idee von Frische plötzlich. Na ja, eventuell hat Sam Spade gnädigerweise zwischendurch mal einen Kaugummi eingeworfen. Könnte freilich auch ein Irrtum gewesen sein, alsbald ist der Eindruck wieder verschwunden. Der Abschluss, ungefähr ab der achten Stunde, ist kompakt-dunkelholzig gehalten. Daneben irgendwie abgelagert-alkoholisch. Nach rund zehn Stunden ist der…nun ja…Spaß vorbei.
Originell und wuchtig, ganz zweifellos, aber für mich ist eine Grenze überschritten. Und einzig wegen der destillierten Oud-Note wird der Emir nicht zum Kauftipp, denn zum Glück habe ich vergleichbar Kompaktes jüngst im Oud Imperial von Perris entdeckt. Schwierig zu bewerten.
Nun fehlt lediglich noch eins: Den aufgenommenen Faden mit dem Ehrhardt’schen Emir-und-Scheich-Duo aus Pazuzus Kommi zu Ende zu spinnen. Die Diskussion ums Bezahlen war ja mitnichten zu Ende – wer zahlt jetzt die Zeche? Erinnern wir uns kurz. Wir kamen von:
Es sprach der Scheich zum Emir: „Erst zahl’n wir und dann geh’n wir.“
Der Emir zu dem Scheiche: „Nur über meine Leiche!“
Das bedarf offensichtlich der Klärung. Also:
Der Scheich bedrängt den Emir:
„Du hattest doch die zehn Bier!
Die zahl‘ ich nie im Leben.
Lass Dir die Rechnung geben!“
Der Emir kontert: „Du als Scheich
bist immerhin sprichwörtlich reich.
Die Kohle fließt vom Öle Dir,
spendiere deshalb Du das Bier!“
Da raunt der Scheich dem Emir zu:
„Das mit dem Öl-Scheich glaubst nur Du…“
Der Emir seufzt zum Scheich: „Was soll’s,
ich hab‘ noch von dem Adlerholz.
Ich denke, das wird reichen,
die Rechnung zu begleichen.
Ich zahle und dann geh’n wir!“
Es zahlt mithin – der Emir.
Der Auftakt lässt mich sogleich an Honig denken, mit dem Eindruck stehe ich nicht allein, wie ich festgestellt habe. Aber schon nach ein paar Sekunden scheint mir der Emir zu zerfallen, nämlich in Zitrusfrucht auf der einen und Oud auf der anderen Seite. Holziges Oud, konzentriert, dunkel. Sehr edel. Wohltuend anders empfinde ich es im Vergleich beispielsweise zu der anstrengenderen Montale-Variante. Nur: Was sollen die Hesperidien dabei? Diese Mischung finde ich etwas unglücklich.
Nach einer Stunde rollt ganz allmählich eine kräftige Rosengeranie heran. Nach zwei Stunden gefällt sie mir in Kombination mit dem Oud zunächst gut. Der Honigton ist auch zurückgekehrt. Damit muss man ja immer ein bisschen vorsichtig sein, doch im vorliegenden Fall ist es gelungen.
Allerdings entwickelt sich diese Rosengeranie im Fortgang nicht gerade unproblematisch. Sie ist vermutlich verantwortlich für den „Ungewaschen“-Eindruck, der bereits bemängelt wurde. Ich habe an einem entsprechenden Öl mal gerochen, das wirkte regelrecht gebraucht-tabakartig stinkig und riecht dann hier wie wahrscheinlich Sam Spade nach dreitägiger Dauer-Ermittlung inklusive Pausenlos-Gequalme. Mit dieser Portion Körper-Würze wird leider eine Zehe über eine gewisse Grenze gesetzt. Wirklich nachhaltig ungewaschen riecht natürlich noch schlimmer. Gelegentlich gibt es im Supermarkt im untersten Stock unseres Büro-Gebäudes im bunten Hamburg-Altona Kostproben davon. Lassen wir das.
Während nun etwa bei Immortal Beloved von YS UZAC ein Spannungsverhältnis aus Rose und Gebraucht-Tabak dezent und angedeutet erzeugt wird und damit, wie ich finde, eine Form von Erotik entsteht, ist es bei unserem Kandidaten Honig (tatsächlich weniger das Oud) und Stinketabak, und wird überdies allzu intensiv gegeigt. Erotisch geht anders. Oder es ist eine Form, die ich nicht verstehe. Zum Thema Erotik von Männergestank müssten sich ggf. die Fachleute äußern.
Nach rund fünf Stunden bekommt der Duft einen noch holzigeren Charakter. Auf Zeder hätte ich nicht getippt, eher Sandelholz, wenngleich unwürziger. Das wäre recht angenehm, wäre da nicht…. Hm. Ein ziemlicher Muff ist weiterhin nicht zu leugnen. Nein, sehen wir der Wahrheit ins Gesicht: Der stinkt gewaltig. Eben ungewaschen. Vielleicht nicht waschgelegenheitslos in Altona 2015, sondern dreinächteermittelnd in San Francisco 1930-1941. Trotzdem: Ungewaschen.
Nanu, ein Hauch von Minze am frühen Nachmittag? Nicht wirklich Minze, bloß eine Idee von Frische plötzlich. Na ja, eventuell hat Sam Spade gnädigerweise zwischendurch mal einen Kaugummi eingeworfen. Könnte freilich auch ein Irrtum gewesen sein, alsbald ist der Eindruck wieder verschwunden. Der Abschluss, ungefähr ab der achten Stunde, ist kompakt-dunkelholzig gehalten. Daneben irgendwie abgelagert-alkoholisch. Nach rund zehn Stunden ist der…nun ja…Spaß vorbei.
Originell und wuchtig, ganz zweifellos, aber für mich ist eine Grenze überschritten. Und einzig wegen der destillierten Oud-Note wird der Emir nicht zum Kauftipp, denn zum Glück habe ich vergleichbar Kompaktes jüngst im Oud Imperial von Perris entdeckt. Schwierig zu bewerten.
Nun fehlt lediglich noch eins: Den aufgenommenen Faden mit dem Ehrhardt’schen Emir-und-Scheich-Duo aus Pazuzus Kommi zu Ende zu spinnen. Die Diskussion ums Bezahlen war ja mitnichten zu Ende – wer zahlt jetzt die Zeche? Erinnern wir uns kurz. Wir kamen von:
Es sprach der Scheich zum Emir: „Erst zahl’n wir und dann geh’n wir.“
Der Emir zu dem Scheiche: „Nur über meine Leiche!“
Das bedarf offensichtlich der Klärung. Also:
Der Scheich bedrängt den Emir:
„Du hattest doch die zehn Bier!
Die zahl‘ ich nie im Leben.
Lass Dir die Rechnung geben!“
Der Emir kontert: „Du als Scheich
bist immerhin sprichwörtlich reich.
Die Kohle fließt vom Öle Dir,
spendiere deshalb Du das Bier!“
Da raunt der Scheich dem Emir zu:
„Das mit dem Öl-Scheich glaubst nur Du…“
Der Emir seufzt zum Scheich: „Was soll’s,
ich hab‘ noch von dem Adlerholz.
Ich denke, das wird reichen,
die Rechnung zu begleichen.
Ich zahle und dann geh’n wir!“
Es zahlt mithin – der Emir.
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